ESC 2018: Nächste Blamage für Deutschland? Kommentare deaktiviert für ESC 2018: Nächste Blamage für Deutschland?

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In den vergangenen Jahren hat Deutschland sich beim ESC mit schöner Regelmäßigkeit bis auf die Knochen blamiert. Von Jahr zu Jahr gelobte der federführende NDR (meist in Form von dessen Unterhaltungschef Thomas Schreiber), den Auswahlmodus anzupassen.

2015: Voice Of Germany-Sieger Kümmert sagt ESC-Teilnahme ab

2015 gewann Andreas Kümmert die Vorentscheidung. Nachdem er gewonnen hatte, lehnte er die Teilnahme am ESC dankend ab. Kümmert gewann zuvor den Wettbewerb Voice Of Germany. Offensichtlich sah er die Vorentscheidung als Promotion-Plattform an und hatte gar keinen Bock auf den ESC. Die Sängerin Ann Sophie rückte nach und wurde 27. von 27 Teilnehmern – ein bislang unerreichter „Rekord“, weil die Anzahl der Teilnehmer ja etwas reduziert wurde.

2016 wurde Jamie Lee zur Eurovision geschickt. Auch sie war Siegerin des Casting-Formats Voice Of Germany. Auch sie hat es „geschafft“, den letzten Platz zu holen – sie wurde 26. von 26 Teilnehmern.

Ansage für 2018: Keine Zusammenarbeit mit „Voice Of Germany“

Nachdem 2017 auch Levina krachend scheiterte – immerhin reichte es zum 25. Platz von 26 Beiträgen -, suchte der federführende NDR nach neuen Wegen. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen sagte Thomas Schreiber: „Auch beim Auswahlverfahren erneut mit einer Casting-Show wie „The Voice of Germany“ zusammenzuarbeiten, hält Schreiber nicht für erfolgversprechend: „Das ist keine Perspektive“, sagte er am Montag. „Außer dem ersten Album von Ivy Quainoo ist bei keinem „The Voice of Germany“-Gewinner ein echter Hit entstanden. Hinzu kommt: „The Voice of Germany“-Gewinner Andreas Kümmert machte 2015 einen Rückzieher. Jamie Lee, die anschließende „The Voice of Germany“-Gewinnerin, habe zwar in Deutschland, aber beim ESC 2016 keinen Erfolg gehabt, sagte Schreiber.“ – Zitat-Ende. (Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Deutschland-sucht-eine-neue-ESC-Hoffnung-id41465746.html. Immerhin schien man inzwischen begriffen zu haben, dass dieses Castingformat absolut nicht effizient für die Eurovision ist – die Sieger haben in der Regel keinen Bezug zum ESC.

2018: Voice-Of-Germany-Teilnehmer Michael Schulte tritt an

Nach dieser Ansage gleich drei von sechs Eurovisions-Kandidaten aus der Voice-Of-Germany-Show zu rekrutieren, zeigt, wie ernst es der NDR damit meint, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Den Modus, eine „Experten“-Jury zu installieren, geht in die gleiche Richtung – dass DIE natürlich kaum voXXclub wählen, war abzusehen. Somit wird vermieden, dass ein schlageresker Titel zur Eurovision kann. Bei diesen „Experten“ hätte die israelische Favoritin Netta mit Sicherheit auch keine Chance gehabt. Umgekehrt hätten voXXclub beim internationalen Wettbewerb mit ihrer Bühnenerfahrung und Originalität definitiv eine sehr gute Figur abgegeben – schade, die Chance wurde vertan.

Favoritin Netta – Deutschlands großes Ziel: Top-10

Die Israelin Netta, die mit einem witzigen Song, der aber ernst interpretiert wird (er wird als Beitrag zur „MeToo“-Debatte verstanden), antritt, hat vermutlich aktuell den Zeitgeist getroffen. Michael Schultes Song hat mit dem Tod seines Vaters zwar ein anrührendes Thema, das vielleicht das eine oder andere Pünktchen bringt. Aber selbst die Top-10 als großes Ziel auszuloben und den Sieg nicht mal im Ansatz anzupeilen, zeigt, mit welchem Ansatz heutzutage beim ESC  angegangen wird. Ein Ralph Siegel brannte immer für den „Grand Prix“, legte sein ganzes Herzblut in den Titel. Heute wird da nur verwaltet und abgewickelt. Man möchte dem Wettbewerb wünschen, dass eines Tages wieder Menschen verantwortlich gemacht werden, die für die Eurovision brennen. Vielleicht wird es ja 2019 ein Umdenken geben?

 

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KALUSH ORCHESTRA: Wir gratulieren der Ukraine schon mal zum ESC Sieg 2022 Kommentare deaktiviert für KALUSH ORCHESTRA: Wir gratulieren der Ukraine schon mal zum ESC Sieg 2022

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KALUSH ORCHESTRA: Erstmals in der ESC-Geschichte steht der Sieger schon vorher fest

Okay, der Grand Prix war nie unpolitisch. Songs wie „Hallelujah“ (1979) oder „Ein bisschen Frieden“ (1982) hatten durchaus auch zeitgeschichtlichen Bezug. Wenn hier und da zu lesen ist, dass es „immer schon so war“, dass der Sieger vorher feststeht und die musikalische Qualität eines Songs „schon immer“ vollkommen uninteressant war, stimmt das nicht. Bis vor ca. 30 Jahren war durchaus auch die Qualität eines Songs für einen Sieg wichtig – deshalb sind die „alten“ Lieder auch immer noch populär, während sich an die Sieger der letzten 30 Jahre kaum noch jemand erinnert.

Vor 60 Jahren: „Zwei kleine Italiener“

Genau 60 Jahre ist es her, dass CONNY FROBOESS Deutschland mit dem von CHRISTIAN BRUHN komponierten Titel „Zwei kleine Italiener“ vertreten hat. Bis heute ist das ein Schlager, den die Spatzen von den Dächern pfeifen und den viele Menschen kennen. Spannend wäre ein Experiment: Durch die Straßen gehen und die Menschen fragen, ob sie den Song „Rockstar“ ansingen können – oder eher „Zwei kleine Italiener“ – wir können uns gut vorstellen, dass hier der „Oldie“ weit vorne liegen würde. Sicher auch CONNY war damals so was wie „Tochter von…“ – aber es war eben auch der Song wichtig und ein gewisses musikalisches Fundament, das in heutiger Zeit anscheinend niemanden mehr interessiert. 

Gratulation an die Ukraine

Natürlich sind auch wir solidarisch mit der Ukraine. Natürlich gönnen wir der Nation den Sieg von Herzen. Schade ist nur, dass es inzwischen vollkommen egal ist, welcher Song ins Rennen geschickt wird und in diesem Jahr NUR noch die Politik interessiert. Die Blöße, der Ukraine eben NICHT „12 Points“ zu geben, wird sich wohl kaum jemand geben, was wir auch sogar verstehen können – nur ist es halt schade, dass ein Musikwettbewerb vollkommen losgekoppelt von der Musik ist. Man darf gespannt sein, ob in Analogie bei der Fußball-WM alle Mannschaften von vorneherein ihre Punkte an die Ukraine geben – aus erforderlicher Solidarität. 

Mal wieder wird Deutschland im hinteren Drittel landen – vermutlich sogar ähnlich schlecht „wie immer“, seit der NDR beschlossen hat, auch bei x-facher Total-Blamage jegliche Beratungen auszuschlagen und lieber den „Sohn von…“ ins Rennen zu schicken als eine international bekannte Band. Auch da könnte man angesichts der letzten Jahre sagen: „wie immer“ – das stimmt aber nicht. Es gab Zeiten, als man tolle Beiträge ins Rennen schicken konnte, die bis heute Evergreens sind. Die unterirdisch gruseligen Beiträge der letzten Jahre sind doch – von vielleicht einer Ausnahme abgesehen – alle schon jetzt vergessen. 

Wer dafür am wenigsten kann, ist das KALUSH ORCHESTRA, den wir jetzt schon mal – bevor das Event beginnt – zum Sieg gratulieren, weil sie es geschafft haben, schon vor Beginn des Wettbewerbs als Sieger festzustehen – davon gehen zumindest wir aus. – Sollten wir daneben liegen, leisten wir Abbitte…

 

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IKKE HÜFTGOLD redet Tacheles und prangert bezüglich ESC ausgerechnet bei SWR-Schlager mangelnde Vielfalt an 1

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IKKE HÜFTGOLD redet Klartext

Anders als andere Kolleginnen und Kollegen, die nicht nur wir „im Verdacht haben“, beim ESC als Kandidatin (oder Kandidat) Bewerbungen verschickt zu haben, redet IKKE HÜFTGOLD nicht um den heißen Brei herum. Ob er ein würdiger ESC-Vertreter gewesen wäre – man weiß es nicht. Wofür er (wie die Kollegen von ESKIMO CALLBOY) aber sicherlich steht, ist die Programmvielfalt, die uns versprochen wurde und vom NDR „mal wieder“ nicht eingehalten wurde. Die Folge ist irre: Eine Petition für ESKIMO CALLBOY (siehe HIER) hat inzwischen über 125.000 Unterzeichner und damit möglicherweise mehr „echte“ Stimmen als der Sieger des ESC-Vorentscheids je haben kann. 

Gehört SWR nicht zur ARD?

Richtig „spannend“ und absolut zutreffend finden wir einige Statements von IKKE – und nochmal: Es geht nicht um die Vorliebe für seine Lieder, sondern um die Unverschämtheit, bei öffentlich-rechtlichen Sendern nur den eigenen Musikgeschmack zu tolerieren – immer wieder auch zu Lasten des deutschen Schlagers, der sehr viele Glanzlichter in der Geschichte des Wettbewerbs gesetzt hatte. So sagt IKKE HÜFTGOLD: 

Das ist die Entscheidung der sehr erzkonservativen Intendanten des NDR und der ARD.

Richtig. Und zur ARD gehört auch der SWR. Und ein maßgeblicher Entscheidungsträger ist SWR3-Wellenchef GREGOR FRIEDEL. Dessen Funktion hat das Portal ESC-kompakt treffend beschrieben: 

Gregor Friedel ist 53 Jahre alt und seit 2017 Musikchef von SWR3, einem der reichweitenstärksten ARD-Radiovertreter in der VE-Jury. Gregor Friedel ist jetzt wohl auch eine Art Radiojury-Sprecher. Denn auf eine Interviewanfrage von ESC kompakt an Torsten Engel, Programmchef von NDR2, der für die ARD Radios auf der „Germany 12 Points„-Pressekonferenz gesprochen hat, haben wir drei Stunden nach Veröffentlichung von ESC Update die Antwort erhalten, dass nunmehr Gregor Friedel für ein schriftliches Interview ansprechbar ist.

Mit anderen Worten spricht ein SWR-Vertreter im Namen des NDR-Vertreters. Und nun beklagt ausgerechnet SWR-Schlager (vollkommen zurecht) mangelnde Vielfalt beim ESC? Auch wenn die ESC-Entscheidungen des ESCs unserer Meinung nach desaströs und hochnotpeinlich waren – und zwar Jahr um Jahr, so ist es doch auch schlimm, dass nicht mal ein anderer Sender (z. B. der SWR) sich aus der Deckung wagt – hier haben wir vielleicht ein ähnliches Phänomen wie bei der Findung des Gastgeberlandes der Olympischen Spiele. Laut SWR-Schlager prognostiziert IKKE HÜFTGOLD auf Facebook: 

Und das wird dieses Jahr wahrscheinlich auch wieder nach hinten losgehen! Ohne, dass ich die Acts da schlecht rede.” Aber es fehle einfach der Mut!

Fehlten einfach die Connections?

Richtig spannend sind Informationen, die heiße ESC-Fans zwischenzeitlich aufgedeckt haben. Nehmen wir mal EMILY ROBERTS. Die moderiert offensichtlich auf Radio Fritz alle zwei Wochen eine Radiosendung – siehe HIER. Radio Fritz gehört zu rbb. Die musikalische Leitung des rbb-Senders Radio FRITZ hat HOLGER LACHMANN seit 2020 inne. Und nun darf man 3-mal raten, wer denn für den rbb Juror beim ESC-Vorentscheid war: HIER kann es nachgelesen werden – richtig. HOLGER LACHMANN hat quasi „Kollegin“ EMILY ROBERTS (mit) ausgewählt. Ein bisschen „merkwürdig“ wird man das hoffentlich finden dürfen. 

„Wer weiß denn so was“?

Nun könnte man sagen: „Wer weiß denn so was“, dass EMILY ROBERTS bei dem Sender als Moderatorin arbeitet, dessen Vertreter sie ausgesucht hat (sie und nicht z. B. ESKIMO CALLBOY oder IKKE HÜFTGOLD). A propos „Wer weiß denn so was“ – einen Tag vor dem ESC-Vorentscheid nehmen zwei Vertreter des Vorentscheids als Kandidaten bei „Wer weiß denn so was“, moderiert von KAI PFLAUME, teil. Zuuuufälligerweise ist als Kandidatin – EMILY ROBERTS dabei. Auch der zweite Kandidat bei KAI PFLAUME ist spannend: NICO SUAVE – auch da kann man als Schlagerfan ins Grübeln kommen: 

NICO SUAVE – mehr Dislikes als Likes auf YouTube

Wie „großartig“ die Entscheidungsträger den Geschmack des Publikums treffen, ist auf YouTube zu sehen. Der ESC-Song „Hallo Welt“ hat es „geschafft“, über 1.300 Dislikes zu generieren – zum Vergleich: Likes sind zeitgleich ca. 1.085 zu zählen gewesen (Stand 23.02.2022, 20.25 Uhr). Außerdem ist der Song für einen ESC-Song viel zu lang – und enthält darüber hinaus „verbotenerweise“ mehrere Markennamen. Bei eurovision.de wird wie folgt Stellung dazu genommen: 

Es kommt auch international immer wieder vor, dass ausgewählte Songs bis zur endgültigen Einreichung bei der European Broadcasting Union noch angepasst werden. Das an sich ist noch kein Regelbruch. Nico Suave & Team Liebe werden eine ESC-Version des Songs produzieren, die die drei Minuten nicht überschreitet und keine Markennamen nennt, und damit im Vorentscheid auftreten. Diese Version wird sich aber musikalisch – außer in der Länge – nicht unterscheiden.

Mit anderen Worten nimmt man bei über 900 Songs einen Titel, der viel zu lang ist und erst mal – überspitzt gesagt – neu produziert werden soll. Vielleicht weil der Song in letzter Sekunde in die Vorauswahl kam? Es gibt unbestätigte Gerüchte (noch mal: Betonung liegt auf Gerüchte – aber es passt zur o. g. Faktenlage -), dass eigentlich MARIE REIM als Vertreterin des Schlager-Genres vorgesehen hätte sein können. Ihr Song hätte genau die richtige Länge gehabt. Man darf gespannt sein, ob MARIE sich zu dieser Vermutung, die ja nicht nur von uns stammt, irgendwann mal äußern wird…

Und wie genau die Radio-Leute den Geschmack des ESC-Publikums kennen, lässt sich ja an der Like-/Dislike-Differenz von NICO SUAVE ablesen. Und weil „Hallo Welt“ (na gut, immerhin der einzige deutschsprachige Song, daher vielleicht auch überhaupt in der Wertung) ja so „gut“ ankommt, hat man „ausgerechnet“ NICO SUAVE zu „Wer weiß denn sowas“ eingeladen. 

Uns fällt da NICHTS mehr zu ein – außer noch einmal den Link zu posten mit der Petition für ESKIMO-CALLBOY. Vielleicht macht IKKE HÜFTGOLD mit seinen 181.000 Followern auf Instagram (wie viele haben eigentlich die anderen ESC-Acts?) auch noch mal Werbung für die Petition – HIER ist der Link. 

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