TONY MARSHALL: AusfĂŒhrliche Biografie aus traurigem Anlass: Die TONY-MARSHALL-Story 2

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Inhaltsverzeichnis

TONY MARSHALL: RĂŒckblick auf ein bewegtes Leben

Am 03.02.1938 kam Tony Marshall in seinem Elternhaus in der Baden-Badener „Große Dollenstraße“ als Herbert („Herbel“) Anton Bloeth zur Welt; seinen Namen Ă€nderte er vor der Geburt seines ersten Sohnes Marc in „Hilger“ (, das war der Geburtsname der Mutter). Er war der dritte Sohn seiner Eltern, die einen Kolonialwarenladen betrieben. Seine BrĂŒder hießen August (geb. 1933) und Frank (geb. 1936).

Musikalische Familie

„Herbel“ wuchs in einer musikalischen Familie auf. Der Mandoline spielende Vater August war allerdings in Kindertagen wĂ€hrend der Kriegswirren selten zu Hause, da er 1939 zum MilitĂ€r eingezogen wurde und erst 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurĂŒckgekehrt ist. So war die Mutter die musikalisch treibende Kraft, so dass „Herbel“ zunĂ€chst Klavier, spĂ€ter auch Geige (auf einer „echten Matthias-Klotz-Geige“) zu spielen lernte. Außerdem wurde er von seiner Mutter im kirchlichen Knabenchor angemeldet, dem er lange Jahre angehörte.

Auch sportlich aktiv

Auch sportlich war Tony aktiv, so gewann er bereits 1948 mit 10 Jahren ein Seifenkistenrennen – und gewann ein nagelneues rotes Fahrrad, nachdem er als erster das Ziel bei der Vincenti-Schule in Baden-Baden erreichte. Auch in der Leichtathletik war Tony erfolgreich und wurde sogar Stadtmeister. Seine Lieblingsdisziplinen waren Kugelstoßen (das scheint bei SchlagersĂ€ngern anzukommen, auch Howard Carpendale konnte in der Disziplin ja erfolgreich punkten), Diskuswerfen und Speerwerfen.

Beruflich flexibel

Nach Beendigung der Schulzeit, in der er seine spĂ€tere Frau Gaby kennen lernte, mit der er seit 1962 bis zu seinem Tod verheiratet war (verlobt haben sich die beiden bereits 1959), begann der spĂ€tere Tony 1956 eine Lehre als Großhandelskaufmann bei einem BĂ€ckereinkauf in Baden-Baden. In diesem Beruf fĂŒhlte er sich nicht wohl und hielt sich spĂ€ter mit verschiedenen Jobs ĂŒber Wasser. Besonders gern erinnert er sich an seine Zeit als Croupier beim Spielcasino Baden-Baden, bei dem er 1959 anheuerte. DarĂŒber hinaus arbeitete er u. a. auch im InstallationsgeschĂ€ft seiner Schwiegereltern.

Eine musikalische Karriere war aber immer Ziel von Herbert Anton Hilger. Bereits im Dezember 1956 hatte er seinen ersten Auftritt bei einer Adventsveranstaltung im Baden-Badener Kurhaus, wo er u. a. Louis Armstrong imitierte. Sein Gesang ĂŒberzeugte den damals anwesenden MĂŒnchener Musikkritiker Heinz Rosenberger derart, dass er ihm dringend eine musikalische Stimmausbildung empfahl. Zu der Zeit hatte „Herbel“ aber noch andere PlĂ€ne. Er wollte mit seinem Cousin nach Kanada auswandern – in letzter Sekunde ist dieser Plan aber gescheitert, so dass man ein Jahr spĂ€ter an Herrn Rosenberger herantrat.

Musikstudium dank Stipendium

Mit Hilfe eines Stipendiums, das ihm gewĂ€hrt wurde, weil Tony beim Kultusministerium die Arie „Und fortiva…“ aus dem Liebestrank Donizetti perfekt vorsang, begann der SĂ€nger im Sommersemester 1957 in der Staatlichen Hochschule fĂŒr Musik in Freiburg ein Musik-Studium  (Hauptfach Gesang beim frĂŒheren KammersĂ€nger  Professor Fritz-Moritz Harlan, Nebenfach Klavier). Nach acht Semestern wechselte er zur Musikhochschule nach Karlsruhe zu Dozent Scipio Colombo, um heimatnĂ€her von Baden-Baden studieren zu können – u. a., um den elterlichen Kolonialwarenhandel mit zu unterstĂŒtzen.

Teilnahme an Talentwettbewerb

Im Jahr 1965 – nach Beendigung des Studiums als OpernsĂ€nger, das er mit der Abschlussnote „gut“ abgeschlossen hatte,  – wurde Herbert Anton Hilger von einem Freund (ERWIN FULLE PIETROWSKI) ĂŒberredet, bei einem Talentwettbewerb im “Lauinger” in Malsch teilzunehmen, das unter dem damals beliebten Motto „Jekami“ („jeder kann mitmachen“) stand. Der SĂ€nger begleitete sich auf der Gitarre und gab „Hava nagila“ und „Cucurrucucu Paloma“ zum besten und erntete einen großen Applaus, wie er das von seinen Auftritten mit klassischer Musik nicht kannte. (Das hat ihn wohl so beeindruckt, dass er diese Lieder spĂ€ter auf TontrĂ€ger aufnahm und immer wieder im Repertoire hatte).

Die Jury, der u. a. Michael Kutrutzki von der Hansa Musik Produktion Berlin angehörte, kĂŒrte nicht etwa ebenfalls seinerzeit teilnehmende attraktive SĂ€ngerinnen, sondern Herbert Anton Hilger zum Sieger des Schlager-Wettbewerbs. Der erste Platz beinhaltete eine Einladung nach Berlin zum Vorsingen am berĂŒhmten Hansa-Standort in der Wittelsbacher Straße.

Name TONY MARSHALL wird “erfunden”

Das Vorsingen war offensichtlich ĂŒberzeugend – und so kam es zum ersten Plattenvertrag Herbert Anton Hilgers, der vom Hansa-Chef Hans Blume den Namen „Tony Marshall“ verpasst bekam – ein Name, der eigentlich nicht so recht zum damaligen musikalischen Konzept passte, das man sich fĂŒr ihn ausgedacht hatte – er sollte so etwas wie ein deutscher Charlez Aznavour, Adamo oder Gilbert Becaud werden. Übrigens hieß Becaud mit bĂŒrgerlichem Namen „Silly“ -ĂŒbersetzt dumm bzw. „blöd“. Im Gegensatz zu Tony ließ er sich aber nie offiziell umbenennen.

“Frisierter” Lebenslauf

Man dachte sich extra einen passenden Lebenslauf aus: „Tony Marshall verleugnet sein internationales Elternhaus nicht: die Mutter Französin, der Vater Deutscher. Geboren in Nancy, verbrachte er die ersten Kinderjahre in Frankreich und kam nach dem Krieg erst nach Baden-Baden“. – So gesehen ist sein spĂ€teres Lied „In Baden-Baden bin ich geboren“ so etwas wie eine Gegendarstellung dieser „getĂŒrkten“ Biografie – auch hinsichtlich seines Geburtstages wurde gerne geschummelt (es wurde vier Jahre nach hinten gelegt). Seine erste Plattenfirma Decca nannte ĂŒbrigens in einem Infoblatt noch das richtige Geburtsdatum und verriet sogar, wo Tony seinen ersten TV-Auftritt ĂŒberhaupt hatte – noch vor Veröffentlichung der ersten Single, nĂ€mlich bei JĂŒrgen Graf, der spĂ€ter als Moderator der „Sechs Siebeng’scheiten“ erfolgreich war. Damals moderierte der eine Europa-Nachwuchssendung, an der auch Tony teilnahm.

Erster Schallplattenvertrag

Dieser Zettel fĂŒr die Senderbetreuer im Rundfunk klĂ€rt auch auf, wie es zu Tonys erster Schallplattenproduktion kam:

„Auf einem großen Nachwuchswettbewerb, den Radio Luxemburg zusammen mit der Hansa Schallplatten GmbH veranstaltete, errang Tony in vier Ausscheidungen den ersten Platz und damit auch den begehrten Schallplattenvertrag. Das war Anfang 1965, aber die Zeiten fĂŒr gute und anspruchsvolle SĂ€nger waren schlecht, denn die Beatgruppen eroberten sich gerade den Markt. So dauerte es noch ein Jahr, bis TONY seine erste Schallplatte besingen konnte.“

 

Passend zum „frankophilen“ Ansatz war Tonys im Mai 1966 bei der Plattenfirma Decca erschienene erste Single der Welthit „Aline“ des SĂ€ngers Christoph, den Tony standesgemĂ€ĂŸ mit französischem Akzent einsang. Zu Tonys Leidwesen (bis an sein Lebensende liebte er diesen Song) entpuppte sich die Schallplatte trotz recht guter Rundfunk-EinsĂ€tze als Flop. Produziert wurde die erste Single (wie auch die folgenden Aufnahmen) vom damals umtriebigen und erfolgreichen Henry Mayer.

Kein Erfolg mit Schlager-Chansons, erster Auftritt im “Studio B”

Auch die nĂ€chsten Lieder wurden von Produzent Mayer im Chanson-Stil gehalten, die zweite Single, „C’est la vie“, wurde sogar extra fĂŒr Tony geschrieben (Musik: Henry Mayer, Text: Georg Buschor). Die letzte 1966er Single „Love Me Please Love Me“ war die deutsche Version des gleichnamigen Michel Polnareff-Songs. Den Text dazu schrieb der arrivierte Textdichter Ernst Bader. Nun wurde auch das Fernsehen auf Tony aufmerksam: Ein TV-Auftritt im SWF-Fernsehen und die „Neuvorstellung“ im „Musik aus Studio B“, bei dem er sich aber spĂ€ter Howard Carpendale mit dessen „LebenslĂ€nglich“ geschlagen geben musste, sorgten fĂŒr einen PopularitĂ€tsschub.

Teilnahme am Songfestival Knokke niederschmetternd

Die Teilnahme fĂŒr Deutschland beim Songfestival Knokke war vorsichtig gesagt kein Erfolg – nein, es war fast desaströs. Wobei im Nachhinein sehr “fachmĂ€nnisch” und analytisch berichtet wurde. Von den fĂŒnf Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten drei Karriere, zwei Namen sind eher Insidern ein Begriff. Das deutsche Team bestand damals aus

  • TONY MARSHALL
  • BOB TELDEN
  • MARION MAERZ
  • KATJA EBSTEIN
  • BARBARA.

Viel ist ĂŒber die damalige Veranstaltung nicht zu finden, aber diese Pressenotiz finden wir schon interessant – auch wenn sie wenig schmeichelhaft fĂŒr TONY ist – andrerseits – wenn das Publikum auch ĂŒber KATJA EBSTEIN entsetzt war, sagt das vielleicht auch eher etwas ĂŒber das Publikum aus…

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Auch weitere Decca-Singles fĂŒhren (noch) nicht zum Erfolg

Die erste 1967 veröffentlichte Single, „Nur ein Wort“, war wieder ein Original, das von populĂ€ren Namen fĂŒr Tony geschrieben wurde: die Henry-Mayer Komposition betextete Kurt Hertha. Der Song der B-Seite, „So schön“, wurde vom spĂ€teren Orchesterchef Dieter Reith komponiert. Danach war wieder ein Cover-Song dran: Zum Chanson „Encore une danse“ des französischen Chansonniers Michel Varenne textete GĂŒnther Loose den (lt. Plattenfirma) „Slow-Beat“ „Wer kennt ihren Namen?“. Nachdem auch die letzte bei Decca erschienene Single „Komm zu mir“ kein Erfolg wurde, beschloss Tony, seinen Plattenvertrag 1968 auslaufen zu lassen und eröffnete zur Sicherung des Lebensunterhaltes in Baden-Baden in der FĂŒrstenbergallee 6 ein Szene-Lokal namens „Club 68“.

Hinweis: Eine weitere Weißpressung aus der Decca-Zeit ist auch in Umlauf – der Song „Eine schwarze Balalaika” ist eine sehr selten zu findende Nummer.

Zwischenspiel mit US-Auftritten und “Married Woman”

In diesen Jahren begann Tony, mehrfach in Chicago (USA) aufzutreten und kam mit Evergreens, Hits, Volksliedern und Schlagern in renommierten Auftrittsorten wie “Moulin Rouge” und “Diamond Jim’s” ausgesprochen gut an. Nebenbei nahm er im FrĂŒhjahr 1969 bei einem kleinen Plattenlabel  eine einzelne Single namens „Married Woman“ auf, die er selber (u. a. mit Peter Drischel, der auch als Pete Tex bekannt ist,) komponierte – auch das ein kapitaler Flop.

Ungelöstes RÀtsel: Teilnahme am deutschen Schlager-Wettbewerb

Im Jahre 1969 nahm er an der Vorrunde zum deutschen Schlager-Wettbewerb teil mit einem Lied namens Venus-MĂ€dchen, das es nicht in den Wettbewerb schaffte und auch nie auf TontrĂ€ger erschienen ist. Im Interview mit dem Portal smago erzĂ€hlte TONY, dass er sich an den Song nicht mehr erinnern könne, er aber meine, dass das Lied in Bremen aufgenommen sein könnte. Vielleicht gibt es ja doch noch jemanden, der dieses RĂ€tsel lösen kann? Hier einige der Titel, die es ebenfalls nicht ins Finale geschafft haben – mit dabei auch AGNETHA, die spĂ€ter mit ABBA Karriere gemacht hatte..

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JACK WHITE tritt in TONYs Leben

Im „Club 68“ tauchte eines Tages ein junger Discjockey namens Horst Nußbaum (KĂŒnstlername Jack White) auf, der Tony sagte, dass ihm dessen „Aline“ sehr gut gefalle – er mĂŒsse den Song auch immer in seiner Funktion als DJ  auflegen – aber er empfehle ihm, fröhlichere Lieder zu singen. Gesagt – getan – Jack White organisierte einen Plattenvertrag  und sorgte fĂŒr Tonys erste Ariola-Single: „Hey – ist das Leben so schön“, erneut von Tony mit Co-Autor u. a. Pete Tex geschrieben. Als Produzent ist ĂŒbrigens „SNB“ auf der Single vermerkt – damit dĂŒrfte „Studio Nord Bremen“, also der bekannte SĂ€nger und Produzent „Ronny“ Wolfgang Roloff gemeint sein. Der Song erschien bereits im November 1969. Damals wĂŒnschte TONY seinen Fans bereits schöne Weihnachten:

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Auch bei Ariola lÀuft es zÀh an

Die zweite „SNB“-Produktion war „Sweet Caroline“, die im MĂ€rz 1970 erschienene deutsche Version des gleichnamigen Neil Diamond Hits. Den deutschen Text schrieb „Ronny Hein“ (bĂŒrgerlich Heinz Schumacher), der kurz zuvor einen großen Hit fĂŒr Heino textete („Die Sonne von Mexiko“) – mit Tony aber keinen durchschlagenden Erfolg hatte. Mit „Hans im GlĂŒck“ ĂŒbernahm Jack White persönlich die Produktion von Tony Marshall. Erneut ist ein Blick auf die Autoren spannend – der Song wurde vom damaligen BRAVO-Fotografen Didi Zill (, der sehr bekannt war und spĂ€ter selber als SĂ€nger in Erscheinung trat) und von Hans-Ulrich Weigel, der spĂ€ter mit „Rocky“ und „Conny Kramer“ ĂŒberaus erfolgreich wurde, aber auch mit Ricky Shaynes „Ich sprenge alle Ketten“ in den Charts war, geschrieben und erschien im Juni 1970.

Die im Oktober 1970 veröffentlichte deutsche von GĂŒnther Loose getextete Version des Hits „Try A Little Tenderness“ von Austin Sapaugh fĂŒhrte auch noch nicht zum gewĂŒnschten Erfolg – „Mein Talismann mit braunen Augen“ war erneut ein Flop. (Spitzfindige Freunde der deutschen Sprache rĂ€tseln bis heute, warum auf dem Cover der „Talisman“ mit „Doppel-n“ geschrieben wurde). Die B-Seite dieser Single war ĂŒbrigens der bereits im spĂ€ter typischen „Happy Sound“ produzierte Song „Zwischen heute und morgen“.

HERBERT NOLD ĂŒbernimmt das Management

In dieser fĂŒr Tony schwierigen Zeit lernte er einen Kripo-Beamten namens Herbert Nold kennen, der Tony im Sommer 1970 davon ĂŒberzeugen konnte, sein Management zu ĂŒbernehmen. Nolds Entscheidung, sich als Manager selbstĂ€ndig zu machen und den sicheren Beruf des Kripo-Beamten an den Nagel zu hĂ€ngen, sollte sich als richtig herausstellen. Zielsetzung war, an Tonys Image als ausgebildeter SĂ€nger der gehobenen GĂŒteklasse zu festigen.

Fast zeitgleich stellte Jack White (GerĂŒchten zufolge in lustiger AtmosphĂ€re beim „Erdbeerfest“ im badischen Staufenberg) Tony einen „SĂŒdsee-Song“ aus Tahiti, das polynesische Volkslied „Nau Haka Taranga“ vor, dem er den deutschen Text „Schöne Maid“ gegeben hatte. Tony war entsetzt, weil er den Text schrecklich fand. (Das sah Autor Tom Wolf viele Jahre spĂ€ter im Buch „Schlager, die wir nie vergessen“ Â ĂŒbrigens wohl anders – dort analysierte er den Song auf 6 1/2 Seiten (!) unter der Überschrift „Verabredungsversuch vor Apokalypse“).  Die Textanalyse ist so bemerkenswert und sicher zweifellos zutreffend, dass sie hier kurz angerissen werden soll – allein die Schilderung des Anfangs des Liedes ist köstlich:

„Der Schlager beginnt in der freien, höchstens von leeren PlastiktĂŒten berĂŒhrten Natur: Ein bis zwei Amseln schmalzen ihr Lied in die knisternde Plattenstille. Dann setzt rhythmisches Klatschen ein, Bongo-FĂ€sser gesellen sich dazu, Gitarre und Rassel haken ponderosahaft tönend ein. Ein wildwesternes Ta-ta-tatata poltert ins ersterbende Schwarzdrossel-gezwitscher (aus dem sich keckerweise ein Buchfink mit einfachem Pink-pink hervorwagt), bevor nach 15 Sekunden ein gemischter MĂ€nnerchor ebenso unvermittelt wie unver-mittelbar  folgende Frage stellt: ‚Schöne Maid, hast Du heut fĂŒr mich Zeit?‘. Ad hoc wird versucht, der Gefragten die Antwort vorzulegen: ‚o ja (h)o ja (ho)‘, dann aber wird ihr doch noch Entscheidungsspielraum, d. h. die objektive Möglichkeit eines abschlĂ€gigen Bescheids eingerĂ€umt : ‚Sag bitte ja, dann bin ich nur fĂŒr Dich da, o bitte o ja (h)o ja (h)o‘.“

Skepsis gegenĂŒber der “Schönen Maid”

Der Plattenvertrag zwang Marshall, die Aufnahmen in Berlin anzufertigen. Tonys Plan, Jack White von der Aufnahme abzubringen, indem er alkoholisiert nach dem Genuss einiger Chianti-Wein-GlĂ€ser im Studio erschien, um möglichst indisponiert zu sein, scheiterte – offensichtlich kam das “hojahojaho, hopsasa, trallala, jappadappadu” dank des Alkohol-Pegels erst recht ĂŒberzeugend rĂŒber. Jack White war begeistert, der „Kitchen-Sound“ war mit der Aufnahme geboren. Von Tony selbst war auf der finalen Studioaufnahme nicht mehr viel zu hören, der Hintergrundchor wurde in etwa so hoch gemischt wie die Solo-Stimme Tonys.

Hinter Jack Whites RĂŒcken versuchte Herbert Nold gemeinsam mit Tony, das vermeintlich schlimmste zu verhindern, indem er im SpĂ€therbst 1970 den damaligen Produktionschef der Ariola, Georg Ehmke, aufsuchte, um die Single-Veröffentlichung zu verhindern, da man eine schwere Image-SchĂ€digung befĂŒrchtete. Ehmke lehnte ab, weil er das Hit-Potenzial des Songs offensichtlich erkannte. Allein das Vogelgezwitscher am Anfang und das „jawoll! Hee“ am Schluss des Liedes haben ihn vielleicht beeindruckt. Auch der von Jack White persönlich einge„sungene”! Part „u-wa-pa-du, ja-ba-da-ba-du” hatte eine gewisse OriginalitĂ€t.

KuriositĂ€t am Rande: Jack White musste sich als junger Produzent von einem Kumpel, dem Kölner Wirt „Heini“, Geld fĂŒr die Produktion leihen. „Heini hat mich nie im Stich gelassen“, so Jack White, „und unsere Freundschaft besteht bis heute. Besonders glĂŒcklich hat mich gemacht, als Heini 1972 eine seiner vier Kneipen in ‚Die Schöne Maid‘ umbenannte.“

TONY MARSHALL-Show am 24. April 1971 als Wendepunkt

Am 24. April 1971 setzte TONY alles auf eine Karte. Auf eigenes Risiko und mit eigenem Kapital prĂ€sentierte er in seiner Heimatstadt Baden Baden seine Tony-Marshall-Show mit GĂ€sten. Er lud sich GĂ€ste wie TANJA BERG, ULLA NORDEN, LIANI COVI, JÜRGEN MARCUS (sein Lied “Nur du” kam besonders gut an) und natĂŒrlich JACK WHITE an – Grund genug fĂŒr die ZDF-Drehscheibe, mal vorbeizuschauen – mit im GepĂ€ck hatte er damals auch die ungeliebte neueste Schallplatte: “Schöne Maid”. Im ausverkauften Kursaal prĂ€sentierte TONY damals neben seinen Schlagern Folklore, Musical, Operette und Oper, garniert mit Gags, die er wĂ€hrend seiner Ansagen einstreute. Der Musikmarkt konstatierte:

Alles in allem wieder einmal die BestĂ€tigung, dass es in unserem Lande eine Reihe von Show-Talenten gibt, die mit mehr Möglichkeit der BĂŒhnenpraxis noch besser wĂ€ren.

“Schöne Maid” ein unerwarteter Superhit

Es kam wie es kommen musste – die „Schöne Maid“ wurde ein Riesen-Hit, der sich in Deutschland 1 Mio. mal verkauft hatte und sogar in den Niederlanden 100.000 mal ĂŒber die Ladentische ging, wobei ein TV-Auftritt im Dezember 1971 in der Rudi-Carrell-Show dem Verkaufserfolg noch mal einen gewaltigen Schub gab. Den Studiomusikern der Produktion war der gigantische Erfolg der Single wohl gar nicht lieb – so heißt es in der Chronik des Meisel-Verlages: „Schlagzeuger Tom Hom aber erinnert sich genau einer Bitte, die die Musiker an Jack White hatten: Nicht unsere Namen nennen – sie schĂ€mten sich ein wenig ob der Kochtöpfe”.

VerlÀngerung des Plattenvertrags

Nachdem die “Schöne Maid” wider Erwarten eingeschlagen hĂ€tte – Produktionschef EHMKE von Ariola hatte sich gegen WiderstĂ€nde durchgesetzt und die Single so veröffentlicht wie sie zum Hit wurde – war klar, dass der Plattenvertrag mit Ariola verlĂ€ngert wĂŒrde – das wurde dann bei einem Glas Wein besiegelt. Wie unerwartet der Erfolg kam, beschrieb der Musikmarkt damals SO: “Jedenfalls kam der Song mit viel Live-AtmosphĂ€re gut an – auch als Schallplatte.  Und er bescherte dem ebenfalls schon lange auf einen großen Erfolg wartenden Tony Marshall einen Hit, mit dem der zwar vielseitige, aber eher in die JÜRGENS-Richtung tendierende (“Aline”) SĂ€nger in diesem Fall sicher selbst nicht gerechnet hatte.

Der Song war derart erfolgreich, dass er in englischer Sprache weltweit (u. a. in Australien, SĂŒdafrika und Spanien) veröffentlicht wurde – den englischen Text „Pretty Maid“ schrieb Pete Bellotte. Gold gab es fĂŒr die “Maid” nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Niederlanden und aus Belgien.

Stimmungsmacher der Nation

Fortan war Tony Marshall der „Stimmungsmacher der Nation“. Einerseits war er darĂŒber glĂŒcklich, weil damit komplette finanzielle UnabhĂ€ngigkeit erreicht war, die ihm als verheirateten Familienvater (zu dem Zeitpunkt hatte er zwei Söhne, Marc (der von „Marshall und Alexander“)  und Pascal, gelegen kam. Er konnte sich sogar ein Haus mit Swimmingpool leisten – dort waren an der Wand die Noten des Liedes großformatig kĂŒnstlerisch gestaltet, die das ermöglicht hatten – so wurde es zumindest in der ARD-Dokumentation „Ein Star im Festzelt“ dargestellt, die am 02.10.1978 ausgestrahlt wurde.  – Andrerseits ist es fĂŒr einen ausgebildeten OpernsĂ€nger sicher unerfreulich, wenn man mit einer klassischen Musikausbildung im Festzelt singen muss und auf Schallplatten stimmlich im allgemeinen Chorgesang fast untergeht. Im Gegensatz zu einigen anderen Schlagerkollegen hat Tony sich aber mit dieser Situation arrangiert.

“Komm gib mir deine Hand” der nĂ€chste Volltreffer

Jack White ĂŒbertraf sich als Textdichter selber: Auf „ohjahoojahoo“ und „schbadabadu“ (oder so Ă€hnlich) in „Schöne Maid“ folgte „schnabbel-di-peng“ (oder Ă€hnlich):  Gleich der nĂ€chste von ihm  geschriebene Tony-Hit „Komm gib mir Deine Hand“ (bekannt auch durch die Textzeile „Heute hau’n wir auf die Pauke“) wurde sogar ein Nummer-Eins-Hit in Deutschland, der auch in der ZDF-Hitparade zur Nummer 1 avancierte (, nachdem die „Schöne Maid“ in Hecks Show nicht stattfand). Auch der Song wurde im September 1972 dann vergoldet. Zeitweise war Tony Marshall sogar gleichzeitig auf Platz 1 und Platz 3 der deutschen Verkaufshitparade. Und auch das erste Album “Schöne Maid” wurde ein großer Erfolg: FĂŒr 250.000 verkaufte Einheiten gab es Gold. 

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Erneut kein Erfolg beim Coup d’Europe in Belgrad

Nach dem Knokke-Malheur 1966 hat es TONY noch einmal bei einem Musikfestival probiert. Im Herbst 1971 war er einer der drei deutschen Vertreter des Musikfestival “Coup d’Europe” in Belgrad (außer ihm waren die SĂ€ngerin BETTINA und ADRIAN WOLF am Start. Das Ergebnis – ernĂŒchternd: ein “souverĂ€ner letzter Platz”, wie der Presse zu entnehmen war. Zum GlĂŒck bekam das in Zeiten lange vor dem Internet aber kaum jemand mit.

Riesenstimmung beim Mainzer Karneval

Der große Erfolg Tonys fĂŒhrte dazu, dass Tony 1972 fĂŒr die ZDF-Sitzung des Mainzer Karnevals-Klassikers „Mainz bleibt Mainz“ engagiert wurde. In der damals von Otto Höpfner moderierten Sendung war Tony Marshall Stargast, was zu Unmut fĂŒhrte, weil z. B. damit Ernst Negers „Humba TĂ€tĂ€rĂ€â€œ nicht genĂŒgend gewĂŒrdigt wurde und vor allem Tony Marshall kein Mainzer ist. Da half auch nichts, dass er seine „Schöne Maid“ mit den „Finther SchoppesĂ€ngern“ vortrug und die Idee damals eigentlich war, die zuvor von dieser Chorgruppe parodierten SĂ€nger persönlich auf die BĂŒhne zu holen. – Tony Marshall war somit letztlich dafĂŒr verantwortlich, dass aus „Mainz wie es singt und lacht“ (SWF) und „Mainz bleibt Mainz“ (ZDF) ab 1973 der spĂ€tere TV-Klassiker „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ wurde (so wurde es von ARD und ZDF nur zwei Wochen nach der von Höpfner geleiteten Sitzung beschlossen) – bis zum heutigen Tag ein Quoten-Garant.

Am 29. April 1972 startete dann die zweite MARSHALL-Show in Baden-Baden. Erneut mit vielen GĂ€sten (neben JÜRGEN MARCUS war diesmal auch die damals erfolgreiche DAISY DOOR am Start) und vielen Hits von TONY. Am Schluss wurde von der Bild am Sonntag sogar noch eine “Schöne Maid” gekĂŒrt. Außerdem gab es die oben erwĂ€hnten Goldenen Schallplatten fĂŒr TONY. Dass diese zweite MARSHALL-Show nicht ganz so legendĂ€r wurde wie die erste, lag wohl auch am Datum: Es war exakt der Tag, an dem die deutsche Nationalmannschaft erstmals in Wembley gegen England gewinnen konnte – an dem Tag stand dann Fußball sehr im Vordergrund.

Ein weiterer Gast war ĂŒbrigens die SĂ€ngerin ANDREA – das war “ANDREA ANDERGAST”, die kurz darauf den Ariola-Promotionredakteur DIETER RÖTTIG ehelichte – Trauzeuge: TONY MARSHALL, der zur Hochzeit standesgemĂ€ĂŸ Ave Maria sang. 

Film “Heute hau’n wir auf die Pauke” mit durchwachsenem Erfolg

Der Riesen-Erfolg von Tonys TontrĂ€gern wurde zum Anlass genommen, sogar einen Schlager-Film namens „Heute hau’n wir auf die Pauke“ zu drehen, der am 08.02.1973 in den „Lifa-Lichtspielen“ Offenburg  „Welt-Premiere“ hatte. In dem Film dreht es sich um die Lebensgeschichte des Schlager-Produzenten Jack White und um seine KĂŒnstler: Neben Tony Marshall „spielten“ auch JĂŒrgen Marcus, Renate und Werner Leismann,  Nina und Mike, Tanja Berg, Lena Valaitis, Severine und Peggy March in dem Streifen mit. Die Berliner RIAS-Radio-Legende Nero Brandenburg ĂŒbernahm eine Rolle als DJ. Trotz des Star-Aufgebots wurde der Film ein Misserfolg, was Film-Kritiker vermutlich nicht sonderlich frustriert hat. Entsprechend wurde auch der gleichnamige Soundtrack kein Erfolg.

“Millionen-Ding Nummer 3”: “Ich fang fĂŒr euch den Sonnenschein”

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Im Sommer 1972 wurde der eingeschlagene Erfolgsweg fortgesetzt – mit „Ich fang fĂŒr Euch den Sonnenschein“ schaffte Tony nach dem inzwischen bewĂ€hrten Erfolgsrezept den dritten Top-Hit in Folge. Erneut war er in der ZDF-Hitparade mit seinem Schlager drei mal vertreten und schaffte es dort bis auf Platz 2 – seine Performance ist bis heute unvergessen wie er buchstĂ€blich den Sonnenschein mit seinen HĂ€nden zu fangen versuchte
  Am 14.10. beehrte TONY ĂŒbrigens auch die Disco mit dem Titel. – Kurz zuvor wurde das erste Album, „Schöne Maid“, auf den Markt gebracht, das fast ein Jahr in den LP-Charts platziert war und dort bis auf Platz 2 kletterte. Kurze Zeit spĂ€ter erschien die LP „Ich fang fĂŒr Euch den Sonnenschein“, auf der auch die alten SNB-Produktionen enthalten waren – auch ein Top-20-Erfolg.

Kuckukskind Isabel

Auf der LP “Ich fang fĂŒr Euch den Sonnenschein” ist in der Biografie ĂŒbrigens die Rede von einer Tochter namens „Isabel“. Stella, die wirklich Tonys Tochter ist, kann zum Erscheinungstermin der LP noch nicht gemeint sein. Im Internet finden sich Hinweise, dass es sich um eine vermeintliche uneheliche Tochter Tonys handelt und Tony 14 Jahre fĂ€lschlicherweise als Vater angesehen wurde – erst ein Vaterschaftstest brachte demnach ans Licht, dass Tony nicht der Vater war. Die Illustrierte „Die Aktuelle“ berichtete am 12. Dezember 1992, dass Isabel fast zeitgleich mit Tonys Sohn Pascal zur Welt kam und vermeintlich aus einer Liaison mit einer 10 Jahre jĂŒngeren Frau hervorging und lange Jahre bei Tony aufwuchs, bis es zu einem Streit kam und Isabel enthĂŒllte, dass Tony gar nicht der Vater war – der klassische Fall eines Kuckukskindes.

RĂ€tsel-Show 1972

Im Herbst 1972 ging es dann erstmals auf ausgedehnte Tour. LOU VAN BURG moderierte die “RĂ€tsel-Show” 1972, die von der Burda-Zeitschrift “Freizeit- und RĂ€tsel Revue” veranstaltet wurde. Neben TONY waren damals dabei: CINDY & BERT, COSTA CORDALIS und RAMONA. Ein großer Erfolg soll diese Tour allerdings leider nicht gewesen sein – so hat es zumindest Impressario FRITZ RAU formuliert.

Gelungenes Konzept: “Lass das mal den Tony machen”

Ein seit vielen Jahren erfolgreiches Rezept in Deutschland war seit 1965 das von JAMES LAST erfundene “Non Stop Dancing”: Partymusik mit Klatsch- und HintergrundgerĂ€uschen. Zur Karnevals-Saison 1972 ging TONY sehr erfolgreich einen Ă€hnlichen Weg. Das Album “Lass das mal den Tony machen” mit 28 Stimmungshits in Medleyform war ein großer Erfolg. 

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Vierter Hit: “…und in der Heimat”

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Aus dieser „Sonnenschein“- LP wurde auch die nĂ€chste Single, der Top-10-Hit „
und in der Heimat“ ausgekoppelt – der vierte Treffer in Folge nach bewĂ€hrtem Rezept – Produktion, Komposition und Text: Jack White – Gesang im fröhlichen Kitchen-Sound: Tony Marshall. Die dreimalige Teilnahme bei der ZDF-Hitparade war ja inzwischen schon fast obligatorisch. Der Erfolg war seinerseits förmlich greifbar, so wurde Tony 1972 auch mit der „Goldenen  Europa“ der Europawelle Saar ausgezeichnet. Beworben wurde die Single ĂŒbrigens mit dem Hinweis auf den „Hit aus dem Cinerama-Film Heute hau’n wir auf die Pauke“. Zu hören war der Schlager auch auf der LP “Die schönsten Polka-Hits”. 

Seinen Schlager prĂ€sentierte TONY auch im FRANZ-ANTEL-Kinofilm “Das Wandern ist Herrn MĂŒllers Lust”. 

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Gute Wahl: “Junge, die Welt ist schön!”

Die nĂ€chste Single wurde interessanterweise nicht aus der damals aktuellen „Sonnenschein“-LP ausgekoppelt, sondern aus der Debut-LP „Schöne Maid“. Eigentlich sollte vermutlich das Lied „Majka“ auf den Markt gebracht werden – zumindest wurde die Single als Promo-Exemplar bereits veröffentlicht, kam aber wohl nicht so an. Folglich fiel die Wahl auf „Junge, die Welt ist schön“ – die Entscheidung war goldrichtig, erneut ging es drei mal in die ZDF-Hitparade, abermals wurde die Top-20 im Verkauf geknackt. Der Song wurde 1974 international auch in englischer Sprache veröffentlicht („Let’s Have A Ball“, B-Seite „Sunshine Boy“, die engl. Version von Ich fang fĂŒr Euch den Sonnenschein).

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Interessant ist ĂŒbrigens Tonys (Jack Whites) „Sinneswandel“ – hieß es noch nur eine Single vorher „
und in der Heimat ja, da ist es doch am schönsten“, wird nun behauptet: „Pack doch Dein RĂ€nzel, denn jedem echten Jungen sollte fremder Wind mal um die Nase weh’n!“.

“Onkel Golle”-Single mit kurioser biografischer Angabe

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Nachdem die Single so ein Erfolg wurde, scheute man sich nicht, noch eine gleichnamige LP auf den Markt zu bringen, die Anfang 1974 bis auf Platz 22 der LP-Charts kam (, nachdem 1973 mit der Medley-LP „Lass das mal den Tony machen“ sogar die Top-10 der LP-Charts erreicht wurden). Daraus ausgekoppelt wurde zu Jahresbeginn 1974 die nĂ€chste Single – „Onkel Golle“ schrammte nur knapp an den Top-20 vorbei, kam aber auch nicht in der ZDF-Hitparade vor. Kleines Schmankerl am Rande: Die B-Seite von „Onkel Golle“ war „In Baden-Baden bin ich geboren“. Auf der RĂŒckseite des Covers hingegen wird pikanterweise erneut das MĂ€rchen erzĂ€hlt, Tony sei „im französischen Nancy zur Welt“ gekommen.

LP und Single: TÀtÀrÀtÀtÀtÀtÀ

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Auch „TĂ€tĂ€rĂ€tĂ€tĂ€tĂ€tĂ€â€œ wurde nicht bei Heck gespielt, dabei war auf dem Cover der Single Tony in Berlin singend abgebildet. Dabei hatte der Schlager durchaus pĂ€dagogische AnsĂ€tze und klĂ€rte ĂŒber ein Blechblasinstrument auf: „TĂ€tĂ€rĂ€tĂ€tĂ€tĂ€tÀ  – so macht die Trompete – hier auf uns’rer Fete“. Mit dem Lied wurden die Verkaufszahlen langsam rĂŒcklĂ€ufig, es reichte gerade mal fĂŒr einen Top-50-Erfolg. Die LP „Tony Tony TĂ€tĂ€rĂ€â€œ schaffte es gar nicht mehr in die Charts, obwohl sie nach gleichem Strickmuster produziert wurde wie die Erfolgs-LP „Lass das mal den Tony machen“ – mit Stimmungsliedern in Medley-Form. Auch die LP „Das Leben ist so wunderbar“ blieb eher unbeachtet, obwohl auf deren RĂŒckseite Tony mit der „TĂ€tĂ€rĂ€â€œ-Trompete in der Hand abgebildet war und darĂŒber hinaus ein Dieter-Thomas-Heck-Gedenk-ArmbĂ€ndchen trug – es nutzte nichts.

Tournee und Stimmband-Probleme

Zu Jahresbeginn 1974 war die Welt fĂŒr TONY noch in Ordnung: Er ging im Januar und im MĂ€rz 1974 auf Tour. In dieser Zeit erschien auch das Album “Hinaus in die Ferne”. – Große Sorgen plagten Tony hingegen seit dem Sommer des Jahres 1974, als er Probleme mit seinen StimmbĂ€ndern bekam. Sein Arzt Prof. Haas diagnostizierte schwere Polypen auf beiden StimmbĂ€ndern, die am 9. Dezember 1974 operativ entfernt werden mussten – zum GlĂŒck verlief die Operation komplikationslos und verursachte keine langfristigen SchĂ€den.

Abebben des Erfolgs mit Stimmungsliedern

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Mit „Wir trinken BrĂŒderschaft mit der ganzen Stadt“ versuchte man es erneut mit einem Stimmungs-Hit, diesmal schrieb der renommierte Fred Jay den Text – genutzt hat es wenig, mehr als ein kleiner Top-50-Erfolg war damit nicht drin.

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Auf der LP „Das Leben ist so wunderbar“ befindet sich ein Lied, das stilistisch nicht zu dem passte, was Tony in der Zeit nach „Schöne Maid“ auf TontrĂ€ger veröffentlichte. Nachdem die „fröhliche“ Schiene anscheinend weniger gefragt zu sein schien, wagte Produzent Jack White es, die Nummer auf Single zu veröffentlichen – der Song „Anna Karina“ erinnert stark an Tonys Anfangszeit als ChansonsĂ€nger – er durfte dies Lied am 19. Juli 1975 auch in der ZDF-Hitparade vorstellen – ein Hit wurde es aber nicht, der Stilwechsel wurde vom Publikum nicht mitgetragen, auch wenn die Ariola mit „Tony mal ganz anders“ warb.

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Ein Track aus dem Album “Fröhlicher Musikant” war der nĂ€chste Versuch eines Hits, der im Herbst 1975 unternommen wurde – der maritime Evergreen „Fahr mich in die Ferne“ aus der LP „Fröhlicher Musikant“  war nicht wirklich das, was sich Tony-Fans von ihrem Star erhofften. Ganz offensichtlich war er inzwischen zu sehr dem Stempel „Stimmungsmacher der Nation“ verhaftet.

ABBA tanzen PolonÀse zu TONY MARSHALL

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Mit der nĂ€chsten Single ging es zur Karnevalssession 1976 wieder in die volkstĂŒmliche Schunkelecke. Vor ziemlich genau 40 Jahren war Tony mit „Vom HofbrĂ€uhaus zur Reeperbahn“ mehrere Woche auf der „Warteliste“ fĂŒr die Top 50 der Verkaufscharts. Bei einem „historischen“ Auftritt in der ZDF-Disco stellte er den Song zwei Tage vor Rosenmontag vor. „Historisch“ ist der Auftritt nicht, weil man damals auf die „tolle“ Idee kam, durch das Studio eine PolonĂ€se tanzen zu lassen. „Historisch“ ist dieser Auftritt bei Ilja Richter wegen der Teilnehmer der PolonĂ€se. „Mitgehangen – mitgefangen“ hieß es nĂ€mlich fĂŒr ABBA. Die turnten PolonĂ€se tanzend durch das TV-Studio – so machte die ABBA-Schönheit Agnetha mehr oder weniger Werbung fĂŒr Tony Marshall, dabei wollte man doch nur die ABBA-Single „Mamma Mia“ prĂ€sentieren. Genutzt hat es nichts, der von Horst-Heinz Henning und Thomas Klewer geschriebene Schlager blieb bestenfalls ein Achtungserfolg.

 

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Sieg und Disqualifikation fĂŒr Grand Prix: “Der Star”

Vielleicht hat Agnetha Tony bei der PolonĂ€se ja Tipps ins Ohr geflĂŒstert, wie es geht beim Grand Prix. Nur wenige Tage vorher, am 18. Februar 1976, wurde nĂ€mlich bekannt gegeben, wer die deutsche Vorentscheidung zum Grand Prix gewonnen hatte – es war
 – Tony Marshall mit dem von Detlef Petersen geschriebenen Chanson „Der Star“. Unfassbare 118.250 Postkarten wurden beim damals zustĂ€ndigen Hessischen Rundfunkt gezĂ€hlt. Eine davon schrieb ĂŒbrigens ich im zarten kindlichen Alter.

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Da die in MĂŒnchen wohnende israelische SĂ€ngerin Nizza Thobi aber behauptete, das Lied bereits vier Jahre zuvor öffentlich vorgetragen zu haben und zu allem Überfluss der Song bei der GEMA bereits offensichtlich bekannt war, wurde Tony Marshall disqualifiziert fĂŒr den Wettbewerb, NachrĂŒcker waren die Les Humphries Singers, die mit dem Ralph-Siegel-Song allerdings international fulminant scheiterten – vielleicht wĂ€re es ja mit Tony besser gelaufen.

In „Der Star“ geht es um die Sorgen und Nöte des großen Idols („Star“), der das, was der Fan von ihm erwartet, eigentlich gar nicht einlösen kann. Ein sehr beeindruckendes, sensationell arrangiertes Lied, das Tony auch in französischer Sprache aufnahm („Joue ta vie“). FĂŒr viele ist es das mit Abstand beste StĂŒck, das Tony je veröffentlicht hat – das Chanson ist eins der wenigen Lieder, mit dem der ausgebildete OpernsĂ€nger sein wahres Können zeigen durfte. Somit hat es sich leider  nicht gelohnt, dass Tony sich extra zur Singleveröffentlichung einen „neuen Fiffi“ zugelegt hat – jedenfalls wurde fortan sein Haar lockiger als zuvor getragen…

Stachel saß tief

Wie tief der Stachel mit der Nicht-Teilnahme bei der Eurovision bei Tony saß, kann man anhand einer Textpassage seiner Autobiografie „Einer wie Du“ klar erkennen. Dort heißt es:

„Doch es gab fĂŒr mich eine Genugtuung. Am Abend der Veranstaltung, die aus den Niederlanden in der ARD ĂŒbertragen wurde, trat ich zeitgleich live im ZDF in der „Großen Starparade“ auf. Ich wurde anmoderiert als derjenige, den die Schlager-Mafia um seinen Auftritt beim Grand Prix betrogen hatte. Das Publikum war auf meiner Seitees spĂŒrte, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. SelbstverstĂ€ndlich trug ich den ‘Star’ vor, und ich hatten den letzten Ton noch nicht ausklingen lassen, als mir donnernder Applaus von allen Seiten entgegenbrandete.

Da wusste ich, dass meine Fans mich nicht im Stich lassen wĂŒrden. Und ich sollte Recht behalten: Ich stehe immer noch auf der BĂŒhne und im Rampenlicht, von den Les Humphries Singers hört man so gut wie nichts mehr.” – Ungewöhnlich deutliche Worte fĂŒr einen ansonsten ja nicht gerade als aggressiv bekannten Tony Marshall. So ganz gelöst scheint das RĂ€tsel um die damalige Disqualifikation vielleicht doch nicht zu sein. Tony schreibt in seinem Buch nĂ€mlich auch: „Ein halbes Jahr spĂ€ter erreichte mich die Meldung, dass es sich mit der SĂ€ngerin, die angeblich mein Lied schon eher gesungen hatte, völlig anders verhalten hatte“.

Mit “Allein” nĂ€chstes Chanson veröffentlicht

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In jener Zeit erschien eine LP namens „Ja, so ist der Tony“ mit buchstĂ€blich zwei Seiten und den Überschriften – „mal so
“ und „mal so
“, was bedeutet, dass sich Tony einerseits als Stimmungsmacher prĂ€sentierte (Single: „Vom HofbrĂ€uhaus zur Reeperbahn“) und andrerseits als Chansonnier. Nach dem „Star“ wurde ein zweites Lied dieser Machart veröffentlicht: „Allein (
auf der großen Hazienda)“ ist die deutsche Version eines Liedes der George Baker Selection („Alone“), das George Baker (bĂŒrgerlich Hans Bouwens) auf der Erfolgs-LP „Paloma Blanca“ im Original veröffentlichte. Den deutschen Text schrieb Fred Jay – ein Hit wurde das Lied leider nicht, obwohl Tony den Song am 31. Juli 1976 in der ZDF-Hitparade prĂ€sentieren durfte.

ZurĂŒck als Fröhlichmacher der Nation

Nachdem das alles nicht so funktionierte wie vielleicht erhofft, besann sich Tony auf alte Erfolgsmuster – Jack White schrieb und produzierte ihm den (O-Ton Plattenfirma) „neuen Happyhit vom Stimmungsmacher der Nation“ „Wir wollen doch mal wieder Stimmung machen“ – aber zurĂŒck in die Erfolgsspur fĂŒhrte auch dieser Titel nicht. Parallel versuchte Tony sich als Produzent. Mit der „Happy Family“ wurde das von ihm geschriebene Lied „Gulli Wattka“ bei der Polydor veröffentlicht – ohne nennenswerten Erfolg.

TONY goes Karneval

Im Sommer 1977 erinnerte sich Tony wohl daran, dass er ja mal beim Mainzer Karneval aufgetreten ist und dass das gewaltige Kreise gezogen hatte. Ein Klassiker dort ist bekanntlich das Lied „Wir sind die Tramps von der Pfalz“. Das verstorbene Klimbim-Urgestein Horst JĂŒssen, der ja auch Ehemann von Lena Valaitis war, schrieb darauf einen „Spezialtext“, dessen Refrain auf der RĂŒckseite der Single mit Übersetzung(!) abgedruckt wurde: „Wir sind die Tramps von der Pfalz –  uns steht das Wasser immer bist zum Hals – wir schaffen nix, nix wird gedoh (wir arbeiten nicht – nichts, nichts wird getan) – krie’hn ma auch nix abgezoh“ (kriegen wir auch nichts abgezogen).“

Ohne diese Übersetzung hĂ€tte man definitiv nicht verstehen können, worum es in dem Song geht. Das erinnert mich an Otto, der mal in einer großen TV-Show war und sich einen Übersetzungs-Knopf fĂŒr das Ohr geben ließ, weil er ja nur „Ostfriesisch“ spricht


Requiem For Elvis

Ebenfalls im Sommer 1977 verstarb bekanntlich Elvis Presley. Das nahm Tony zum Anlass, sein Debut als Produzent zu geben – mit „Regina“ (eine SĂ€ngerin namens REGINA PALM), begleitet von Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper, produzierte er fĂŒr die Plattenfirma Philips den Song „Requiem For Elvis“ – so ziemlich unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Die UrauffĂŒhrung fand am 29. Oktober 1977 in einer Kirche (St. Bernhardus) statt. Das Medieninteresse war groß, so war der SWF fĂŒr die Sendung „Pop 77″ am Start. Aufgrund einer einstweiligen VerfĂŒgung, die vom Freiburger Erzbischof erwirkt wurde, durfte das Material aber nicht gesendet werden.  Tony und sein Manager Herbert Nold waren zur Vorstellung der Single damals in den USA und trafen in Graceland den Vater Elvis Presleys, Vernon Presley.

JEAN FRANKFURTER komponiert fĂŒr TONY

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Ralf Nowy, der kurz zuvor seine eigene Single „Rock’n’Roll Vampire“ veröffentlichte und sogar fĂŒr Udo JĂŒrgens tĂ€tig war (wird als Co-Autor von – na ja – „Zieh den Kopf aus der Schlinge, Bruder John“ angegeben), war eigentlich ein typischer Vertreter der damaligen Krautrockszene. Er arrangierte aber Tonys nĂ€chste Single, die vom heutigen Helene-Fischer-Produzenten Jean Frankfurter komponiert und vom verstorbenen Ralph-Siegel-Spezi Robert Jung getextet wurde: „Oh Miranda“. Was genau Tony in freier Natur mit „Miranda“ genau getan hat, lĂ€sst sich nur erahnen. Die auf dem Singlecover zu sehenden Verschmutzungen in der Ellenbogen-Gegend lassen darauf schließen, dass er ein Freund der Missionars-Stellung zu sein scheint – hĂ€ Ă€hm


ZurĂŒck in die Charts mit “Bora Bora”

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Mit dem nĂ€chsten Lied hatte Jack White eine ausgesprochen „originelle“ Idee – er nahm sich ein polynesisches Volkslied vor und verfasste darauf (gemeinsam mit Kurt Hertha)  einen eigenen Text. Was bei der „Schönen Maid“ funktioniert hat, klappte erneut – auch „Bora Bora“ wurde 1978 ein großer Erfolg. Gleich vier mal prĂ€sentierte Tony ab dem 1. Mai 1978 den Song in der ZDF-Hitparade,  nachdem er zuvor fast zwei Jahre dort nicht zu Gast war. Auf dem Singlecover trug Tony die gleiche Jacke wie bei der „Miranda“-Single –darum wurde dann das Foto von einem schönen SĂŒdseestrand drapiert.

Dreißig Jahre nach diesem Single-Hit (war ein halbes Jahr in den Charts und erreichte die Top-20) wurde Tony zum EhrenbĂŒrger Bora Boras ernannt. Er verschaffte der Insel eine enorme PopularitĂ€t. Kehrseite der Medaille ist, dass das recht unberĂŒhrte StĂŒck Land nun deutlich fĂŒr den Tourismus erschlossen wurde.

Lange vor DAVID HASSELHOFF hatte TONY den Hit…

Im Herbst des Jahres hatte Jack White mit seinem SchĂŒtzling Marc Seaberg einen veritablen Hit – „Looking For Freedom“ kam bis auf Platz 13 der Verkaufscharts. Unter dem Pseudonym „Jon Athan“ schrieb Wolfgang Preuß, der „Wolf“ von „Inga und Wolf“, den deutschen Text: „Auf der Straße nach SĂŒden“. Auch Tony kam damit zu Hit-Ehren und prĂ€sentierte den Song zwei mal in der ZDF-Hitparade.

Richtig populĂ€r wurde das StĂŒck aber erst 1989, als Jack White eine neue Version des Songs mit David Hasselhoff produzierte. Der war zuvor mit zwei Alben in den USA nicht erfolgreich – aber der „Freedom“-Song passte im Jahr des Mauerfalls einfach zu gut, ein Nummer-1-Erfolg fĂŒr Hasselhoff war die logische Folge, die in seinem legendĂ€ren Auftritt in Berlin an Silvester 1989 gipfelte. Im Zuge dieses Erfolges brachte auch Tony seine deutsche Version noch einmal auf den Markt und trat sogar mit David gemeinsam im ZDF-Fernsehgarten auf.

FĂŒr 1979 hatte Tony eine ungewöhnliche Idee, Geld zu sparen. Textdichter „Werner Steffen“ (laut GEMA handelt es sich um HARRO STEFFEN) schrieb zusammen mit Jack White den Song „Wir zahlen keine Miete mehr“, der wieder in typischem Happysound fĂŒr den „Fröhlichmacher der Nation“ gehalten war.

Zum Jahr des Kindes: “Ich will mit dir spielen”

Die Schweizer Unterhaltungsformation Dorados hatte in ihrem Heimatland 1977 einen kleinen Hit namens „Mary ven con migo“. AnlĂ€sslich des Jahrs des Kindes brachte Tony dazu eine von Joachim Relin (bĂŒrgerlich Hans Joachim Balke) und „Jon Athan“ getextete nachdenkliche Version heraus: „Ich will mit Dir spielen“ handelt davon, sich als Erwachsener Zeit fĂŒr das Spiel mit einem Kind zu nehmen. Das Lied passte zu Tonys persönlicher Situation – am 16. Mai 1979 kam seine Tochter Stella zur Welt – leider mit einer Behinderung, weshalb Tony Jahre spĂ€ter eine Tony-Marshall-Stiftung ins Leben rief, die sich insbesondere um Menschen mit Behinderung kĂŒmmert und bei der seine Tochter Stella auch tĂ€tig ist.

Tony klaut eine Straßenbahn

Abgeschlossen hat Tony die 1970er Jahre mit einem fĂŒr ihn typischen Mitklatsch-Lied. Der Jack-White-Song „Ich klau Dir eine Straßenbahn“ wurde erneut von „Jon Athan“ getextet. Der Werbespruch der Plattenfirma fĂŒr die Scheibe war sensationell: „Mit Tony Marshall ‘bahnt’ sich ein neuer Hit an“ – leider hat es nicht ganz funktioniert damit, obwohl es eine weitere Werbemaßnahme gab – direkt nach dem MĂŒnchener Oktoberfest wurde eine Straßenbahn gechartert fĂŒr eine Tony-Spezialfahrt, um Vertreter der Branche von Tonys neuestem Hit zu ĂŒberzeugen. Der Inhalt des Liedes wird in den „Single-Facts” kurz und knackig zusammengefasst:

„Mit Schwung und Witz erzĂ€hlt Tony hier die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in ein MĂ€dchen verliebt hat, das er jeden Tag an der Straßenbahnhaltestelle trifft.  Um dem MĂ€dchen zu imponieren, beschließt er: ‘Ich klau Dir eine Straßenbahn – und fahr mit Dir spazieren…’

Pseudonym FANTASY

Der Komponist und Produzent Tony Marshall wurde auch wieder aktiv – hinter dem Pseudonym „Fantasy“ (der Gruppenname kommt mir doch irgendwie bekannt vor?) scheint u. a. Tonys Sohn Mark zu stecken, wenn man sich das Single-Cover von 1979 ansieht. Die Single „Singerman“ (von Tony komponiert) wurde kein Erfolg.

Schunkelwalzer-Versuche scheitern

Der Schunkelwalzer „Wir bleiben noch etwas hier“ lĂ€utete die 1980er Jahre ein – komponiert, produziert und getextet von Jack White. Mit den nĂ€chsten Schlagern blieb Tony dem Walzer-Rhythmus treu, der Art des Liedes jedoch nicht – „Bring mir noch ein Bier“ handelt von einem „von einem MĂ€dchen verlassenen“ Mann, dem nach Fröhlichkeit nicht der Sinn steht. Den Text zur Jack-White-Komposition schrieb wieder „Jon Athan“.

Nach dem Schunkelwalzer und dem „nachdenklichen“ Walzer kam ein volkstĂŒmlicher Walzer an die Reihe mit dem Thema, das schon die BlĂ€ck Fööss aufbereitet haben – frei nach „Drink doch ene mit“ textete wieder „Jon Athan“ „Bleib nicht allein“. Diesmal hat Tony höchstselbst das Lied komponiert – er stellte es am 9. Februar 1981 in der ZDF-Hitparade vor. Kurze Zeit spĂ€ter nahm Tony das Lied ĂŒbrigens mit neuem Text noch mal auf – als „Badischer Wein“.

ARD-Fernsehlotterie-Song kommt an

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Nur zwei Monate spĂ€ter prĂ€sentierte er dort das von ihm gesungene Lied der ARD-Fernsehlotterie 1981 namens „Mach Dir das Leben doch schön!“, mit dem er bis auf Platz 1 der Sendung kam. „Gib ein paar Mark fĂŒr ein GlĂŒcksspiel aus“ – solche Schlager-Zeilen wĂŒrden heute wohl fĂŒr ProteststĂŒrme bei politisch ĂŒberkorrekten Menschen sorgen
 Hinsichtlich Tonys „Fiffi“ auf dem Single-Cover wird orakelt, ob er sich damals bei Motown als SĂ€nger bewerben wollte – oder ob er der abgeschminkte Roberto Blanco sei. Die Haarpracht ist jedenfalls in der Tat beeindruckend
.

Anschließend nahm Tony sich des Welthits „Solitaire“ von Neil Sedaka an – Kurt Hertha textete „Du weißt, ich liebe Dich“ – offensichtlich war der Song „zu anspruchsvoll“ fĂŒr die Tony-Fans.

Mitklatsch-Schlager in NDW-Zeit

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In der Hoch-Zeit der Neuen Deutschen Welle kehrte Tony fĂŒr ein Lied wieder in die Stimmungs-Ecke zurĂŒck – Uli Röver und Frank Thorsten schrieben ihm den Mitklatsch-Song „Tante Caledonia“, der die ausgelassenen AusflĂŒge einer beschwingten Runde zum Thema hat. Ganz bewusst hat man nach den eher anspruchsvolleren Liedern wieder auf ein Stimmungslied gesetzt.

Stimmungsvoll ging’s weiter – mit „Kilimandscharo“, von Michael Kunze getextet, legte Tony wieder einen seiner legendĂ€ren Disco-Auftritte hin – diesmal leider ohne PolonĂ€se mit Agnetha. DafĂŒr kam die Plattenfirma auf eine „geniale“ Marketingidee – neben der normalen Single-Auflage eine Promo-Picture-Disc-Auflage auf den Markt zu bringen, auf der der legendĂ€re gleichnamige Berg abgebildet ist.

Dank G. G. ANDERSON wieder in den Charts

 

Im SpĂ€tsommer 1982 schaffte es Tony mit der deutschen Version eines G. G. Anderson-Hits nach lĂ€ngerer Zeit fĂŒr eine Woche in die Charts – „Jim und Andy“ durfte er in der ZDF-Hitparade vorstellen; mit dem Song hat er sich in einer „Kampfabstimmung“ (14,1 zu 13,9 Prozent) gegen Wolfgang Petrys „Der Himmel brennt“ durchgesetzt und damit Platz 3 erobert. Tonys damaliges GlĂŒck war wohl, dass G. G. Anderson damals noch seine Lieder in englischer Sprache sang – somit war der Weg fĂŒr Tonys deutsche Version frei. Die von Roland Kaiser getextete deutsche Version des Liedes fĂŒr Melanie Sanders, „Wenn ich trĂ€ume“, war nicht so erfolgreich wie Tonys Version.

ZDF-Show mit 14 Mio. Zuschauern – Riesen-Erfolg!

1972 veröffentlichte Tony eine viel beachtete Medley-LP namens „Lass das mal den Tony machen!“ – zehn Jahre spĂ€ter, am 2. September 1982, stellte das ZDF eine Personality Show des SĂ€ngers unter genau dieses Motto. Die von Tony moderierte Show wurde ein großer Erfolg mit toller Einschaltquote (14 Millionen Zuschauer). Der renommierte Musikjournalist Reginald Rudolf Ă€ußerte sich wie folgt: „Er ist keines der knickebeinigen Studio-Retorties, sondern ein Vollblut!“ In der Show sang Tony mit seinem Sohn Mark, der spĂ€ter ja auch im Duett als „Marshall & Alexander“ große Erfolge erzielen konnte, das anrĂŒhrende von dem Alexandra-Mentor Fred Weyrich getextete Lied „Vater und Sohn“, das auch als Single ausgekoppelt wurde.

Prominente Songautoren: VADER ABRAHAM und Dr. MICHAEL KUNZE

Anfang 1983 war Tony wohl wieder in Schunkellaune und brachte das volkstĂŒmliche „In unser’m StĂ€dtchen“ heraus, das er bei öffentlichen Auftritten auch gerne mal textlich abwandelte – wenn er z. B. in Hagen war hieß es „Bei uns in Hagen
“. Das Lied wurde von zwei HochkarĂ€tern geschrieben – die Komposition stammt von Pierre Kartner (Vader Abraham), der Text ist von Allzweckwaffe Dr. Michael Kunze.

Tonys Sommerhit ’83 wurde von „Christian Bensch“, bei dem es sich angeblich um den SchlagersĂ€nger Tom Forster handelt und vom spĂ€teren Udo-JĂŒrgens– und Roland-Kaiser-Produzenten Peter Wagner komponiert. (Böse Zungen bedauern, dass Wagner sich nicht dauerhaft als Marshall-Komponist engagiert hat statt Udo zu produzieren). „Flieg Katamaran“ wurde von der damals populĂ€ren TV-Ansagerin Dhana Moray getextet.

Wenn man Meldungen verfolgt, dass Tony Marshall weit ĂŒber 40 Jahre mit Herbert Nold als Manager verbandelt war, gibt folgender kleiner Artikel aus dem Musikmarkt vom 15. Juni 1983 zu denken: „Tony Marshall, populĂ€rer Volksunterhalter, dem in letzter Zeit Erfolge auf TontrĂ€gern fehlen, hat sich ein neues Management zugelegt. Nach vorĂŒbergehender Gesamtbetreuung durch das Offenburger KonzertbĂŒro Richard Weber hat der bisherige Weber-Mitarbeiter Wilfried Richartz nun auch das Sekretariat von Tony Marshall ĂŒbernommen.“

Der “Oberförster”-Song schlĂ€gt ein

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Danach war es wieder Zeit fĂŒr einen Stimmungs-Hit, der es zwar bis in die Top-20 der meistverkauften deutschsprachigen Singles, aber nicht in die offiziellen Charts gebracht hat – dennoch kann man den Schlager getrost als Evergreen bezeichnen – „Ach lass mich doch in Deinem Wald der Oberförster sein“, passgenau am 11.11.(!)1983 auf den Markt gebracht,  ist einer von Tonys immer wieder gerne gehörten Hits. Nicht alle sind zwar Fans der lyrischen Metaphorik der Textzeile, aber es gibt genĂŒgend Herren, die sich darĂŒber amĂŒsieren konnten, insbesondere die, die (wie Tony in seinem Lied) mit ihrem „großen Schießgewehr“ jagen
 – hoffen wir mal, dass es auch zum „Schuss“ gekommen ist
.

Premiere hatte die Single bei Dieter Thomas Hecks „Goldener Stimmgabel“ – diese Auszeichnung wurde Tony 1983 verliehen. — Im Mai 1984 gab es eine sehr ungewöhnliche Auszeichnung fĂŒr Tony – fĂŒr 50.000 verkaufte Einheiten seiner „Schönen Maid“ erhielt er mit sagenhaften 13 Jahren VerspĂ€tung aus der Schweiz eine Goldene Schallplatte aus den HĂ€nden von Ariola Mitarbeiterin Barbara von der Heiden.

Die deutsche Version des gleichnamigen englischsprachigen Lieds „Oh Grenada“ (das Original wurde von Adjah Lion aus Grenada(!) gesungen) textete Jack White – es war Tonys Sommer-Schlager 1984. Auf der B-Seite findet sich einer von Tonys sehr beliebten unbekannteren Evergreens – „Nach Regen blĂŒhen Blumen“, den Tony unter dem Pseudonym „Herb Thomar“ komponierte, getextet vom bekannten Berliner Rundfunkmoderator JĂŒrgen JĂŒrgens.

Auch zweite ZDF-Show ein Erfolg

Aufgrund des großen Erfolges seiner ersten ZDF-Show wurde vom ZDF am 11. Oktober 1984 eine zweite Show unter dem Motto „Lass das mal den Tony machen!“ produziert. Dort stellte er seine Schunkel-Single „Das werden wir alles ĂŒberleben“ (Musik: Jack White, Text: Kurt Hertha) vor. Die LP zur Show schaffte es bis auf Platz 14 der LP-Charts. Ebenfalls Bestandteil der Show war Schöne
 nein, diesmal nicht Maid, sondern die „Schöne Therese“. Textdichter Kurt Hertha ließ sich zu Reimen wie „Therese / sei mir nicht BÖSE / Streiterei ist KÄSE“ inspirieren – da muss man erst mal drauf kommen.

Ende 1984 ging Tony kurzzeitig wieder unter die Produzenten – unter dem Pseudonym die „Woodys“ nahmen sein Sohn Pascal mit dessen Freund Thomas das „Fichtls Lied“ auf. Das Lied wurde in der Superhitparade der Volksmusik einem Millionenpublikum vorgestellt. Hintergrund war Tonys Engagement fĂŒr die Initiative „Hilfe fĂŒr den Wald“, wobei „Fichtl“ als Symbolfigur dieser AktivitĂ€t diente.

Zum Jahresende erschien 1984 eine bemerkenswert gelungene Weihnachts-LP namens „Weihnachten mit Tony Marshall“.

Auch CORA schrieben fĂŒr TONY

Auch 1985 gab es wieder einen typischen Tony-Sommerschlager – diesmal wurde er von den Damen des bis heute erfolgreichen Duos „Cora“ (Cora von dem Bottlenberg und Swetlana Minkow) geschrieben – der „Walzer von Napoli“.  Spannend ist, dass die B-Seite der Single eine A-Seite von 1980 war („Wir bleiben noch etwas hier“).

TurnusgemĂ€ĂŸ war zum Jahresende dann wieder ein fröhlicher Song angesagt – Jack White schrieb den Song „So jung wie heut kommen wir nie wieder zusammen“. Das Lied stellte er in der Jack-White-Show vor, nachdem er kurz zuvor erneut den Vertrag mit seinem langjĂ€hrigen Produzenten verlĂ€ngert hatte – es sollte auch vorbereitend fĂŒr den kommenden Longplayer sein:

“Tony, Tony noch einmal”

Nachdem seine letzte TV-Show sehr gut gelaufen ist und sogar die  zugehörige LP sich bestens verkaufte, entschied die Plattenfirma Ariola zum Jahreswechsel 1985/86, eine neue TV-beworbene Tony-LP auf den Markt zu bringen – „Tony Tony noch einmal“, von Jack White geschrieben,  wurde ein guter Erfolg, die LP brachte es (im Gegensatz zur gleichnamigen Single) in die Top-20 der Charts. Die Single war ĂŒbrigens eine Neuaufnahme eines alten Tina-York-StĂŒcks („Rosi, Du warst wunderbar“, gemĂŒnzt auf Rosi Mittermaier).

Lied passend zuf Fußball-WM

Am 6. MĂ€rz 1986 hieß es dann zum dritten mal im  ZDF: „Lass das mal den Tony machen!“. Dort stellte er seinen anlĂ€sslich der in Mexico stattfinden Fußball-WM erschienene Single vor: „Adios Amigos (Das Lied von Mexico)“. Die Plattenfirma schrieb damals dazu: „Tony Marshall erweist dem Land und seinen Menschen zu diesem Großereignis seine Reverenz. Zu den sanften Melodiebögen aus der Feder von Jack White schrieb Michael Kunze einen einfĂŒhlsamen Text, fernab von jeglichem Hurra-Patriotismus“.

Freudenstadt war “not amused”

Die nĂ€chste Single von Tony, wieder ein Schunkelwalzer von Jack White und Kurt Hertha, brachte ihn in die Schlagzeilen der Bild-Zeitung. Die Einwohner von Freudenstadt waren „not amused“ ĂŒber das frivole Lied „In Freudenstadt im Schwarzwald“. Unter anderem heißt es darin, „Da hat ein Storch ein Kind gebracht – hurra, da war was  los“, was seinerzeit wohl noch als „anstĂ¶ĂŸig“ empfunden wurde.

Neues “altes” Label White-Records

Im Jahr 1987 grĂŒndete Jack White unter dem Dach der Ariola sein Label „White Records“ – ohne den Vertragspartner zu wechseln, erschienen somit Tonys Platten unter dem genannten Label. Die erste dort erschienene Produktion war ein Lied, das stark an den damals aktuellen Flippers-Hit „Die rote Sonne von Barbados“ erinnerte – daran angelehnt schrieben Jack White und Norbert Hammerschmidt den gefĂ€lligen Titel „In Amsterdam“.

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Nachdem im Stadion immer wieder GesĂ€nge der Marke „oleeee oleee oleee oleee“ zu hören waren, beschloss Jack White, darauf einen deutschen Schlager zu produzieren – Robert Jung schrieb den passenden Text zu „Wir sind die Champions (ole, ole, ole)“. Das Original war ĂŒbrigens ein Vereinslied des belgischen Vereins RSC Anderlecht („Anderlecht Champion“).

Nachdem der Song recht gut ankam, setzte Jack White noch einen drauf – im Stadion hört man ja auch gerne Tor-Anfeuerungsrufe der Marke „Einer geht noch – einer geht noch rein“. Die Melodie dazu wurde Jahre spĂ€ter ĂŒbrigens auch fĂŒr das leicht provokante Lied „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“ verwendet – vielleicht wird der Song ja „aus aktuellem Anlass“ in den nĂ€chsten Monaten eine Renaissance erfahren? – Jedenfalls brachte Tony schon 1988 das Lied auf den Markt unter dem von Manfred MĂŒhlbeyer, der zuvor schon langjĂ€hriger Veranstalter und Freund Tonys war, geschriebenen Text „ÄÀhner geht noch noi“. Das Lied stellte er auch in seiner 1988 ausgestrahlten vierten ZDF-Show vor.

LP zur Fußball-EM

Fußball war ohnehin ein großes Thema fĂŒr Tony – anlĂ€sslich der Fußball-EM erschien eine ganze LP mit Fußball-Hits unter dem Motto „Tony und Berni – die fröhlichen Fußballhits zur EM ’88”, wobei Berni das Maskottchen der Fußball-EM, die damals ja in Deutschland stattfand, war – leider wurde das Projekt ein Flop.

Im eher „klassischen“ (nicht volkstĂŒmlichen Stimmungsmacher-) Stil war die nĂ€chste von Jack White und Norbert Hammerschmidt geschriebene Single gehalten: „Ich trĂ€ume jede Nacht von Dir“. Auf der B-Seite zu finden ist der Pathos-Song „Frieden heißt leben” zu finden, den Tony auch in seiner TV-Show sang.

Die letzte Single der 1980er Jahre war die bereits angesprochene Wiederveröffentlichung der Originalaufnahme des Hits „Auf der Straße nach SĂŒden“. Nach ca. 7 Jahren durfte Tony mit der Single am 9. August 1989 erstmals auch wieder in der ZDF-Hitparade auftreten – damals von Viktor Worms moderiert. Interessant an der Neuauflage ist ĂŒbrigens die von Tony selbst komponierte und u. a. von Irma Holder getextete Nummer „ManĂ©-Ula“. (Ob Tony auch gen SĂŒden unterwegs war, als man ihm nach der Geburtstagsparty seines Sohnes Mark den FĂŒhrerschein wegen 1,1 Promille abnahm, ist nicht ĂŒberliefert, aber Tony vertraute in der Zeit auf die FahrtkĂŒnste seines Bruders – es blieb in der Familie..)

Gast in der 1. Hitparade mit UWE HÜBNER

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Auch die erste Single der 1990er Jahre war in der ZDF-Hitparade vertreten . Gleich bei der allerersten von Uwe HĂŒbner moderierten Show am 10. Januar 1990 stellte er die zum damaligen Zeitgeist passende Neuaufnahme seiner beiden großen Hits vor: „Heute hau’n wir auf die Schöne Maid“. Mit der Produktion schielte man wohl etwas auf Heino, der kurz zuvor mit seinem Enzian-Rap Erfolge feiern konnte – Tony gelang das mit seiner im „Acid“-Stil gehaltenen Neuaufnahme seiner Klassiker allerdings nicht. Allerdings war das die erste Single von Tony Marshall, die auch im „Maxi-CD“-Format erschienen ist. In Anspielung an Heino hieß es im Werbetext zur Single: „Der Enzian lĂ€sst die BlĂŒten hĂ€ngen, Hey no one is better!” – etwas vollmundig, wenn man bedenkt, dass Heino deutlich erfolgreicher war mit seinem Remix.

Kurz darauf erschien wieder ein typischer Fußballgesang – im Stadion wird oft der Steam-Oldie „Na na hey hey good bye“ angestimmt. Unter dem Pseudonym „Herb Tomar“ schrieb sich Tony dazu einen eigenen deutschen Text und veröffentlichte die Nummer auf Single. Den Titel stellte er auch in seiner fĂŒnften ZDF-Show „Lass das mal den Tony machen vor“ – auch zur 5. Folge vom 1. MĂ€rz 1990 gab es parallel eine LP-Veröffentlichung.

DDR-Tour und Wein-GeschÀfte

Ein Highlight fĂŒr Tony war, dass er im MĂ€rz 1990 fĂŒr zwei Wochen auf DDR-Tournee gehen durfte. In dieser Zeit entdeckte er ein neues GeschĂ€ftsfeld und brachte seinen eigenen Wein heraus.

Im Sommer 1990 gab es weitere Originalaufnahmen von David Hasselhoff.  Aus dessen „After manana mi ciello“ machte Textdichter Norbert Hammerschmidt „Morgen manana“ – ein schöner Sommerschlager.

Chart-Hit mit ROBERTO BLANCO

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Auch die nĂ€chste Nummer war die Eindeutschung eines Hasselhoff-Titels – wieder war es Norbert Hammerschmidt, der aus „Crazy For You“ „Resi, bring Bier!“ machte. Zur „VerstĂ€rkung“ holte sich Tony fĂŒr die Single seinen Kumpel Roberto Blanco ins Studio, von dem er sich ja schon vor lĂ€ngerer Zeit die Frisur „abgeguckt“ hatte.  Nach langen Jahren landete Tony (ausgerechnet) mit dieser Single sogar wieder in den Verkaufscharts. Am 12. Dezember 1990 stellten die beiden Urgesteine ihre Single in der ZDF-Hitparade bei Uwe HĂŒbner vor.

Die erste Single, die Jack White fĂŒr Tony produzierte, war wie oben erwĂ€hnt „Hans im GlĂŒck“. B-Seite dieser Scheibe war das Lied „Mein Elternhaus“ (Text: Hans-Ulrich Weigel). Diese getragene Nummer (O-Ton Plattenfirma: „Ein Fotoalbum nach Noten”) wurde 1991 neu aufgenommen und als Single veröffentlicht – das getragene Chanson wurde in einigen TV-Shows vorgestellt.

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Nach dem großen Erfolg mit „Resi bring Bier“ sah man sich 1991 wohl genötigt, eine zweite Duett-Single mit Roberto Blanco auf den Markt zu bringen. Wieder stand ein David-Hasselhoff-Song Pate („Do the Limbo Dance“). Darauf dachte sich erneut Norbert Hammerschmidt „Limbo auf Jamaika“ aus – der Schlager wurde am 16. Oktober 1991 in der ZDF-Hitparade vorgestellt.

Neue ZDF-Show scheiterte am Deal mit SAT1

1992 wurde es allem Anschein nach wieder höchste Zeit, einen Stadion-Song auf den Markt zu bringen – wieder gelang ein leidlicher Erfolg mit der von Jack White produzierten und geschriebenen Nummer „Jetzt geht’s los!“. Die Single erschien in 2 Auflagen – die 2. Auflage trug den Hinweis „Remix”. Unter dem Motto moderierte Tony am 4. Oktober 1992 bei RTL auch eine „Sommernachtsshow“, zuvor wurde am 12. April 1992 die „FrĂŒhjahrsshow“ „Tony Tony noch einmal“ auf SAT 1 ausgestrahlt. (Eigentlich war fĂŒr den 2. Juli des Jahres geplant, eine weitere ZDF-Show zu produzieren, die daran scheiterte, weil Tony bei SAT 1 unterschrieben habe, was der damalige Unterhaltungschef des ZDF, Wolfgang Neumann, nicht gerne sah).

Mit einem Hit-Medley namens „Dance Pot“ verabschiedete sich Tony Marshall nach vielen Jahren (vorĂŒbergehend) von seiner jahrelangen Plattenfirma Ariola (bzw. inzwischen White) und seinem lĂ€ngjĂ€hrigen Produzenten Jack White und wechselte zur Plattenfirma Intercord.

Neue Plattenfirma: Intercord

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Im Sommer 1993 wurde die erste von Irma Holder getextete Single vorgestellt: „Wir singen Loop di Love“. Dabei handelte es sich um eine Coverversion eines gleichnamigen Oldies der frĂŒhen 1970er Jahre. Der Song hat offensichtlich Potenzial – Bernhard Brink sang ihn im Silvesterstadl und trug quasi mit seiner Version  des Liedes den Stadl zu Grabe. Tony hat diesen „Erfolg“ nicht erzielen können – er war am 8. Juli 1993 zu Gast in Uwe HĂŒbners ZDF-Hitparade – die Show wurde erst Jahre spĂ€ter eingestampft.

Mit „No No Marleen“ wurde dann wieder eine Stimmungs-Nummer herausgebracht, die erneut in der ZDF-Hitparade vorgestellt wurde – am 17. MĂ€rz 1994 war Tony Marshall bei Uwe HĂŒbner zu Gast. Kurz darauf wurde auch die erst LP bei Intercord vorgestellt namens „So bin ich“. Co-Komponist des Liedes ist ĂŒbrigens (neben dem ebenfalls bekannten Francesco Bruletti) ein Mann namens Eugen Römer, der einige Jahre spĂ€ter mit einer gewissen Andrea Berg gewaltig erfolgreich werden wĂŒrde. Ausgekoppelt aus dem Album wurde noch „Holiday (TrĂ€ume von Urlaub und Freiheit)“ – Tonys Beitrag zum Sommer 1994.

Zweites Intercord-Album “Go West”

Ein zweites Album wurde 1995 von Intercord veröffentlicht. Namensgebend war die Single „Go West“, die er am 17. MĂ€rz 1995 in der ZDF-Hitparade prĂ€sentierte. Hierbei handelt es sich um die deutsche Version des damaligen Riesen-Hits der Pet-Shop-Boys, die ihrerseits den Village-People-Klassiker neu aufnahmen.

FĂŒr etwas Verwirrung sorgten die nĂ€chsten Veröffentlichungen Tonys – hieß es kurz zuvor noch „No No Marleen“, wurde 1995 „No No, es ist nichts passiert“ veröffentlicht. Auch die nĂ€chste Intercord-Single klang textlich wie etwas Bekanntes: Hieß es kurz zuvor noch „Ich trĂ€um die ganze Nacht von Dir“, konstatierte Tony 1995: „Ich trĂ€um‘ von Dir die ganze Nacht“.

ZDF-Show “Einer wie Du”

1996 veröffentlichte Tony sein Buch „Einer wie Du“ – parallel wurde in Karlsruhe eine große gleichnamige TV-Show aufgezeichnet. Kurz darauf kam eine Promo-Maxi-CD von Tonys Version von „Canta Libre“ in Umlauf – viele Jahre spĂ€ter wurde das Lied auch offiziell veröffentlicht.

1997 wurde eine seltene Radio-Single veröffentlicht – die deutsche Version des Liedes „Angelitos negros“ war „Schwarze Engel“. Die Promo-Maxi-CD erschien bei der Ariola. Das Lied wurde bereits 1954 veröffentlicht, der Text stammt von Ralph Maria Siegel. Somit gehört Tony Marshall zu den sehr wenigen erfolgreichen SchlagersĂ€ngern, die nie ein Lied von Ralph Siegel gesungen haben, wohl aber ein Lied seines Vaters. Wer weiß? Vielleicht sitzt der Stachel des Grand Prix’ 1976 zu tief…

Am 27. November 1997 kam es offensichtlich zur Versöhnung mit dem ZDF – dort wurde Tonys Show „Viva la musica“ erfolgreich ausgestrahlt.

1998 kehrte Tony zu White Records zurĂŒck – zunĂ€chst gab es einen von Jack White produzierten „Hit-Mix“ mit seinen großen Erfolgen. Das war allerdings nicht der Grund, warum er in dieser Zeit das Bundesverdienstkreuz erhalten hat – da ging es wohl eher um den runden 60. Geburtstag.

Gemeinsam mit Horst Schnebel und Graham Dalton schrieb Tony unter seinem Pseudonym Herb Tomar den zur Ende der 1990er Jahre im Zeitalter der „Spaßgesellschaft“ passenden Titel „Lachen Lachen (Wulle Wulle)“. In Ă€hnlichem Stil gehalten war auch die letzte Single des alten Jahrhunderts, „Hoppladidi Hoppladada“ (Musik und Text: Jack White).

Version “HĂ€nde zum Himmel” – ein Erfolg

In den Niederlanden war das Lied „En nou de Handjes de Leucht in“ 1990 ein Erfolg. Mit dem Text von Irena Möbus hatten die „Kolibris“ damit 1998 einen kleinen Hit in Deutschland, der auch in Fußballstadien Einzug hielt. Jack White erkannte das Hitpotenzial von „Die HĂ€nde zum Himmel“ und produzierte eine recht erfolgreiche Version mit Tony. 1999 erhielt Tony eine ungewöhnliche Auszeichnung – er wurde mit dem „Goldenen Winzer der Stadt Bad DĂŒrkheim“ ausgezeichnet. Besonders interessant war die BegrĂŒndung der Karnevalsgesellschaft: Mit der Ordensverleihung sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass man Tonys Lieder „nĂŒchtern nicht ertragen“ könne…

Zum Anfang des neuen Jahrhunderts moderierte Tony gemeinsam mit Martina Conradt eine Show rund ums Kegeln. Dazu wurde auch eine Promo-Single veröffentlicht: „Alle Neune mit Musik“.

DJ-ÖTZI-Kopie misslang

Nachdem DJ Ötzi mit „Anton aus Tirol“ im Jahr 2000 ein Riesen-Hit gelungen war, war wieder die KreativitĂ€t von Jack White geweckt. Gemeinsam mit Norbert Hammerschmidt schrieb er im gleichen Jahr fĂŒr Tony den Song „Tony aus der Pfalz“. VolkstĂŒmlich gehalten war der von Jack White produzierte und gemeinsam mit Uve Schikora und Walter Robert Schmid geschriebene, 2001 herausgebrachte  Titel „In unser’m Stammlokal“. Das Lied passte zur damals von ihm gemeinsam mit Sonja Schrecklein moderierten, im SWF ausgestrahlten TV-Show „Fröhlicher Feierabend“.

Neues Gewand von “Schöne Maid”

Zum 30. Geburtstag von Tonys wohl grĂ¶ĂŸtem Hit gab es 2001 eine Neuveröffentlichung, nĂ€mlich die Maxi-CD „Schöne Maid 2001“. Der Klassiker wurde in ein neues Soundgewand gepackt – auf der CD enthalten waren insgesamt sechs Versionen von Tonys Superhit. FĂŒr die Fans des Chansoniers Tony Marshall gab es in jenem Jahr auch einen Leckerbissen – unter dem Namen „C’est la vie“ erschien eine CD mit Tonys Chanson-Aufnahmen aus den 1960er Jahren.

 

Im Jahr 2002 war Tony offensichtlich recht hungrig – Norbert Hammerschmidt textete ihm den von Jack White komponierten und produzierten Titel „Und der Magen knurrt bis nach Klagenfurt“. — Erfolgshungrig war auch die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Fußball-WM 2002 unter Nationaltrainer Rudi Völler. Gemeinsam mit seinem Sohn Pascal sang Tony als Hommage an den damaligen Teamchef die Ballade „Rudi“.

Geburtstagsgala zum 65. Geburtstag

Tonys 65. Geburtstag im Jahr 2003 wurde groß gefeiert – so gab es eine Spezialausgabe der von ihm moderierten TV-Show „Fröhlicher Feierabend“ und eine Geburtstagsgala unter dem Motto „Einer wie Du“. Die von Axel Bulthaupt moderierte Gala wurde (mit etwas VerspĂ€tung) am 5. April 2003 in der ARD ausgestrahlt. AnlĂ€sslich seines runden Geburtstages ehrte Tony seine Heimatstadt Baden Baden mit einem „Tony-Marshall-Weg“.

Erneut Wechsel der Plattenfirma

Im gleichen Jahr wechselte Tony die Plattenfirma und war nun bei „MCP“ unter Vertrag. Die erste CD dort hieß „OlĂ© – hier tanzt der BĂ€r“. Unter seinem Pseudonym Herb Thomar bearbeitete Tony das Traditional musikalisch, den Text steuerte sein langjĂ€hriger Freund Curt Gerritzen bei.

Lebenstraum: “Anatevka”

2005 ging ein Wunsch fĂŒr Tony in ErfĂŒllung – im Volkstheater Frankfurt am Main spielte er den Tevje im Musical „Anatevka“ – ein voller Erfolg fĂŒr den SĂ€nger. Spannend: An der Seite von Tony spielte eine NachwuchssĂ€ngerin namens Helene Fischer als „fĂŒnfte Tochter des Milchmanns Tevje“ mit. Kurz vor ihrem Durchbruch als SĂ€ngerin ĂŒbernahm sie damals in Frankfurt Nebenrollen wie die an der Seite von Tony Marshall. Die Vorstellung wurde ein großer Erfolg – Tony spielte den Milchmann 120 mal vor insgesamt 30.000 Zuschauern.

Im gleichen Jahr erschien ein neues Schlageralbum mit der ausgekoppelten Single „Im siebten Himmel“. Er erhielt kurz darauf die zweifelhafte Ehre, in einem vom Rowohlt-Verlag herausgebrachten Listen-Buch zum „furchtbarsten SchlagersĂ€nger“ gewĂ€hlt zu werden.

Reiner Moritz, der diese Wahl so getroffen hat dazu: „Marshall hat sich mit gĂŒtiger Mithilfe von Jack White nur einer Botschaft verschrieben: dem stumpfsinnigen He-das-Leben-ist-schön, das seinen Höhepunkt in Schöne Maid und Komm gib mir Deine Hand fand“. Dazu nicht passend, Ă€ußert sich Moritz wie folgt: „Einmal hatten wir GlĂŒck mit ihm, als er trotz Sieg im Vorentscheid (Der Star) wegen eines Reglementverstoßes nicht zum Grand Prix Eurovision de la Chanson fahren durfte. Das tat gut.“ – Da fragt man sich, ob „Sing Sang Song“ ein anspruchsvolles Chanson ist und „Der Star“ die zitierte „Leben-so-schön“-Botschaft
 – vielleicht sollte man sich die Lieder erst mal anhören, bevor man ein Urteil trifft


Auf Tour mit SEMINO ROSSI und CLAUDIA JUNG

Ein Jahr drauf war Tony wieder „auf Achse“ – gemeinsam mit u. a. Claudia Jung und Semino Rossi ging es auf Karl-Moik-Abschiedstournee.

Zum 70. Geburtstag wurde eine sehr außergewöhnliche Tony-Marshall-CD veröffentlicht – deren Titel „Wie nie“ war Programm – dort durfte Tony endlich mal die ganze Vielfalt seines Könnens zeigen. Unter anderem sind darauf Chansons aus seiner FrĂŒhzeit zu hören und anspruchsvolle Neuaufnahmen einiger seiner Evergreens. Selbst Xavier Naidoo gab sich fĂŒr ein Duett die Ehre. Als Single wurde die Tony-Marshall-Komposition „Nach Regen blĂŒhen Blumen“ ausgewĂ€hlt. Parallel veröffentlichte die Ariola (damals unter dem Namen „313JWP“) Originalaufnahmen seiner Lieder auf einer CD namens „Best Of“.

Nach seinem kommerziell weniger erfolgreichen Album ging es Anfang 2009 wieder zurĂŒck zu seinem Haus- und Hofkomponisten und –produzenten Jack White. Gemeinsam veröffentlichte man die neue von Fred Strecker und Curt Gerritzen geschriebene Single „1.000 mal an Dich gedacht“; das Lied wurde im damaligen „Winterfest der Volksmusik“ vorgestellt und lief sehr erfolgreich im Radio und avancierte sich zum kleinen Hit, so dass ein gleichnamiges Album veröffentlicht wurde.

Daraus wurde noch die Single „O la la, das kann doch nicht so schwer sein“ (nicht zu verwechseln mit „Pizza Wundaba“) ausgekoppelt.

Auch 2010 war Tony fleißig und veröffentlichte ein von der „Bild“-Zeitung gesponsertes Album namens „Tony 2010“. Erste Single daraus wurde der Francesco-Bruletti-Song „Nochmals will ich Dich nicht verlieren“, das stark an Tonys Erfolg „1.000 mal an Dich gedacht“ erinnert, aber nicht dessen Erfolg erzielen konnte.

AnlĂ€sslich eines Auftritts in der RTL-Chartshow wurde Ende 2009 erneut der Kulthit „Schöne Maid“ neu herausgebracht – diesmal unter dem Motto „Schöne Maid 2010“. Die nĂ€chste regulĂ€re Single aus dem „Tony 2010“-Album war der Schunkel-Walzer „Sieben kleine Kinder“.

Nachdem Tony „Bora Bora“ so einen Erfolg gebracht hatte, sah man 2010 die Zeit wohl fĂŒr gekommen, einen zweiten Teil des Liedes herauszubringen – Fred Strecker (Musik) und Curt Gerritzen (Text) dachten sich in der Hinsicht „Eine Insel zum TrĂ€umen geboren (Bora Bora)“ aus. Passend dazu konnten ganz große Fans eine „Tony Marshall Gruppenreise“ auf die SĂŒdseeinsel buchen.

Eine weitere Single aus 2010 wurde im Folgejahr „nachgeschoben“ – nicht nur Tonys Tochter, sondern auch das Lied heißen „Stella Maria“ – den Text zu Tonys Eigenkomposition schrieb wieder Curt Gerritzen. Kurz darauf wurde noch ein weiteres „Best Of“-Album veröffentlicht – diesmal unter dem Motto „Tony Marshall – 50 Jahre Hits“.

Die nĂ€chste Single wurde wieder von Fred Strecker und Curt Gerritzen geschrieben, kurz darauf erschien bei der neuen Plattenfirma „7-Days-Music“ ein gleichnamiges Album: „Ich war noch nie dem Himmel so nah“. Daraus ausgekoppelt wurde als typischer AprĂ©s-Ski-Song die Nummer „Yeti“.

Goldene Narrenschelle 2011

Eine besondere Auszeichnung wurde Tony im Februar 2011 zuteil – er erhielt die „Goldene Narrenschelle 2011“ von der Vereinigung SchwĂ€bisch-Alemannischer NarrenzĂŒnfte.

Goldene Hochzeit und My Fair Lady

Privat feierte Tony am 2. Juni 2012 in den USA mit seiner Gaby die Goldene Hochzeit. Kurz darauf, ab Juli 2012, zog es ihn  wieder auf die Theater-BĂŒhne – er ĂŒbernahm die Rolle des Alfred P. Doolittle im Musical „My Fair Lady“. Die AuffĂŒhrungen fanden auf der FreilichtbĂŒhne  in Altusried im AllgĂ€u statt. Neben anderen gehörte ĂŒbrigens der Journalist Helmut Markwort zum Ensemble. Zum Jahreswechsel 2012/13 ging Tony mit Kollegen auf „Winterzauberland“-Tournee.

Management-VerjĂŒngung

2013 ging es zurĂŒck zu Jack White und dessen Plattenfirma Gloriella. Als erste Single wurde dort „Und noch heut trĂ€ume ich von San MichĂ©le 2013“ veröffentlicht, eine Nummer von Willy M. Willmann und Norbert Hammerschmidt, sie schon auf dem Album 2010 zu finden war. Das Jahr war auch insofern von Bedeutung fĂŒr Tony, als sein langjĂ€hriger Manager Herbert Nold das Management Tonys an seinen jungen Kollegen Lothar Böhler von „artmedia“ abgab. In jenem Jahr erschien auch eine neue CD von Tony – der Titelsong „Du bist der Wahnsinn“ wurde auch als Single veröffentlicht, kurz zuvor wurde die von Sigmar Strecker und Curt Gerritzen geschriebene Nummer „Und wieder will ich wieder Dich“ ausgekoppelt – auch das wieder stark an „1.000 mal an Dich gedacht“ erinnernd.

2014 heuerte Tony bei der kleinen Plattenfirma „Reck’s Music“ an und veröffentlichte dort seinen von Fred Strecker und Curt Gerritzen geschriebenen Titel „Ich wĂŒnsch‘ mir eine Autobahn, auf der wir bis nach Malle fahr’n“. Kurz darauf erschien dort ein weiterer neuer Schlager mit dem schlichten Namen „Antonia“.

“Eine Hochzeit zum Verlieben”

Im Juli 2015 zog es Tony Marshall nach Alzenau zu den Burgfestspielen. Im Musical „Eine Hochzeit zum Verlieben“ ĂŒbernahm er die Rolle der unterhaltsamen Oma Rosie. Im Alter von 77 Jahren begeisterte Tony mit Rap-Gesang und kleinen Tanzeinlagen das Publikum auf der großen FreilichtbĂŒhne. Alle Veranstaltungen waren ausverkauft.

Überraschungserfolg “Senioren sind nur zu frĂŒh geboren”

Gemeinsam mit GÜNTHER BEHRLE entwickelte TONY die Idee, ein ganzes augenzwinkerndes Album fĂŒr Senioren zu machen. “Senioren sind nur zu frĂŒh geboren” wurde ein großer Erfolg. Erstmals seit fast 30 Jahren schaffte er es damit sogar in die Albumcharts – ein schöner spĂ€ter und viel beachteter Erfolg fĂŒr ihn. Kurz darauf gab es eine weitere schöne Ehrung: TONY wurde im Mai 2018 zum EhrenbĂŒrger von Baden-Baden ernannt. 

Sampler “Das Beste” Riesen-Erfolg

Noch unerwarteter als das “Senioren”-Album kam die sensationelle Chartnotiz des Albums “Das Beste” mit TONYs großen Erfolgen. Damit erreichte TONY die beste Chartnotiz seit 33 Jahren – TONY also nach wie vor gefragt bei seinen Fans.

VermĂ€chtnis: “Der letzte Traum”

Mit seinem letzten Album und der Single-Auskopplung “Der letzte Traum” setzte sich TONY ein Denkmal. Ein rĂŒhrendes, tiefsinniges Lied, das sicher auch gut zu seiner Beerdigung passen wĂŒrde. Ironie des Schicksals: TONYs letzte Single war ein gemeinsames Lied mit seinen Söhnen PASCAL und MARC – “Father & Sons” ist die deutsche Version des Klassikers “Father & son”. Am 6. Mai 2022 fand dann auch noch ein letztes gemeinsames Konzert in Baden-Baden statt – Motto: “Tony Marshall & Söhne – Der letzte Traum – Ein SĂ€ngerleben”.

Bei Tony Marshall handelte es sich um einen Ausnahme-SchlagersĂ€nger. Laut Angaben seines frĂŒheren Managers Herbert Nold hat er „nie eine Veranstaltung versĂ€umt und musste nie wegen Krankheit oder sonstiger GrĂŒnde eine Veranstaltung absagen.“ (Das Ă€nderte sich erst im ganz hohen Alter). Nun ist die Legende im Alter von 85 Jahren verstorben. Wir werden TONY immer in ehrender Erinnerung behalten und wĂŒnschen seiner Familie viel Kraft. 

Foto: TELAMO, Kerstin Joensson

 

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2 Kommentare

  1. Danke fĂŒr die ausfĂŒhrliche und sehr informative Biografie! Ich habe noch ein paar ErgĂ€nzungen bzw. Korrekturen:
    – Die SĂ€ngerin “Regina” ist ĂŒbrigens Regina Palm, die auch einige Singles aufnahm
    – Es war nicht Klaus Nowy, sondern Ralf Nowy
    – Die englische Version von “Ich fang fĂŒr euch den Sonnenschein” heißt einfach nur “Sunshine”, nicht “Sunshine Boy”
    – Werner Steffen ist Harro Steffen (laut GEMA)
    – “Badischer Wein” ist keine Version von “Bleib nicht allein”
    – “Wir bleiben noch etwas hier” ist von 1979, nicht 1980
    – 2001 war es schon das SWR Fernsehen, nicht mehr der SWF

    1. Danke fĂŒr die Hinweise. Sofern sie vermutlich richtig sind, haben wir sie eingebaut:

      – Regina Palm – da vertrauen wir einfach mal. Interessanter Hinweis.
      – Ralf Nowy – denn haben wir wohl mit Klaus Nomi verwechselt, ist korrigiert.
      – Sunshine – die Single liegt mir vor, muss ich mal verifizieren, wenn ich wieder im Keller bin 🙂
      – Harro Steffen – auf der Single heißt er Werner, haben wir mal gergĂ€nzt
      – Badischer Wein ist definitiv eine textlich geĂ€nderte Version von Bleib nicht allein.
      – Im Musikmarkt wurde “Wir bleiben noch etwas hier” im Dezember 1979 beworben, daher keine Korrektur.

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