GABY KING ist tot: Die Stimme einer unbeschwerten Ära ist verstummt!
Mit GABY KING ist am 09.10.2025 eine Künstlerin von uns gegangen, die in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren wie kaum eine andere den Optimismus und die jugendliche Leichtigkeit der jungen Bundesrepublik verkörperte. Sie war keine Rebellin, sondern eine charmante Frau, die mit Stimme, Charme und Aufrichtigkeit den Traum vom großen Glück in die Wohnzimmer einer neuen Generation brachte.
Geboren in Bad Wiessee, aufgewachsen im idyllischen Icking im Isartal, zeigte sich ihr Talent schon früh. Als Kindermodel vor der Kamera (als Fotomodell für Kindermoden), als begeisterte Sängerin durchstreifte sie das Familienanwesen und sang alles, was sie hören konnte – von Kinderliedern bis zu den neuesten Radiohits, die sie sich von ihrem Taschengeld als Schallplatten kaufte. Musik war für sie kein Zeitvertreib, sondern ein inneres Bedürfnis.
Ihr Vater, ein angesehener Arzt und Wissenschaftler, sah ihre Zukunft eher in der akademischen Welt. Doch mit Unterstützung ihrer Mutter setzte GABY ihren eigenen Weg durch: Ballett, Klavier, Schauspielunterricht – die Bühne war ihr Ziel. Trotz strenger elterlicher Kontrolle fand sie Wege, ihre künstlerische Leidenschaft zu leben. Schon als Teenager knüpfte sie heimlich Kontakte in die Unterhaltungsbranche – ein mutiger Schritt für eine junge Frau ihrer Zeit.
1958 nahm sie gemeinsam mit WOLFGANG MARTIS ihre erste Platte auf – „GABY & WOLFGANG“ sollten das deutsche Pendant zu PETER KRAUS & CONNY FROBOESS werden. Der große Durchbruch kam wenig später: Beim Ariola-Nachwuchswettbewerb in der Münchner Filmstadt Geiselgasteig überzeugte sie mit Stimme, Charme und Bühnenpräsenz – und aus Gabriele wurde „Gaby King“. Der Künstlername war eine Hommage an den Mädchennamen ihrer Mutter.
Ihre Karriere verlief steil: Mit unbeschwerten Schlagern und Filmliedern traf sie den Nerv der Jugend. Im Ariola-Wettbewerb „Mädchen ans Mikrofon“ (in Kooperation mit der Zeitschrift FREUNDIN, basierend auf einem Wettbewerb der ca. 130 Ariola-Nachwuchsclubs ) siegte sie. Schon 1959 schaffte sie es mit ihrer ersten Solo-Single „Komm tanz mit mir“ (deutsche Version von BILL HALEYs „Vive La Rock’n’Roll“) in die Top-15 der damaligen Hitparade auf Radio Luxemburg.
Auf der „Teenager-Party“-Tournee 1960 begeisterte sie Tausende, verkaufte über 380.000 Singles und wurde von den Bravo-Lesern 1961 bis 1963 unter die beliebtesten deutschen Künstlerinnen gewählt. Ihr größter Erfolg war „Nur Charly schenkte mir Blumen“. Weitere Charthits waren „Ein junger Kavalier“ (1961) und „Oh, wird das schön“ (1961).
Doch sie war mehr als nur ein Teenie-Idol – am Bremer Schauspielhaus zeigte sie 1961 in Thornton Wilders Unsere kleine Stadt ihr Talent als ernsthafte Schauspielerin. Im Dezember 1962 brillierte sie im Bremer Theater im Märchenspiel „Der gestiefelte Kater“ von FRIEDRICH FORSTER als Prinzessin Malvinchen.
Auch im Kino war GABY zu sehen – laut memoryradio.de spielte sie u. a. in folgenden Filmen mit:
- Schlagerrevue 1962 (1961)
2. Was macht Papa denn in Italien (1961)
3. Davon träumen alle Mädchen (1961)
4. Gauner-Serenade (1960)
5. Mädchen für die Mambo-Bar (1959)
Dann kam ein Bruch: eine unüberlegte Ehe in Schottland, die Schlagzeilen machte und bald wieder geschieden wurde. Die heitere Sängerin verschwand aus dem Rampenlicht, doch nie aus der Welt der Stimmen. Sie fand eine neue Heimat hinter dem Mikrofon – als Synchronsprecherin, Radiomoderatorin bei Radio IN und später als Fernsehmoderatorin bei intv und QVC.
GABY KING blieb zeitlebens eine Frau, die Menschen mit ihrer Stimme erreichte – ob als Sängerin, Sprecherin oder Moderatorin. Privat fand sie ihr Glück in Ingolstadt, wo sie mit ihrer Familie lebte und drei Söhne großzog. Einer von ihnen, MICHAEL KERN, wurde 2025 Oberbürgermeister der Stadt – ein Vermächtnis, das zeigt, dass Engagement und Leidenschaft in dieser Familie weiterleben.
Mit GABY KING verliert die deutsche Musiklandschaft eine Stimme, die ein Stück Zeitgeschichte schrieb. Ihre Lieder mögen heute nostalgisch klingen – aber sie tragen bis heute das Gefühl einer Ära, in der alles möglich schien.
Ruhe in Frieden, GABY KING – und danke für die Melodien.