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CHARLY BRUNNER: Radio-Dilemma schon seit vielen Jahren!
Dankenswerterweise hat CHARLY BRUNNER, der ja kein Blatt vor den Mund nimmt, das Thema “deutscher Musik im Radio”- bzw. genauer “deutscher Schlager” im Radio aufgegriffen. Was traurig ist: Es tut sich da seit vielen Jahren nichts. RALPH SIEGEL schrieb in seiner 2015 erschienenen Autobiografie einige Aspekte, die CHARLY heute noch immer zurecht als aktuelles Thema aufgreift.
Thema externe Berater
RALPH SIEGEL 2015:
Warum hier nicht mal wieder ein Nachdenken beim Rundfunkrat einsetzt, kann wohl niemand verstehen außer den Beratern, die wahrscheinlich nur damit beschäftigt sind, die Werbung und die Einschaltquoten zum wichtigsten Aspekt ihrer Arbeit zu erklären
CHARLY BRUNNER im Schlagerprofis-Podcast:
Externe Berater wurden angeheuert, um mehr Zuhörer zu bekommen. Das war ohne Not. Die haben erzählt, was die Hörer angeblich hören wollen. Diese Firmen fingen dann an, den Sendern vorzuschreiben, was sie spielen sollen. Die Intendanten haben sich gegen die eigenen Redakteure durchgesetzt. Was dahinter steckt, ist schwer zu sagen. Man hatte doch gestandene Unterhaltungsredakteure, die sich mit der Materie beschäftigt haben. WDR4 hat Open Airs gemacht, Albumbesprechungen, Schifffahrten am Rhein und… und… und… – das war eine echte Community.
WDR4 schreibt auf seiner Homepage – das findet man auch bei anderen Sendern dieser Art: Wir sind Heimat – und dann wird auf Songs von ABBA, QUEEN und Co. abgehoben. Der deutsche Schlager ist dort praktisch nicht zu finden. Man fragt sich, was dahintersteckt – ein Pakt von Musikverlagen? Wenn FLORIAN SILBEREISEN im TV regelmäßig mehrere Millionen Menschen erreicht und laut einer Umfrage 10 Mio. Menschen in Deutschland regelmäßig Schlager hören, ist die Nachfrage danach doch klar da.
Thema Marktforschung / Umfragen
RALPH SIEGEL 2015:
Marktforschung hat das Bauchgefühl überholt, und ich will gar nicht wissen, wie viele potenzielle Hits auf diese Art und Weise keine Chance bekommen haben“. Wenn ich einen Studenten losschicke und lasse ihn auf der Straße oder wo auch immer andere fragen, ob er lieber Schlager oder Oldies höre, bekommt er natürlich zur Antwort Oldies. Ja, Lieder, die ich noch nicht kenne, kann ich mir ja auch nicht wünschen!“ (S. 329)
CHARLY BRUNNER im Schlagerprofis-Podcast:
Bezüglich der Umfragen ist bei der Umstellung auf internationale Oldies teils durchgesickert, welche Fragen gestellt wurden. Es wurde gefragt: Hören Sie die neue Single von CLAUDIA JUNG lieber oder ABBA? Bei der Antwort „Die neue Single von CLAUDIA kenne ich nicht“, schloss man daraus, dass die Menschen lieber ABBA hören.
Thema Geldabfluss ins Ausland
RALPH SIEGEL 2015:
Von dem Geld, das hier von der GEMA eingenommen wird, wandern inzwischen mehr als 60 Prozent ins Ausland.
CHARLY BRUNNER:
Es gehen Unsummen an Rundfunkgeldern ins Ausland. Die GEMA schüttet das Geld aus – und zwar vielfach ins Ausland.
Thema Wegfall von Arbeitsplätzen
RALPH SIEGEL 2015:
Hier steht eine ganze Nation mit ihrer kreativen Zukunft auf dem Spiel.
CHARLY BRUNNER im Schlagerprofis-Podcast:
Mit dem Schlager-Stopp haben gefühlt 1000e Menschen – Komponisten, Autoren, Musiker, Techniker – ihren Job verloren. Das ist den öffentlich-rechtlichen Mitarbeitern mit gutem Salär und Altersversorgung egal.
Thema Wertschätzung des Schlagers
RALPH SIEGEL 2015:
Die Menschen in Deutschland lieben deutsche Popmusik sowie Schlager und auch die Volksmusik, nur die meisten Redakteure und Programmmacher schauen einfach darüber hinweg und lassen einen großen Berufsstand im Regen stehen.
CHARLY BRUNNER im Schlagerprofis-Podcast:
Weltstars wie RITCHIE BLACKMORE von DEEP PURPLE sagen „Schlager ist deutsche Soulmusic“. Ausländische Weltstars loben den Schlager. Warum schämen sich die Rundfunkredakteure dafür?
Exkurs: RITCHIE BLACKMORE 2016 in der WELT über deutschen Schlager (siehe HIER)
Ich weiß, dass das Genre in Deutschland nicht sehr geachtet ist. Für mich sind Schlager Teil einer typisch deutschen Tradition. Ich finde diese Musik sehr unschuldig im Vergleich zu… sagen wir Hip-Hop. Ich würde gern ein Heilmittel gegen Hip-Hop erfinden. Ich finde Hip-Hop sehr irritierend, nervtötend. Schlagermusik ist zwar sehr schlicht, aber auch unschuldig und geradeheraus. Ich finde, so sollte Musik sein, auf gewisse Weise. Ich erinnere mich an die alten Tage, 1963, 1964. Drafi Deutscher, Rex Gildo, Roy Black, Peter Alexander, nicht zu vergessen Heino. (lacht)
WELT: Blackmore hört Heino – ich glaub’s nicht.
Ich weiß, das löst bei Deutschen immer Irritationen aus: „Du hörst dir doch nicht diesen Dreck an!“ – „Doch“, sage ich dann, „genau das mache ich.“ Schlager ist eben anders, leichte Musik, du musst nicht groß nachdenken.
Das sind nur einige der Themen, die leider seit inzwischen mehr als zehn Jahren auf der Agenda stehen – beispielsweise geht es auch um ausbleibende Nachwuchsförderung, wie sie früher in Sendungen wie der ZDF-Hitparade, Disco etc. betrieben wurde – bis hin zum Grand Prix der Volksmusik – alle Formate weg.
CHARLY BRUNNER fragt sich, wer damals die Entscheidungsträger waren und wer heute dahinter steckt, dass einem Millionenpublikum, das der Schlager ja hat, diese Musik im Radio von öffentlich-rechtlichen Sendern ja klar unterschlagen wird – vielleicht meldet sich ja mal jemand, der das schlüssig begründen kann..
Vielleicht finden sich ja Menschen, die gerne wissen wollen, von wem bestimmt wurde, dass der Schlager aus dem Programm verbannt wird. Die damaligen Entscheidungsträger sind weg – die Frage ist: WER hat das damals beschlossen, dass sehr viele Arbeitsplätze wegfallen und das Geld ins Ausland geht. Ob dieser Aspekt berücksichtigt wurde, würde mich interessieren.
Abschließend noch ein Kommentar auf YouTube unter dem Schlagerprofis-Podcast, den wir bemerkenswert finden:
Was WDR4 gemacht hat, ist ein Skandal. Der Sender WDR4 ist nicht mehr, dass was er war. Heutzutage will man nicht mehr dazu bekennen, dass man einst Schlager gespielt hat. Noch schlimmer ist es, dass teilweise einige Moderatoren bei WDR 4 geblieben sind , die keinen Hehl daraus machen, dass Sie heutzutage Deutsche Musik nicht mögen , egal welcher Art, die Sie früher gespielt haben . Das sieht man auch bei der Playlist bei WDR4.
Hinweis: Wer den Schlagerprofis-Podcast 52 noch einmal nachhören möchte, kann das HIER tun.
