Ralph Siegel Christian Bruhn

CHRISTIAN BRUHN: Seine Rede zum 80. von RALPH SIEGEL im Wortlaut

CHRISTIAN BRUHN begeisterte mit seiner Rede beim Jubiläum von RALPH SIEGEL

Der große Schlagertextdichter Prof. CHRISTIAN BRUHN begeisterte bei der Feier zum 80. Geburtstag von RALPH SIEGEL mit einer Rede, die wir unseren Lesern gerne zukommen lassen wollen. BRUHN würdigte seinen Kollegen und langjährigen Freund RALPH SIEGEL zu dessen 80. Geburtstag als den „Kaiser des Schlagers“, dessen Musik seit fast 60 Jahren die deutsche Unterhaltung prägt.

In seiner Rede hob er hervor, dass RALPH sich bewusst für verständliche, eingängige und emotionale Melodien entschieden habe, die Millionen Menschen begeistern und längst zum Volksgut geworden sind. Mit über 2000 Titeln, zahllosen Erfolgen beim Eurovision Song Contest, Klassikern wie „Ein bisschen Frieden“ oder „Moskau“ und einer Fülle an Auszeichnungen habe RALPH SIEGEL gezeigt, dass Unterhaltungsmusik kulturelle Bedeutung besitzt. CHRISTIAN BRUHN betonte zudem RALPHs Fleiß, seinen unerschöpflichen Einfallsreichtum, seine Großzügigkeit und Leidenschaft, die ihn zu einer der prägenden Persönlichkeiten der deutschen Musik machten.

Hier seine großartige Rede im Wortlaut – verbunden mit herzlichem Dank für die Abdruckgenehmigung:

Rede von CHRISTIAN BRUHN im Wortlaut

Ralph Siegel – 80 Jahre

M.D. & H., liebe Festgäste, lieber und hochgeschätzter Jubilar:
Die GEMA, von deren gnädigen Ausschüttungen ein Großteil der Komponisten sein Dasein fristet, unterscheidet bekanntlich zwischen E- und U-Musik. E für ernst, U für unterhaltend. Das GEMA-Inkasso für die E-Musik macht etwa 5 % aus, dasjenige für die U-Musik folgerichtig 95 %. Die zeitgenössische E-Musik hat sich von der Tonalität weitgehend verabschiedet, die U-Musik nicht.

Es gibt Komponisten, die sogenannte Ernste Musik für 12 Motorräder geschrieben haben, ein anderer setzte ein Streichquartett in vier verschiedene Hubschrauber. Es gibt Komponisten, deren Fernsehmusik aus vorgefertigten Geräuschen besteht, und es gibt Kollegen, die das Orchester ein Cis spielen lassen, wo der Sänger mit einem C dagegenhalten muss – was natürlich schiefgeht. Ich saß einmal neben einem E-Kollegen bei einer Aufführung seines Werkes und las die Partitur mit. „Die Sängerin singt nicht die Noten, die Du geschrieben hast“, sagte ich zu ihm. „Das macht nichts“, sagte er. – Im Ernst.

Im Gegensatz zur sogenannten ernsten, also E-Musik, steht die Unterhaltungsmusik, kurz U-Musik genannt. Unser verstorbener Textdichterfürst Hans Hee fasste weise zusammen: „Schön sind sowohl U wie E, U jedoch tut nicht so weh“. Und Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe stellte schon im vorvorigen Jahrhundert richtig fest: „Was sich zwanzig Jahre hält, und die Neigung des Volkes hat, das muss schon etwas sein.“

Und damit sind wir endlich bei unserem Jubilar, denn was hält sich bald fast 60 Jahre? Die Musik von Ralph Siegel. Und ich habe so weit ausgeholt, weil ich deutlich machen wollte: Hier hat sich einer ganz bewusst und zielgerichtet für die verständliche Musik entschieden. Für Melodien, welche die Herzen höher schlagen lassen, für die Abfolge von klangvollen Akkorden, die historisch bedingt und qualifiziert sind. Für den Pop-Song, also für den Schlager. Ralph Siegel ist ganz einfach der Kaiser des Schlagers, es gibt so gut wie niemand, der nicht mindestens zehn Songs von Ralph nachsingen kann. Zig goldene Schallplatten bestätigen den Riesenerfolg!

Die Lieder unseres Geburtstagskindes bedeuten Musikkultur, sie sind Volksgut, sie beglücken dank ihrer Sangbarkeit den größten Teil der Menschen hierzulande, und sie wurden exportiert und von Weltstars gesungen. Mit Preisen wie Echo, Bundesverdienstkreuz, Paul-Linke-Ring, Bambi, Bayerischer Verdienstorden sowie mit Töchtern reichlich gesegnet, vollendest du deine 80 Jahre.

Ralph Siegel – du bist der Vesuv, der Ätna, der Krakatau des Schlagers, nur dass deinem speienden Berg kein Feuer, sondern feurig-romantische, rhythmisch-elegante und wunderbar moll-verträumte Weisen entströmen. Weisen wie „Blue Johnny Blue“ oder das unheimlich schöne „Pan“, Weisen wie „Good Bye Mama“ oder „Moskau, Moskau“ – und „Dschinghis Khan“.

Aus deinen rund 2000 Titeln hier eine weitere Mini-Auswahl – jeder kennt diese Lieder:
„Fiesta Mexicana“, „Theater“, „Lass die Sonne in dein Herz“, „Der letzte Sirtaki“, „Einmal verliebt, immer verliebt“, „Irgendwo brennt für jeden ein Licht“, „Das war Babicka“, „La Provence“ und schließlich das Eurovisions-Siegerlied „Ein bisschen Frieden“.

„Die Leichtigkeit des Komponierens liegt eben oft im Einfall.“ Dieser Satz von unserem Geburtstagskind klingt zunächst eher wie eine Binsenweisheit, bei näherer Nachprüfung aber erweist er sich als zutreffend – ja sogar als geniale Formulierung. Denn: Wem Einfälle gegeben sind – zugkräftige, ans Herz gehende, sentimentale aber nicht kitschige, rhythmisch aufwühlende aber nicht platte, sexy Songs aber nicht sexistische, Lieder voll Wehmut, voll Trost, voll Witz und Fröhlichkeit – und all dies so musikalisch, so umwerfend, so eingängig –, ja dem mag das Komponieren leichtfallen!

Lieber Ralph, Musik machst du mit Begeisterung, man sagt, du seist ein Besessener: Stimmt genau – die Musik besitzt dich! Dein großartiges Talent, dein ungeheurer Fleiß, dein Durchsetzungsvermögen, dein unbeirrter Glaube an die Kraft der verständlichen Musik und der nie versiegende Quell deiner Einfälle – sie lassen uns Mitbewerber fassungslos dastehen. Wovon wir träumen, das machst du wahr.

Schuld an deinen Erfolgen ist aber auch deine strenge und engagierte Mitarbeit an den Texten, denn es ist ein großer Unterschied, ob man Noten nur mit passenden Worten versieht oder ob sich die Zeilen originell, wie angegossen und unlösbar mit der Musik verbinden. Aber selbst wenn die Musik nicht aus deiner Feder stammte – wie beispielsweise „Griechischer Wein“, „Ein bisschen Spaß muss sein“ oder „Die kleine Kneipe“ –, gabst du als Produzent dein Allerbestes. Und die Erfolge gaben wiederum dir recht.

Deine Großzügigkeit darf hier nicht unerwähnt bleiben: Oft hast du Kollegen mit Vorschüssen unterstützt, die sich nicht unbedingt amortisierten. Als Gastgeber bist du unübertroffen, deine Feste sind Legende!

Lieber Ralph – auch nach der gefühlten 100. Teilnahme am Eurovision Song Contest: Mach weiter so, du kannst zwar „Nicht immer 17 sein“, aber deine „Lieder sind die besten Freunde“! Überlasse die zwölf Motorräder getrost einem E-Kollegen, gib ihm meinetwegen noch 21 Nähmaschinen hinzu – du aber bleibe bei deiner vielfältigen, wunderbaren Dur-Moll-Tonalität!

Lieber Freund: Ich bin ein erfahrener Kollege, und ich weiß, wovon ich rede: You are the greatest!

Und ich fasse zusammen:

  • Die Musik ist kurz und knapp? – Dann stammt sie von Stefan Raab.

  • Die Musik – ist sie gestohlen? – Nein, die ist von Dieter Bohlen.

  • Die Musik ist klar und rein? – Kann nur von Ralph Siegel sein!

Dank für alles und Glückauf!

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 073

Wir sind zurück aus unserer ungeplanten Sommerpause und reden über die vergangenen Schlager-News.

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