
Eine Auszeichnung, auf die Roy besonders stolz war, wurde ihm im FrĂŒhjahr 1968 verliehen â das renommierte Branchenblatt âBillboardâ verlieh ihm den âNative Artist awardâ als Deutschlands erfolgreichster SchlagersĂ€nger.
1968: RTL verleiht „Goldenes Radio“ als „Trostpreis“
Den Schlagerjahrgang 1968 lĂ€utete Roy gewohnt erfolgreich mit dem von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschriebenen Schlager âBleib bei mirâ ein. Der Titel wurde erstmals am 25. Januar 1968 in der ZDF-Show „Der Goldene Schuss“, moderiert von VICO TORRIANI, vorgestellt – die Sendung ist aktuell sogar auf YouTube verfĂŒgbar. Und am 26. Juni 1968 war ROY damit in der von MARIANNE KOCH moderierten Sendung „Meine Melodie“ zu Gast.
Im Februar 1968 schrieb die BRAVO zu diesem Song, dass er fĂŒr ihn ânach MaĂ gemachtâ sei. Und weiter orakelte das Jugendmagazin: âMan könnte wetten: Roy Black wird wieder der Schlagermann des Jahresâ. – Auch der Titel war in Roys Filmdebut zu hören â es reichte erneut fĂŒr eine Top-3-Platzierung in den deutschen Single-Charts. Mit 336 Punkten rangierte Roy nur knapp hinter Tom Jones und dessen âDelilahâ auf Platz 2 der BRAVO-Jahrescharts 1968. Zum zweiten Mal in Folge verliehen die Leser des Jugendblattes ihm den Preis âGoldener Ottoâ. Zu Roys Verdruss gab es allerdings 1968 keinen Löwen von RTL â zu stark war seinerzeit die Ăbermacht von Idolen wie Peter Alexander und Heintje. GewissermaĂen als âTrostpreisâ wurde ihm fĂŒr seine Beliebtheit ein âGoldenes Radioâ vom Sender verliehen.
Goldene Leinwand fĂŒr „Immer Ărger mit den Paukern“
Im Sommer 1968 wurde mit âWunderbar ist die Weltâ die deutsche Version des Louis-Armstrong-Hits âWhat A Wonderful Worldâ veröffentlicht â erneut ein von Elisabeth Bertram getexteter Top-10-Hit. Die BRAVO schrieb damals dazu:
„ROY BLACK hĂ€tte fĂŒr seine neue Platte keine bessere Melodie wĂ€hlen können: Wunderbar ist die Welt ist die deutsche Fassung des Louis-Armstrong-Songs „What a wonderful World“, der wochenlang auf Platz 1 der englischen Hitparade rangierte. Jeder kennt mittlerweile dieses schöne Lied, das fĂŒr die warme volle Stimme von ROY wie geschaffen ist.“
Den Schlager sang Roy auch im ersten Kinofilm, in dem er an der Seite von Uschi Glas die Hauptrolle spielte: âImmer Ărger mit den Paukernâ â mit dem am 18. Oktober 1968 uraufgefĂŒhrten Film wollte man ein Gegengewicht zu den damals beliebten âLĂŒmmelâ-Filmen schaffen, was mehr als gelang â rund vier Millionen Kinobesucher wollten den Film sehen, so dass es dafĂŒr eine Goldene Leinwand gab. Intensiv berichtete damals die Bravo ĂŒber diesen Film und widmete USCHI und ROY damals sogar einen „Starschnitt“.
Stress mit Ă3
Der anhaltende Erfolg Roy Blacks war dem österreichischen Radiointendanten Gerd Bacher offensichtlich ein Dorn im Auge. Im damals recht neuen Radioprogramm Oe3 wurden ihm zu viele romantische Titel gespielt. Im Wortlaut wandte sich Bacher im Juli 1968 wie folgt an seine Mitarbeiter: âIn den letzten Monaten beginnt eine mir unerklĂ€rliche Schnulzeninvasion ĂŒber Ă3 hereinzubrechen. Wann immer man Allroundprogramme in Ă3 aufdreht, sĂ€uselt einem ein germanischer Schwachsinniger in die Ohren. Da ich mein Ersuchen seit Monaten â leider vergeblich â an die diversen Ă3-Herren und Damen richte, wĂŒrde ich nach meiner RĂŒckkehr nicht mehr bitten, sondern entsprechende Konsequenzen ziehen.â
Die Konsequenzen wurden tatsĂ€chlich gezogen â statt deutschsprachigen Schlager zu spielen, setzte man in Ăsterreich schon vor knapp 50 Jahren auf die Bevormundung und spielte bevorzugt internationale Hits. Die Rede war von einer (tatsĂ€chlich erfolgten) âEnt-Roy-Blackisierungâ des Programms. Das Procedere, so zu tun, als hörten Menschen lieber internationale Musik als deutschen Schlager, ist ja heute weiter verbreitet denn je. Insofern sei es erlaubt, die Vita des Menschen zu beleuchten, der mit dem Schnulzenerlass Geschichte schrieb. Bei Wikipedia steht zu lesen: âBacher wurde 1938 Mitglied der Hitlerjugend; am 20. April 1943 bewarb er sich um Aufnahme in die NSDAP. Er leistete zunĂ€chst Reichsarbeitsdienst in Rankweil in Vorarlberg und meldete sich freiwillig als Soldat zur Wehrmacht.â âŠ
Erste Deutschland-Tour
Ende 1968 gab es einen weiteren Meilenstein in Roys Karriere â er begab sich erstmals auf Deutschland-Tournee. Vom 29. Oktober 1968 (Köln) bis zum 15. November des Jahres (Augsburg) spielte er 14 Konzerte. Er spielte gemeinsam mit dem Orchester Werner Twardy 24 Titel.  Udo JĂŒrgens richtete dem Kollegen via Telegramm damals viele GrĂŒĂe aus. Roy trat damals gemeinsam mit dem beliebten Medium Terzett auf.
Erster PreistrÀger der Goldenen Europa: Roy Black
Im Jahr 1968 wurde vom SaarlĂ€ndischen Rundfunk ein neuer Preis namens âEuropaâ (spĂ€ter âGoldene Europaâ) verliehen. Der Preis ist eine Erfindung von Dieter Thomas Heck, der damals deutsche SĂ€ngerinnen und SĂ€nger wĂŒrdigen sollte. Zu den ersten PreistrĂ€gern zĂ€hlte 1968 Roy Black.
Weitere PreistrĂ€ger waren damals VICKY, REX GILDO, ALEXANDRA und (in Abwesenheit) UDO JĂRGENS. Verliehen wurde der Preis am 01.02.1969 in der Mainzer Rheingoldhalle – damals noch im Rahmen des damaligen Filmpreises. ROY sang zwei Titel, begleitet vom Orchester KURT EDELHAGEN.
Erster Sieger der ZDF-Hitparade: Roy Black
Mit dem nĂ€chsten Schlager, dem bereits im Herbst 1968 veröffentlichten âIch denkâ an Dichâ, schrieb Roy einmal mehr Geschichte. Er stellte den Song am 18. Januar 1969 in der allerersten ZDF-Hitparade vor und wurde gleich als Sieger der ersten Show gekĂŒrt. Interessant ist, dass es bis 1977 dauern sollte, bis Roy erneut in Dieter Thomas Hecks Kultshow zu Gast war â die weit verbreitete Behauptung, Roy sei in der Glanzzeit seiner Karriere Dauergast der ZDF-Hitparade gewesen, ist schlicht falsch â abgesehen eben von âIch denk an Dichâ, das gleich 3 Mal die Show gewinnen konnte. Auch das gleichnamige Album war sehr erfolgreich und schaffte es bis auf Platz 5 der Album-Charts. Die BRAVO beurteilte den Song im November 1968 wie folgt: âRoy Black verlieĂ die von ihm gewohnte Linie der balladenhaften Slow-Songs. Ich denk an Dich ist fast ein Foxtrott, hat aber natĂŒrlich eine breit angelegte und sich sofort einprĂ€gende Melodie.â. Die Werbung lohnte sich â die Leser der BRAVO kĂŒrten den Titel zum fĂŒnftbeliebtesten Schlager des Jahres 1969 (320 Punkte).
Auch die Plattenfirma erkannte, dass ROY „unerreicht an der Spitze der Hit-Parade im ZDF“ war:
Dauerbrenner: „Weihnachten bin ich zu Haus“
Die gleichnamige LP (âIch denkâ an Dichâ) wurde Ende 1968 ein echter Dauerbrenner und hielt sich fast ein Jahr lang in den Charts. – Ein groĂer Erfolg und ein echter Dauerbrenner wurde auch die ebenfalls Ende 1968 erschienene LP âWeihnachten bin ich zu Hausâ, fĂŒr die Roy einige Jahre spĂ€ter im Jahr 1974 eine Goldene Schallplatte erhalten sollte.
Riesenhit: „Das MĂ€dchen Carina“
Auf der Cover-RĂŒckseite des nĂ€chsten Top-Hits, des von Georg Buschor und Rolf Arland geschriebenen Songs âDas MĂ€dchen Carinaâ, bedankt Roy sich artig dafĂŒr, 3-Mal in der TV-Hitparade gewonnen zu haben. Einmal mehr setzte sich die B-Seite durch, bei der Erstauflage war nĂ€mlich die Umseite âIch bin so gern bei Dirâ als Zugpferd geplant â vielleicht, weil der Schlager im Kinofilm âUnser Doktor ist der Besteâ zu hören war.
FĂŒr „Ich bin so gern bei dir“ wurde im Musikmarkt sogar eine Anzeige geschaltet:Â
Sensationell: âDas MĂ€dchen Carinaâ schaffte es bis an die Spitze der deutschen Single-Charts. Zur eigentlichen A-Seite, die dann B-Seite wurde, schrieb die BRAVO am 12. Mai 1969: âRoy Black darf sich gratulieren. âIch bin so gern bei Dirâ wird garantiert ein Bestseller. Es ist ein schönes Liebeslied und genau auf seinen Stil und seine Stimme zugeschnitten. Volltreffer!â. Trotz dieser Verwirrung schaffte es âDas MĂ€dchen Carinaâ auf Platz 2 der BRAVO-Jahrescharts mit 377 Punkten â erfolgreicher war in jenem Jahr nur Barry Ryans âEloiseâ.
Im FrĂŒhjahr 1969 (vermutlich passend zum Muttertag) veröffentlichte Roy eine LP namens âIch hab Dich liebâ, auf der er sein Image als Schnulzenkönig festigte. Auf dem Cover war er mit einem StrauĂ roter Rosen abgebildet, und Lieder wie âGute Nacht, Mutterâ und âDas zerbrochene Ringleinâ dĂŒrften insbesondere die Ă€lteren seiner Fans angesprochen haben. Den Fans hatâs gefallen â die LP schaffte es erneut in die Top-5 der deutschen LP-Charts.
Mit seinem „Carina“-Song begeisterte ROY ĂŒbrigens nicht nur die deutschen Fans. Beim Schlagerfestival Brasov (RumĂ€nien) sang er den Titel in Landessprache und rĂ€umte in RumĂ€nien mit dem Schlager mĂ€chtig ab.
Goldene Leinwand fĂŒr „Unser Doktor ist der Beste“
Nachdem âGanz in WeiĂâ musikalisch zur Roys Visitenkarte wurde, entschloss man sich, auch in Sachen Film âGanz in WeiĂâ wahr werden zu lasen â Roy schlĂŒpfte in den weiĂen Kittel und spielte an der Seite von Helga Anders einen Assistenzarzt namens (ausgerechnet) Dr. Sommer. Auch âUnser Doktor ist der Besteâ wurde ein Kassenschlager. Ăber 3 Millionen Zuschauer sahen den Film im Kino binnen 3 Jahren â dafĂŒr gab es erneut die Goldene Leinwand. Und auch im Fernsehen wurde Roy immer populĂ€rer. Im Mai 1969 strahlte das ZDF den 60-minĂŒtigen Film âZum Beispiel Roy Blackâ aus, in dem der SĂ€nger portraitiert wurde.
Sehr nachdenklich stimmend ist in dieser hoch interessanten Reportage insbesondere die Statements von Roys Eltern. Wer meint, dass die vor Stolz ĂŒber den unfassbaren Erfolg ihres Sohnes platzen, sieht sich getĂ€uscht â im Gegenteil wird Roy der Vorwurf gemacht, dass das ruhige Familienleben der Höllerichs wie frĂŒher nicht mehr möglich war. Die Annehmlichkeiten werden kaum thematisiert. Man gewinnt den Eindruck, dass diese förmlich spĂŒrbare fehlende Anerkennung des Elternhauses mindestens ebenso stark Roys Psyche belastet hat wie der Zwiespalt, eigentlich Rocker sein zu wollen, aber das Image des SchnulzensĂ€ngers zu bekleiden.
1969: Zweite Deutschland-Tour
Im Herbst 1969 ging Roy erneut auf Tour. Eines der Konzerte, das in der Bielefelder Oetker-Halle, wurde am 21. Oktober 1969 fĂŒr eine LP-Produktion mitgeschnitten. Die LP âEin Abend mit Roy Blackâ erschien im November 1969. Vor einigen Jahren wurde das Band mit dem kompletten Konzertmitschnitt wiederentdeckt und von Universal als Doppel-CD unter dem Titel âLive in Bielefeldâ 2016 neu und von den Aufnahmen her teilweise erstmals ĂŒberhaupt veröffentlicht. Bei dem Erfolg war es kein Wunder, dass der Hattrick gelang: Auch 1969 gab es den Goldenen Otto der Zeitschrift Bravo.
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