Ace Cats

ACE CATS: MARKUS FRÄGER ist tot – lastet ein Fluch über der Band?

Nun auch Sänger der ACE CATS gestorben

Wer kennt ihn nicht, den Überhit der Ace Cats: „L-L-L-Linda, ich ruf dich an„. Damit hat es die beliebte Ruhrgebietsband auf Platz 1 der ZDF-Hitparade geschafft – sogar noch in der Ära von DIETER THOMAS HECK. Frontmann und Sänger der ACE CATS war damals MARKUS FRÄGER. Der ist am 18. August leider nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

Letztes Gründungsmitglied tot

Schon Ende der 1970er Jahre machten MARKUS FRÄGER und sein BRUDER LUITGER FRÄGER im südlichen Ruhrgebiet mit einer Band namens „California Wheelstand Kings“ Rock’n’Roll-Musik. Das kam an. In der gleichen Zeit waren der Gitarrist THOMAS SZALAGA (eines Zeitungsartikels zufolge vom „Huckarder Bruch“ aus Dortmund) und der Schlagzeuger CHRISTIAN SCHUDDE erfolgreich mit dem Covern von britischen Beatsongs der frühen 1960er Jahre, insbesondere von den BEATLES (Band „APPLES“). Die Musiker trafen sich eines Tages und beschlossen, eine gemeinsame Band mit einer originellen Mischung aus beiden Stilrichtungen zu gründen. Dem Portal Deutsche-Mugge verriet MARKUS FRÄGER, dass das erste Treffen im Keller des Unnaer Jugendzentrums stattfand.

Erweitert wurde das Quartett um die beiden hübschen Sängerinnen PETRA HUMFELD und TINA SCHUDDE (Schwester des Schlagzeugers). (TINA ersetzte ANNE FRÄGER, die beim ersten Album noch mitsang). Zunächst nannte man sich ALLEY CATS, benannte sich dann aber in ACE CATS um, um einen Rechtsstreit mit einer gleichnamigen Punkband zu vermeiden.

1982: Erstes Album mit GÖTZ ALSMANN am Keyboard

Einen Meilenstein der deutschen Rockabilly-Geschichte schrieben die ACE CATS mit ihrem ersten im Juli und August 1982 produzierten Album „Cat Talk“. Bei Insidern kamen zwei Dinge gut an: Wie perfekt sie den typischen Rockybilly-Sound trafen und wie stylisch sie gekleidet und frisiert waren. Stilprägend war sicher der von LUITGER gespielte Kontrabass und die Halbresonanzgitarre, die THOMAS gespielt hat. Damals leistete man sich einen Keyboarder -und was für einen: Niemand geringerer als GÖTZ ALSMANN fungierte damals als Pianist der Band. Zu hören gab es Coversongs, aber auch eigene Titel wie die von THOMAS SZALAGA geschriebene Single „Good Health To You“.

Spannend: Schon damals berichtete die BRAVO über das ACE-CATS-Debut: „Teds und andere Rockabilly-Fans im Ruhrpott stehen Kopf wegen „Ace Cats“, vier Jungs und zwei Mädchen, die Musik der fünfziger Jahre in leicht verschärfter Form machen. Zumindest auf Platte geht die Post bei den Cats noch mal um ’nen Zahn schneller ab als bei den Altmeistern wie TED HEROLD. Sänger und Leadgitarrist MARKUS FRÄGER, den seine Fans „Skinny Jim“ nennen, kann’s mit seiner seidenweichen Stimme und ausgefeilten Gesangstechnik auch mit Koryphäen vom Schlager SHAKY aufnehmen. Was mich außerdem total fasziniert, ist das blitzsaubere, millimetergenaue Zusammenspiel der Band. Trotz aller Perfektion fehlt es nicht an Leben und Drive auf der Platte – mit anderen Worten: Die ACE CATS haben mit ihrer Sammlung von Rockabilly-Klassikern ein kleines musikalisches Wunder geschaffen. Hört auf jeden Fall mal in „Good Health To You“, das die Band selbst geschrieben hat, rein.

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Majorcompany CBS schließt Vertrag mit den ACE CATS

Nicht nur mit ihrem Debutalbum, nein vor allem auch mit ihren Liveauftritten sorgten die ACE CATS damals für viel Aufmerksamkeit. Bei einem gemeinsamen Auftritt mit SHAKIN‘ STEVENS im Mai 1983 in der Dortmunder Westfalenhalle wurden sie vom Felck weg von der CBS unter Vertrag genommen. Bevor die Plattenkarriere weiterging, war ein gemeinsames Konzert mit Rocklegende FATS DOMINO im September 1983 in der Essener Grugahalle ein Meilenstein der Bandgeschichte. Zuvor absolvierte die Band im Juni 1983 ihre erste kleine Deutschlandtour – Zum Leidwesen der Hardcorefans wurden die kommenden Produktionen in deutscher Sprache aufgenommen. Mit „Heut Nacht„, der ersten Single, landeten die ACE CATS gleich einen großen Hit. In der Hochzeit der Neuen Deutschen Welle landete das Sextett damit gleich einen veritablen Airplay-Hit. Als Produzent fungierte damals neben ARMAND VOLKER auch BARNY MURPHY von der SPIDER MURPHY GANG. Im Winter 1983 ging es erneut auf Deutschland-Tour. Zu Beginn des Jahres 1984 standen auch die ersten TV-Auftritte in der „Michael-Braun-Talkshow“ (07.01.1984) und in der WDR-Lokalsendung „Aktuelle Stunde“ an.

Durchbruch mit „Linda“

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Den endgültigen Durchbruch schafften die ACE CATS mit ihrem Hit „Linda“, den sie in der ZDF-Hitparade nicht nur vorstellen, sondern mit dem sie sogar Spitzenreter wurden. Von ziemlicher Bedeutung dürfte der 24. Mai 1984 gewesen sein. An dem Tag waren die ACE CATS in der von JÜRGEN VON DER LIPPE moderierten Sendung „Show Start“ mit dabei und stellten ihre „Linda“ vor. Das schlug ein. Und die Sendung war damals auch bedeutend, wie sich später herausstellen sollten – DIE ÄRZTE hatten in der Sendung auch ihren ersten bundesweiten Auftritt. Schade, dass es solche Nachwuchssendungen heute nicht mehr gibt.

Der Seite „Deutsche-mugge.de“ verriet MARKUS FRÄGER, dass es etwas „bitter“ für die Band, die die meisten Lieder selber schreibt, war, dass ausgerechnet der größte Hit vom britischen Autorenteam komponiert Sue Shifrin und Terry Britten geschrieben wurde, deren Song die ACE CATS auf Rockabilly getrimmt und dazu einen deutschen Text geschrieben hatten.

Nummer 1 der ZDF-Hitparade

Den richtigen Durchbruch schafften die ACE CATS („ausgerechnet“) dank der ZDF-Hitparade. Am 21. Juli 1984 traten sie in der von DIETER THOMAS HECK moderierten Show auf und konnten sich gegen die SPIDER MURPHY GANG, STEFAN REMMLER, CINDY (von CINDY & BERT, die damals untrötslich war) und TONY HOLIDAY durchsetzen, was bedeutete: Spitzenreiter der ZDF-Hitparade. Im Anschluss ging es in die Single-Charts mit „Linda“ – das Sextett schaffte es bis auf Platz 17 der Charts. Bei den Hits des Jahres durften die ACE CATS bei der von THOMAS GOTTSCHALK moderierten Show „Thommys Pop Show“ im ZDF mit ihrer „Linda“ auftreten – das war wohl der kommerzielle Höhepunkt der Band.

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Erstes Album: „Katzen tanzen durch die Nacht“

Aufgrund des Erfolges konnte nun eine etwas ausgiebigere Deutschland-Tour gestartet werden – das war ja der Vorteil der ACE-CATS, das sie großartige Livemusiker waren. Im Gepäck hatten sie ihr erstes Album „Katzen tanzen durch die Nacht“. MARKUS FRÄGER zeichnete das Cover, was er übrigens auch für GÖTZ ALSMANNs Frühwerk „Party Time“ tat. Auch das Album war kommerziell erfolgreich und schaffte es auf Platz 54 der deutschen Albumcharts. Kurios: Das Album wurde – anders als die beiden ersten Singles – von ULF KRÜGER produziert, der mit LEINEMANN erfolgreich war und auch die Comeback-Alben der 1970er Jahre von TED HEROLD produziert hatte. Ein im Livebetrieb gut angekommener Titel wurde als Single ausgekoppelt: „Rockabella“. Eigentlich ein sehr schöner und kommerzieller Titel – der schaffte es aber nur auf untere Airplay-Ränge.

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Mit „Du liebst mich“ kein Anschlusserfolg

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Ein Jahr nach ihrem ersten Auftritt in der ZDF-Hitparade traten die ACE-CATS erneut in der Kultsendung auf – diesmal nicht so erfolgreich wie beim ersten Mal. Die wieder von ARMAND VOLKER im März 1985 produzierte Single konnte sich beim inzwischen moderierenden VICTOR WORMS nicht platzieren. Trotz eines Top-TV-Auftritts bei „Show und Co. mit Carlo“ gelang kein echter Hit.

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„Gina“ ist nicht „Linda“

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Ein beliebter Fehler in der kommerziellen Schlager- und Popmusik ist es, einem Erfolg mit gleichem Konzept hinterherzuhächeln. Das geht nur selten gut (z. B. bei MODERN TALKING). Oft ist es nicht verkehrt, dem ersten Hit einen ganz anderen Song hinterherzuschieben – auf UDO JÜRGENS‘ „Griechischen Wein“ folgte bekanntlich „Das ehrenwerte Haus“. – Die ACE CATS haben es anders probiert und mit „Gina“ zwar einen schönen Song abgeliefert, der aber erneut einfach zu sehr nach dem „Linda“-Muster gestrickt war und deshalb auch nicht wirklich erfolgreich war. Immerhin: Am 15. Januar 1986 war das Sextett damit in der ZDF-Hitparade zu Gast.

Letztes Album in Urbesetzung:

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Die „beste Rock’n“Roll-Band Deutschlands“ veröffentlichte im Herbst 1985 ihr letztes Album in Urbesetzung: „Stundenlang im Fieber“. Parallel dazu ging die Gruppe erneut auf Deutschland-Tour. Den Titel „Du nur Du“ koppelte die Band aus und stellte den Song am 17. September 1986 bei ihrem letzten Auftritt in der ZDF-Hitparade vor. Laut Pressetext geht es in dem Song um „Liebe a la Videocassette“. Da war von Internet und Smartphone noch lange keine Rede…

Recht interessant ist der Pressetext zu „Stundenlang im Fieber“: „Stundenlang im Fieber“ zeigt noch mehr als ihr Vorgänger die musikalische Potenz der ACE CATS. Neben den ausgefeilten Rock’n’Roll-Nummern wie „Gina“, „Du nur Du“, „Nur einmal“ und „Helden der Nacht“ gelang es den ACE CATS auch, ihre alte Liebe für Swingnummern im Studio umzusetzen. „Wenn die Möwe schreit“, „Wo bist du“ und „Stundenlang im Fieber“ sind beste Beweise hierfür. – Natürlich fehlt auch die obligatorische „Schnulze“ nicht. „Vielleicht“ knüpft nahtlos an ihren Vorgänger „Lass den Vorhang zu“ an. „Stundenlang im Fieber“ enthält Pop, Swing und Rock’n’Roll.

Ende der ACE CATS in Urbesetzung

In etwa in der Zeit, in der die sexy Backgroundsängerin PETRA HUMFELD den Drummer CHRISTIAN SCHUDDE heiratete und mit ihm eine Tochter bekam, trennte sich die Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Wobei es keine echte „Trennung“ war, sondern eher eine Umstrukturierung. Hintergrund waren damals Richtungsstreitigkeiten.Entscheidend: MARKUS FRÄGER wurde von TED SHANSKY ersetzt. Auch THOMAS SZALAGA und TINA SCHUDDE schieden aus und gründeten 1987 eine eigene Band namens „SHE BOP“. PETRA übernahm damals das Keyboard. Das ging mit einem musikalischen Wandel einher: Popmusik statt Rock’n’Roll lautete die Devise.

Dennoch haben sich die Musiker wieder ihrem bürgerlichen Leben verschrieben:

– MARKUS FRÄGER betätigte sich wieder als Grafiker und Künstler,
– LUITGER hatte einen Job beim TV-Sender VIVA,
– CHRISTIAN war in einem Aluwerk tätig,
– TINA betätigte sich als Lehrerin,
– PETRA war beim „Energie“-Verlag tätig, wodurch später ein neuer Kontakt zu Sony Music möglich gemacht wurde.

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TV-Auftritte bei „So isses“ und dem „Fernsehgarten“ führten nicht zu kommerziellem Erfolg.

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Auch die von FERDINAND FÖRSTER produzierte poppige Neuversion des Oldies „Sheila“ konnte nicht zu altem Erfolg zurückführen.

MARKUS FRÄGERs Projekt „KREISLER“ kommerziell nicht erfolgreich

Auf Betreiben seines damaligen Managers GEORGE GLÜCK wurde MARKUS FRÄGERS Album unter dem Namen „KREISLER“ von Musikern der WESTERNHAGEN-Band produziert, nämlich von RENÉ TINNER und HELMUT ZERLETT (später „Harald-Schmidt-Show“). Was er nach der Bandauflösung machte, ist in einem Pressetext zu lesen: „Nach der Auflösung der ACE CATS machte MARKUS FRÄGER mehrere Ausstellungen, gestaltete ein „Musik-Kunst“-Projekt mit der New Yorker Künstlerin COLETTE und begann gleichzeitig, an seiner Solokarriere zu arbeiten“. Wir erfahren dann auch das Ansinnen des „KREISLER“-Albums: „Dem Multitalent gelang eine interessante, in dieser Form wohl noch nie da gewesene Fusion aus Rockabilly und moderner Popmusik. Der Charme und der Swing der fünfziger Jahre wird durch KREISLERs Stimme und Melodien in die neunziger Jahre transportiert.“ Anders als seine Kollegen von den ACE CATS trat MARKUS FRÄGER, der ein distanziertes Verhältnis zum deutschen Schlager hatte, in der ZDF-Hitparade auf – Seit an Seit mit ROY BLACK und MATTHIAS REIM…

Letztes Comeback 1996

Im Jahr 1996 starteten die ACE CATS noch einmal durch – insbesondere im Livegeschäft. Parallel wurden die alten Alben noch einmal als CD aufgelegt, und mit „Immer wieder solo“ erschien auch noch einmal eine brandneue Single. Der auch als „LARS VEGAS“ bekannte Sänger JÜRGEN WEBER trieb dieses Projekt erfolgreich voran. Entscheidend für das respektable Comeback war vermutlich aber auch, dass die beiden tollen Sängerinnen PETRA und TINA wieder am Start waren – ebenso wie die Urgesteine CHRISTIAN und THOMAS.

Live kam das Konzept an – die Tonträger hingegen verkauften sich schlecht. Im Dezember 1996 erschien eine Single namens „Lady Di“ mit dem Bonustrack „Herz beißt Haifisch“ (bezogen auf eine gleichnamige Single-Party) – die verkaufte sich nicht gut und wurde knapp ein Jahr später, nach dem Tod von Lady Diana, wieder vom Markt genommen. Gemeinsam gingen die ACE CATS noch einmal auf Club-Tournee – danach war diese legendäre Gruppe Geschichte – und es begannen furchtbare Schicksalsschläge.

2005: LUITGER FRÄGER verunglückt tödlich

Das Drama der ACE CATS beginnt 2005. Im Alter von nur 43 Jahren verstarb der Gründer der ACE CATS und damalige Frontman der „CAJUN PIONEERS“) bei einem Autounfall tödlich. LUITGER wurde nur kurz zuvor zum drittbesten Cajun-Akkordeonspieler Europas gekürt.

2012: THOMAS SZALAGA verstorben

Am 13. April 2012 verstarb mit THOMAS SZALAGA ein weiteres Gründungsmitglied der ACE CATS. Noch ein Jahr zuvor trat er mit den ACE CATS bei der RTL-Show „Die Ultimative Chartshow“ auf. THOMAS erlag einem Krebsleiden und wurde nur 52 Jahre alt.

2019: TINA SZALAGA folgt ihrem ehemaligen Mann

Tragisch: Sieben Jahre nach THOMAS ist auch die dunkelhaarige Schönheit TINA SZALAGA, die Schwester des Drummers CHRISTIAN und „Ex-Frau“ von THOMAS, ebenfalls sehr jung an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung verstorben.

2020: MARKUS FRÄGER erliegt einem Krebsleiden

Anlass dieses Artikels ist der Krebs-Tod von MARKUS FRÄGER, der offensichtlich viel mehr in der Kunstwelt involviert war als in der Musikszene. Auf seiner offiziellen Webseite erwähnt er „seine“ Band mit keinem Wort. In Kunstkreisen existieren einige Nachrufe – wir wollen nun ihm und der von ihm maßgeblich geprägten Band ACE CATS ein Denkmal setzen. Von den Gründungsmitgliedern leben noch der Drummer CHRISTIAN SCHUDDE und die Sängerin PETRA SCHUDDE. Wir hoffen, dass das Karma zurückschlägt und die beiden tollen Musiker (Musikerinnen) ein umso längeres und gesundes tolles Leben haben mögen…

 

 

 

 

 

 

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 054

In dieser Folge blicken wir zurück auf den SCHLAGERBOOOM 2024.

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4 Antworten

  1. Danke für den Tollen Artikel.Der Sänger in der Hitparade hieß Markus Fräger,Jürgen Weber war der Sänger von 96-98.Aber bis auf den Flüchtigkeitsfehler toll geschrieben,danke!

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