Heino_Goes_Klassik

HEINO überzeugt mit triumphalem Konzert in Kitzbühel

HEINO: Ausführlicher Bericht zu seinem Konzert „HEINO Goes Klassik“ in Kitzbühel

Wenn man mehr als eine Woche nach einem Konzert noch bewegt an diesen Abend zurückdenkt, hat der Star des Abends etwas richtig gemacht. Die Kollegen von smago! konstatierten völlig zurecht: Am 13. August 2022 gab Heino, seit 56 Jahren Deutschlands größter Volkssänger, im vollbesetzten Amphitheater von Schloss Kaps in seiner Wahlheimat Kitzbühel „das Konzert seines Lebens“.

„Heino goes Klassik – Ein deutscher Liederabend“ heißt das Programm, mit dem der Künstler bereits Ende 2021 auf Tournee war. In der Hochphase der Pandemie blieben einige Säle leer, einzelne Kritiker spotteten über angeblichen Playback-Gesang. An diesem Abend in Kitzbühel straft Heino sie alle Lügen: Unbestreitbar singt er jeden Ton live – und wie! Der 83-Jährige ist in der Form seines Lebens. Doch der Reihe nach.

Vom Publikum fast unbemerkt betritt Organist FRANZ LAMBERT an diesem lauen Sommerabend die Bühne, um das Konzert mit einem Auszug aus der „Rheinischen“, der dritten Symphonie von Robert Schumann, majestätisch auf seiner WERSI-Orgel zu eröffnen. Schauspielerin NICOLE MIETH führt charmant durch den Abend und schlägt den Bogen zu Heino. Dieser beginnt sein Programm mit „Es war am Anfang“, ein Lied seines Entdeckers und langjährigen Produzenten RALF BENDIX. So stimmgewaltig wie eindringlich ermahnt er die Zuhörer darin zur Wahrung der Schöpfung. Begleitet wird er an diesem Abend von FRANZ LAMBERT (WERSI-Orgel), BERTHOLD MATSCHAT (Flügel) und WOLFRAM SEIFERT (Gitarre) sowie den Chorsängerinnen GABY GOLDBERG und SASKIA BUGGERT, die die erkrankte ANGIE HENSCHEN vertritt.

In seiner Begrüßung vergisst HEINO nicht, zu erwähnen, dass er seine spätere Ehefrau HANNELORE 1972 bei der Miss-Austria-Wahl in der Tenne in Kitzbühel kennenlernte. Fünf Jahre verloren sie sich aus den Augen, bevor sie sich bei der Aufzeichnung der Fernsehsendung „Ein Abend in Blau“ wiedersahen und genau zwei Jahre später, am 03. April 1979, im Roten Rathaus von Bad Münstereifel heirateten. Dass HENNELORE dem Konzert beiwohnt und ihren Mann begeistert mit dem Handy filmt, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Im Publikum wurden außerdem Moderator MAX SCHAUTZER und WERNER BALDESSARINI gesichtet. 

Ebenfalls im Jahre 1972 nahm Heino erstmals das Lied „Es ist nie zu spät für ein neues Leben“ auf. Doch so bewegt war man wohl selten, wenn Heino es interpretierte. Wenn er dazu auffordert: „Sei bereit!“, klingt das in Kitzbühel so entschieden und durchdringend, dass man sich nicht traut, ihm zu widersprechen. Neben seiner stimmlichen Virtuosität ist es an diesem Abend Heinos größte Stärke, durch seinen Gesang Gefühle zu vermitteln. 

2008 widmete der Star seiner Hannelore zur Melodie von Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 in Bb-Moll „Mein Lied für Dich“. Auch beim Konzert in Kitzbühel berührt Heino das Publikum mit seiner gefühlvollen Interpretation. 

Den Höhepunkt des ersten Teils bildet jedoch „Ach, ich hab‘ in meinem Herzen“ aus der Oper „Schwarzer Peter“ von NORBERT SCHULTZE. Diese Arie hatte Heino 2003 seiner Tochter PETRA gewidmet, die durch Freitod aus dem Leben geschieden war. Noch nie hat man HEINO dieses Lied derart gefühlvoll singen gehört wie an diesem Abend in Kitzbühel. Das „Ach“ ist ein einziges schmerzvolles Klagen, in den Höhen brilliert seine Stimme. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal an diesem Abend fließen im Publikum Tränen. Übrigens ist er wohl der einzige Bariton, der diese Tenorarie im Repertoire hat.

Nach dem furiosen Auftakt stellt Moderatorin NICOLE MIETH den zweiten Stargast des Abends vor: LINUS ROTH. Der Ausnahmegeiger ist der würdige Nachfolger von YURY REVICH, der im vergangenen Jahr mit HEINO zu erleben war. Er gewann gleich zwei Klassik-Echos und ist Professor für Violine am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Wie sein Vorgänger bringt ROTH auf seiner Stradivari „Nel cor più non mi sento“ von PABLO SARASATE, „Salut d‘amour“ von EDWARD ELGAR und zwei Preludes zu Gehör.

Von 2009 bis 2014 ging Heino sehr erfolgreich auf Kirchentournee. Daran erinnert er in Kitzbühel mit dem berührenden „Ave verum corpus“, das WOLFGANG AMADEUS MOZART kurz vor seinem Tod komponierte. Auch hier zeigt der Sänger sein ganzes Können: In Sekundenschnelle wechselt er von zartem, fast zerbrechlichem Gesang zu einer solchen Eindringlichkeit, dass er spielend den Chor übertönt und den Zuhörern Gänsehaut bereitet. Spätestens bei „Die Himmel rühmen“ fragt man sich, warum HEINO sich nicht von Anfang an der Klassik verschrieben hat. 

Seit 1975 hat HEINO die Trauerarie „Letzte Rose“ aus der Oper „Martha“ von FRIEDRICH VON FLOTOW immer wieder unterschiedlich interpretiert. In Kitzbühel erklingt sie als letztes Lied vor der Pause mit einem erstmals 2019 veröffentlichten Text über die Vergänglichkeit des Lebens von JUTTA SIORPAES, die beim Konzert anwesend ist. Begleitet wird HEINO von LINUS ROTH, der die Melancholie des Liedes mit seiner Stradivari unterstreicht. Anders als auf der Tournee überlässt HEINO bei diesem Lied WOLFRAM SEIFERT die akustische Gitarre.

Als die Musiker schon die Bühne verlassen wollen, überreicht die Plattenfirma MCP allen Mitwirkenden sowie JULIUS HOPPE, der seit vielen Jahren für HEINOs Moderationen verantwortlich zeichnet, und Manager HELMUT WERNER eine Goldene Schallplatte für 7.500 verkaufte Exemplare des Albums „Helno goes Klassik – Ein deutscher Liederabend“ in Österreich. 

Den zweiten Teil läutet FRANZ LAMBERT mit einem Auszug aus der Ouvertüre der Oper „Wilhelm Tell“ von GIOACHINO ROSSINI ein (im vergangenen Jahr war es noch LUDWIG VAN BEETHOVENs „Ode An die Freude“), bevor NICOLE MIETH HEINO und LINUS ROTH wieder auf die Bühne bittet. Bei HEINOs Interpretation von „Teure Heimat“, entlehnt dem Gefangenenchor aus GIUSEPPE VERDIs Oper „Nabucco“, zeigt sich, dass hier wirklich jeder Ton live gesungen wird: So umgeht der Volkssänger den Schlusston (ein zweigestrichenes d) und singt stattdessen ein (eingestrichenes) a – aber mit 83 darf er das.

Entgegen der landläufigen Meinung zieht HEINO nicht nur älteres Publikum an. Erstaunlich viele Menschen zwischen 20 und 50 Jahren sind an diesem Abend vertreten. Das liegt sicherlich auch an HEINOs Rockalbum „Mit freundlichen Grüßen“, an das er in Kitzbühel auf Wunsch seines Patenkindes mit „Junge“ und „Vogel der Nacht“ erinnert. Bei letztgenanntem Song unterstützt HEINO den Chor mit extra tief gesungenen Tönen und beweist damit, dass er sich seine drei Oktaven bis heute bewahrt hat.

Was wäre Deutschlands größter Volkssänger ohne das Volkslied (und umgekehrt)? So erinnert er mit dem „Schwalbenlied (Mutterl, unterm Dach…)“ an seine musikalischen Wurzeln. Überflüssig, zu erwähnen, dass er auch hierbei mit stimmlicher Virtuosität glänzt. FRANZ LAMBERT verschafft dem Sänger – wie schon bei der Kirchentournee – mit der „Dornenvögel-Rhapsodie“ eine Verschnaufpause. Bei der Klassiktournee im vergangenen Jahr folgte an dieser Stelle LAMBERTs „Hummelflug“.

Wer mich kennt, weiß, dass ich immer schon gerne Seemannslieder gesungen habe“: Mit dieser altbekannten Ansage leitet HEINO zum nächsten musikalischen Block über. „La Paloma“ rührt mit seiner stimmgewaltigen spanischsprachigen Einleitung, bei der er das hohe d spielend erreicht und mehrere Takte lang hält, erneut zu Tränen. Anders als bei der Tournee im vergangenen Jahr interpretiert HEINO diesmal die erst 1986 veröffentlichte Textvariante „Ein Schiff fährt hinaus“. Auch die Begleitung ist für das Konzert moderner arrangiert. Mit „Seemann, lass‘ das Träumen“ folgt eine Hommage an LOLITA, bevor LINUS ROTH Variationen über die Arie „Nel cor più non mi sento“ von NICCOLO PAGANINI zum Klingen bringt.

Das Ende des Abends kündigt „Schlafe, mein Prinzchen“ an. Nach dieser gefühlvollen Interpretation bittet HEINO zu dessen Überraschung EBERHARD KULLA auf die Bühne. Der 66-Jährige ist seit 50 Jahren HEINO-Fan, obwohl er in der ehemaligen DDR aufwuchs und HEINOs Platten nur über Westkontakte beziehen konnte. Für seinen langjährigen Einsatz für HEINO überreicht ihm dieser eine Urkunde. Ein sichtlich gerührter KULLA bedankt sich bei seinem Star, der inzwischen Teil seines Lebens und seiner Familie geworden ist, wie er sagt. 

Guten Abend, gut‘ Nacht“ beendet den offiziellen Teil des Konzertes. Bei beiden Schlafliedern begleitet ihn Geiger LINUS ROTH. Als Zugabe ruft HEINO trotz beginnender Kälte ein Wunschkonzert aus und bringt mit seinem altbewährten, aber neu arrangierten Hit-Medley das Amphitheater zum Kochen. Zum Erstaunen Aller erreicht er bei „Blau blüht der Enzian“ sogar das dreigestrichene c – und das mit 83. Wie selbstverständlich mischt sich der Volkssänger gleich nach Konzertende unters Publikum, gibt seelenruhig Interviews und posiert so lange für Selfies, bis auch der letzte Fan, zum Teil eigens aus Deutschland, den Niederlanden und sogar Brasilien angereist, zufrieden nach Hause geht.

Eigentlich hätte HEINO nach jedem Lied Standing Ovation bekommen müssen, so brillant war sein musikalischer Vortrag. Lange hat man ihn nicht mehr mit so kraftvoller und an den richtigen Stellen geradezu zerbrechlicher Stimme singen gehört. Mit „HEINO goes Klassik“ zeigt er die gesamte Bandbreite seines Könnens: Klassik, Kirchenlieder, Rocksongs, Volkslieder, Seemannslieder, Schlaflieder und natürlich seine großen Hits präsentiert er an diesem Abend mit unerhörter Freude am Singen. Zwischendurch blitzt, bei aller Hingabe zum Gesang, immer wieder sein Humor durch: zum Beispiel, wenn ihm sämtliche Mitarbeiterinnen eines Kitzbühler Nagelstudios Blumen überreichen oder ihm die Bescheidenheit FRANZ LAMBERTs auffällt.

Wenn HEINO live singt, kann ihm kaum ein Sänger der deutschsprachigen Popularmusik das Wasser reichen. Wohl keiner seiner Sangeskollegen, erst recht nicht aus der Schlager- oder Volksmusikszene, deckt derart virtuos so viele musikalische Sparten ab wie HEINO. Fast schien es, als wolle er es noch einmal allen beweisen: Er sang förmlich um sein Leben. Nach diesem Konzert in Kitzbühel ist klar: HEINO ist und bleibt Deutschlands größter Volkssänger. 

Wer das Konzert versäumt hat, kann es sich am 22. Oktober um 20:15 Uhr auf Melodie TV ansehen – und wer sich live von Heinos Stimme begeistern lassen will, sollte sich seine Kirchentournee Ende des Jahres und seine im Dezember endlich stattfindenden Weihnachtskonzerte in den Niederlanden nicht entgehen lassen. 

 

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2 Antworten

  1. Vor kurzem hat er einen Auftritt bei Immer wieder Sonntags gehabt. Da musste er doch Playback singen? Dieses ganze Playback in den Shows ist nach diesem Artikel einfach nur peinlich. Es muss sich dringend etwas ändern. Die ganze Schlagerszene ist zurzeit nur noch langweilig. Alle sehen sie gleich aus. Alle haben den gleichen Stil. Die Abläufe in den Liedern und Songs ist immer gleich. Alle gleichen sich wie ein Ei dem anderen und man hört nur noch Beats und Computer. Die Schlagerszene ist so schlecht wie schon lange nicht mehr. Und die, die doch mal Abwechslung bringen könnten werden nicht eingeladen.

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