
JULIANE WERDING: Schlagerprofis-Biografie zum 65. Geburtstag
Am 19. Juli 1956 kam JULIANE WERDING als Tochter des Bauingenieurs JUPP und seiner Frau RUTH WERDING in Essen zur Welt.
Karrierestart im „Talentschuppen“
Schon sehr frĂŒh begann sie, sich fĂŒr Musik zu interessieren und schickte bereits 1970 ein Band mit Musikaufnahmen an den damaligen SĂŒdwestfunk, der damals den âTalentschuppenâ ausstrahlte. Dort gewann sie prompt die interne Vorentscheidung.
1971 trat JULIANE WERDING erneut im âTalentschuppenâ auf und trug dort u. a. den UDO-JĂRGENS-Song âMein erster Wegâ vor, den ursprĂŒnglich SUZANNE DOUCET (1966 auf der LP âRot wie Rubin“) , spĂ€ter auch der Meister selbst veröffentlichte (1967 war der Song auf UDO JĂRGENS‘ erster Ariola-LP zu hören, er nahm diesen Song ĂŒbrigens 2008 noch einmal neu auf). Schade: Von JULIANE WERDING ist dieser Song nie auf TontrĂ€ger veröffentlicht worden.
Bereits vor Ausstrahlung der TV-Sendung unterschrieb sie am 10. Juni des Jahres einen Plattenvertrag mit dem Berliner Plattenlabel Hansa, weigerte sich aber, einen der fĂŒr damalige Zeiten typischen fröhlichen Schlager zu singen.
Umtextung eines Folksongs
Damals bekam Hansa-Textdichter HANS-ULRICH WEIGEL (vielen besser bekannt als âULLI WEIGELâ) den Auftrag von Plattenboss PETER MEISEL, eine deutsche Fassung des Liedes âThe Night They Drove Old Dixie Downâ zu erstellen. Den Song hat ROBBIE ROBERTSON 1969 fĂŒr seine Gruppe âTHE BANDâ, damals die Begleitcombo BOB DYLANs, ersonnen.
Erfolgreich (Platz 3 der Billboard-Charts) wurde der Song aber erst 1971 durch die FolksĂ€ngerin JOAN BAEZ. Eine 1:1-Ăbersetzung des Textes fand WEIGEL damals nicht sinnvoll â in dem Song ging es um die Zeit des amerikanischen BĂŒrgerkriegs â das Thema erschien ihm fĂŒr den deutschen Markt nicht interessant genug zu sein.
Anti-Drogen-Ballade – schweres Thema, kommerzieller Erfolg
In dieser Zeit lernte WEIGEL JULIANE WERDING kennen, und er erzĂ€hlte von seinen PlĂ€nen, aus dem Hippie-Song eine âAnti-Drogen-Balladeâ zu machen. JULIANE WERDING, damals 14 Jahre alt, sagte ihm, dass sie selbst schon mal an einem Joint gezogen habe und es sogar ganz gut fand.
Eines Tages aber starb ein guter Freund namens PETER, mit dem sie einst StraĂenmusik gemacht habe, an Rauschgift, es sei der erste Drogentote Essens gewesen, den es zu beklagen gegeben habe. â Genau diese Thematik verpackte ULLI WEIGEL in den Song âAm Tag, als Conny Kramer starbâ.
Den Namen hat er in einem Berliner Telefonbuch gefunden â allerdings wollte er den Protagonisten erst âKalleâ nennen â JULIANE WERDING bat darum, von âConny Kramerâ zu reden in Anlehnung an ihren ersten Freund Conrad.
Hippie-Image passte ins Bild – Identifikationsfigur gesucht
Unter vielerlei Aspekten schien JULIANE WERDING damals die richtige Besetzung fĂŒr den Song zu sein â beispielsweise passte das âHippie-Imageâ sowohl zum Folk-Idol JOAN BAEZ als auch zu JULIANE WERDING. Wichtig war auch, dass keine arrivierte SĂ€ngerin den Song singen sollte, sondern eine Newcomerin. JULIANE WERDING sollte Identifikationsfigur derer werden, die gegen Drogen ankĂ€mpften.
Experten waren zunÀchst kritisch
In einem Interview aus 2008 gab Textdichter ULLI WEIGEL zu Protokoll:
âAls die Aufnahme fertig war, waren wir drei â PETER, JULIANE und ich â die einzigen, die daran glaubten. Alle anderen Experten im Haus sagten: âDas wird nie etwas. Das kriegen wir nirgends gespieltâ. Schon damals wurden deutsche Lieder mit bissigen oder aneckenden Texten manchmal gar nicht erst produziert, aus Angst, sie wĂŒrden im Radio nicht gespielt werden. WĂ€hrend zum Beispiel âLetâs Spend the Night Togetherâ problemlos lief. Den englischen Text verstand ja keinerâ.
Radio-Sender zunÀchst skeptisch
Die ersten BefĂŒrchtungen sollten sich zunĂ€chst bewahrheiten â die Radiosender waren sehr zögerlich darin, die erste Single JULIANE WERDINGs zu spielen. FRANK ELSTNER, damals Chefsprecher der deutschen Abteilung von Radio Luxemburg, rechtfertigte sich wie folgt: âWir können zwischen Dash- und Omo-Werbung kein Lied mit solch ernstem Problem spielenâ.
UnterstĂŒtzung erhielt die junge SĂ€ngerin von hoher Stelle â der Berliner Kaplan FLURY machte sich im Rahmen seiner âNo drugsâ-Aktion fĂŒr den Song stark und konnte sogar die Bundesregierung als UnterstĂŒtzung gewinnen. Die damalige Bundesministerin KĂTE STROBEL (Jugend, Familie und Gesundheit) lieĂ sich vor den Werbekarren spannen. JULIANE wurde von der Ministerin in Bonn empfangen und trug im Beisein der Presse ihr Lied vor. Hintergrund war nach Angabe der Zeitschrift „Freizeit Magazin“, dass ein Drittel der Tantiemen fĂŒr JULIANE WERDING der Berliner Drogenhilfs-Organisation „Aktion Rehabilitation“ zu Gute kamen.
Drogenproblem durch JULIANE im Fokus der Ăffentlichkeit
JULIANE WERDING rĂŒckte das Drogenproblem damals stark in die Medien â zuvor wurde deutlich weniger darĂŒber berichtet, 1972 kam das Thema in den Fokus â auch weil in jenem Jahr die Zahl der Rauschgifttoten erstmals die 100 ĂŒberschritt. â Nach dem Auftritt am 19. Februar 1972 in der ZDF-Hitparade wurde der kommerzielle Erfolg des Liedes gigantisch â nur wenige Wochen nach ihrem ersten Auftritt in Berlin kam sie in die Verkaufscharts, um bis an die Spitze der Charts zu kommen.
Inzwischen fingen auch die RTL-Hörer an zu protestieren â und JULIANE WERDING wurde wochenlang als Nummer eins bei den âGroĂen Achtâ von Radio Luxemburg gefĂŒhrt. FĂŒr einen der begehrten âLöwenâ von Radio Luxemburg reichte es allerdings nicht(!).
Goldener BRAVO Otto, Goldene Europa
Aber noch in 1972 wurde ihr die Goldene Europa der Europawelle Saar ĂŒberreicht â ebenso wurde sie von den Lesern der Jugendzeitschrift Bravo als beliebteste SĂ€ngerin des Jahres gewĂ€hlt und erhielt folgerichtig den âGoldenen Ottoâ â ein sensationeller Erfolg fĂŒr ein MĂ€dchen, das erst eine einzige Single herausgebracht hatte.
Eine groĂe Ehre war es fĂŒr JULIANE, als sie 1972 in London ihre Idole von der Rockband DEEP PURPLE treffen durfte – fĂŒr eine Fotostory der BRAVO.
JULIANE WERDING wurde Identifikationsfigur â Reporter suchten regelmĂ€Ăig abwechselnd ihren Wohnsitz (Essen, Friedjof-Nansen-Str. 8) und ihre Schule (Beatae Mariae Virginis-Schule Essen, eine Klosterschule) auf. Im Essener Lokalkompass blickte Juliane wie folgt auf diese Zeit zurĂŒck:
âEs war teilweise so, dass Fernsehteams einfach vor der Schule standen oder in die Klassen gekommen sind wĂ€hrend des Unterrichts und die Nonnen mit dieser Situation vollkommen ĂŒberfordert waren, weil so was natĂŒrlich noch nie vorher da gewesen war und sie nicht genau wussten, wie sie sich verhalten sollten. Und ich auch nicht, ich war ja auch kein Profi, war vollkommen erschrocken, wenn da plötzlich irgendwelche Reporter in meiner Klasse standen.â
JULIANE WERDING wird als „Protest-Star“ aufgebaut
Nach dem groĂen Erfolg mit der Single wurde eine LP produziert â erneut mit âschwerer Kostâ â ganz anders als die Schlager damals sonst so waren. Ganz bewusst wollte JULIANE zeitkritische und nachdenkliche Lieder singen. Im Hitparadenbuch sagte sie damals:
âErfolge sind mir wurscht, ich will diesen Job nicht zum Beruf machen. Wenn ich ein Lied vom Text her vertreten kann, dann singe ich es. Sonst lasse ich es bleiben. Basta.â
So passte es gut, JULIANE zu einer Art âProtest-Starâ aufzubauen â ihre Plattenfirma beschrieb sie wie folgt: âDas ist Juliane â progressiv, jedoch nicht feindselig der Gesellschaft gegenĂŒber, die im Ăberfluss lebtâ.
Erstes Album mit schwerer Kost
Dazu passte auch Ihre erste LP âIn tiefer Trauerâ â auf dem Cover stand in Form einer Traueranzeige zu lesen: âUnsere geliebte, heile Welt, in deren SchoĂ einst Illusionen von Liebe, Frieden und Freiheit geboren wurden, ist nach langen und blutigen KĂ€mpfen im 20. Jahrhundert endgĂŒltig von uns gegangen. In tiefer Trauer â Juliane Werdingâ.
Nachfolge-Single kann mit „Conny Kramer“ nicht mithalten
Die Nachfolge-Single ihres âĂber-Hitsâ war âKinder des Regenbogensâ (spannenderweise nicht auf ihrem ersten Album enthalten, der Song wurde erst auf einer ihrer spĂ€teren LPs als Albumtrack veröffentlicht) â in dem Song schlĂŒpfte sie in die Rolle jugendlicher Hausbesetzer in einer Hippie-Kommune (âSie nannten sich Kinder des Regenbogens, denn sie glaubten an das Gute in der Weltâ).
Auch den Song stellte Juliane in der ZDF-Hitparade vor, der Erfolg der VorgÀngersingle konnte aber bei weitem nicht erreicht werden. Erneut war der Text von ULLI WEIGEL, die Komposition stammte vom damals populÀren Schlagerkomponisten und Freund ULLI WEIGELs, DIETER ZIMMERMANN.
HĂ€tte JULIANE WERDING einen zweiten groĂen Hit landen können?
Die Nachfolgesingle von „Conny Kramer“ sollte eigentlich „HĂ€nde weg von Harry KĂŒhn“ heiĂen. Den Song, in dem es um einen Rocker geht, der ein toller Typ ist, aber von der Gesellschaft nicht anerkannt wird, haben DIETER ZIMMERMANN (Komponist) und ULLI WEIGEL (Textdichter) geschrieben, PETER MEISEL war im Berliner Hansastuio der Produktionsleiter. Unglaublich: JULIANE WERDING lehnte ab, den Song zu singen.
Der BRAVO sagte sie damals: „Dieser Text ist mir zu viel Schwarz-WeiĂ-Malerei, die von dem eigentlichen Problem ablenkt. Hier der arme Rocker und dort die böse Gesellschaft. Das stimmt einfach nicht.“ Produzent PETER MEISEL gab sich geschlagen, und zwar wegen folgenden Arguments: „Vor allem ihr Argument, dass ein Titel wie Harry KĂŒhn wie ein billiger Nachzieher auf Conny Kramer klingen wĂŒrde, hat mich ĂŒberzeugt.„
„Ăpfel ohne Kerne“ wird von der A- zur B-Seite
Stattdessen hieĂ der Song dann „Es gibt keine Ăpfel ohne Kerne“. Das gefiel JULIANE WERDING, aber nicht dem damals populĂ€ren und wichtigen Sender Radio Luxemburg. Der damalige Programmdirektor STOLDT begrĂŒndete das wie folgt, indem er sagte, dass er keinen „pseudointellektuellen Quatsch“ sende. Der Text sei konfus. Zitat: „Da heiĂt es: ‚Keiner liebt ihn‘ und nachher ist es ‚doch nur ein Liebeslied‚“.
JULIANE WERDING erklĂ€rt, warum „Kinder des Regenbogens“ kein so groĂer Hit wurde
„Harry KĂŒhn“ konnte JULIANE WERDING noch vermeiden. Aber „Kinder des Regenbogens“ als A-Seite und damit ihren Hitparaden-Auftritt mit diesem Song nicht. Der BRAVO sagte sie damals dazu:
„Ich fand den Titel ‚Kinder des Regenbogens‘ schwach, doch meine Plattenfirma meinte, dass dieser Titel bessere Chancen hĂ€tte als ‚Ăpfel ohne Kerne‘. Also habe ich ‚Kinder des Regenbogens‘ auch in der ZDF-Hitparade gesungen. Vermutlich haben mir die Leute mein ungutes GefĂŒhl angemerkt'“.
Songbook schon in frĂŒhen Karrierejahren
Schon kurz nach Erscheinen der ersten Langspielplatte erschien das 13 Lieder beinhaltende âJuliane Werding Songbook“ im Verlag Edition Intro.
1973 erschien bereits die zweite LP Julianes mit dem bezeichnenden Titel âMein Name ist Julianeâ. Dort stellte die Essenerin fest: âMein Name ist Juliane, und ich singe, was mir gefĂ€llt â lustige Lieder und trauriger Lieder â unsârer gar nicht mehr so heilen Weltâ.
„Wildes Wasser“ scheitert in ZDF-Hitparade
Nachdem die zweite Single nicht so gut lief wie die erste, entschloss man sich wieder fĂŒr das Cover eines international erfolgreichen Songs â damals waren MOODY BLUES mit âNights In White Satinâ sehr erfolgreich. Wieder war es ULLI WEIGEL, der den deutschen Text darauf ersann: âWildes Wasserâ â die Single kam zwar noch mal in die Top-40 â aber das war fĂŒr zwei Jahre auch der vorerst letzte Hit JULIANEs.
Erneut wurde die Single in der ZDF-Hitparade zwar vorgestellt, konnte sich aber nicht platzieren. Bereits 1970 produzierte und sang ĂŒbrigens MICHAEL HOLMÂ eine deutsche Version â âNĂ€chte im Schattenâ. Die Single stellte JULIANE u. a. am 1. Juni 1973 im âJULIANE WERDING Portrait“ vor – im Rahmen der ARD-Sendung âRhinozerus“
FĂŒr ihr Scheitern in der ZDF-Hitparade hat JULIANE WERDING erneut eine spannende ErklĂ€rung in der BRAVO parat – sie glaubte eine „Ăberalterung“ des Hitparadenpublikums zu erkennen: „Das sieht man ja schon bei der Sendung. Da sitzen immer mehr Leute ab 30 drin, die einen so unbequemen Zahn wie mich natĂŒrlich nicht mögen„. Oh je – das waren ja wirklich „uralte Leute“ damals :-)…
Die Ăngste und Nöte eines jungen MĂ€dchens damals (âHastige Liebe, weil Du neugierig bist â erste EnttĂ€uschung, sie prĂ€gt Dein Gesichtâ) wurden zwar wohl authentisch geschildert, waren aber kommerziell nicht so erfolgreich wie der Drogen-Song, der wohl voll den damaligen Zeitgeist traf. Viele Jahre spĂ€ter hat Comedian und Schlagerfreund THOMAS HERMANNS sich des Songs noch mal angenommen und ihn auf seine Art und Weise mit einem âAusdruckstanzâ versehen.
Karriereknick beginnt
1964 landete DONOVAN einen mittelprĂ€chtigen Hit mit âThe Universal Soldierâ; das Original des Songs stammt bereits aus dem Jahr 1963 von âTHE HIGHWAYMENâ. Im Jahr 1965 schrieb der renommierte Textdichter MAX COLPET eine deutsche Version fĂŒr die damalige ProtestsĂ€ngerin âDOMINIQUEâ (bĂŒrgerlich WALTRAUD ISOLDE ELCHLEPP) namens âDer ewige Soldatâ.
Da JULIANE WERDING in ihrer Anfangszeit solche Themen auch am Herzen lagen, lag nahe, diesen Song im Jahr 1973 neu aufzunehmen. Passend dazu schrieb in damaliger Zeit ihre Plattenfirma: âJuliane Werdings Lieder drĂŒcken genau das aus, was und wie ihre Generation denkt und empfindet. Sie sind anklagend und angriffslustig gegenĂŒber einer Gesellschaft, die im Ăberfluss lebt; ein Unterton von Skepsis ist darin aber zugleich auch jene lyrische Empfindsamkeit, die in unserer Zeit rar geworden ist.â
Der Song war wohl doch âzu schwere Kostâ fĂŒr die Hitparaden, das gilt ebenso fĂŒr die Berliner ZDF-Hitparade â schade, die dort angesprochene Thematik des Antikriegsliedes ist traurig aktuell. Der Titel findet sich auch auf Julianes LP âMein Name ist Julianeâ. Spannend ist ĂŒbrigens, dass der Verlag (Peer Musikverlag) damals schrieb âMAX COLPET schreibt fĂŒr Juliane Werding“, obwohl der Textdichter die Zeilen ja ursprĂŒnglich fĂŒr DOMINIQUE verfasste.
Auch privat lĂ€uft es in diesen Jahren nicht rund – recht ĂŒberraschend haben sich JULIANEs Eltern scheiden lassen – durchaus möglich, dass es daran lag, dass ihre Mutter in JULIANE die Vertreterin der eigenen Karriereambitionen sah, wĂ€hrend der Vater dem ShowgeschĂ€ft kritisch gegenĂŒberstand.
Schulabschluss und Berufsausbildung
1973 machte Juliane die Mittlere Reife und besuchte anschlieĂend die Handelsschule in Bottrop und begann eine Ausbildung als BĂŒrokauffrau.
Countrysong ohne groĂen Erfolg
Auch 1974 produzierte PETER MEISEL mit seinem SchĂŒtzling JULIANE WERDING eine Coverversion â diesmal knöpfte man sich OLIVIA NEWTON-JOHNs âLet Me Be Thereâ vor und machte daraus âMorgens Fremde – mittags Freunde„. Der im Country-Style gehaltene Song war wieder kommerziell genug fĂŒr einen Auftritt in DIETER THOMAS HECKs ZDF-Hitparade im Sommer des Jahres, platzieren konnte er sich weder dort noch in den Charts.
Der fĂŒr ein paar Jahre letzte Text von HANS-ULRICH WEIGEL fĂŒr JULIANE WERDING war 1974 âWenn ich ein Adler wĂ€rââ â dabei handelt es sich um eine Komposition von HEINO PETRIK, wenngleich viele Fans eine gewisse Ăhnlichkeit der Melodie zu ZAGER & EVANSâ âIn The Year 2525â sehen.
Mit GUNTER GABRIEL geht es steil bergauf
1975 war das âInternationale Jahr der Frauâ. Zu diesem Anlass schrieb kein geringerer als (ausgerechnetâŠ) GUNTER GABRIEL JULIANE WERDING einen Emanzipationssong: âWenn Du denkst Du denkst, dann denkst Du nur, Du denkstâ. Darin wird die Konstellation besungen, wie MĂ€nner in einer Kneipe Skat spielen, und wie sie dort mit den Machos der alten Schule umgeht: âich gewann das Spiel â das war zu vielâ. Dieses Lied wurde zu einem groĂen Hit â es war JULIANEs zweiter Top-5-Hit in Deutschland.
Auch ihr Auftritt in der ZDF-Hitparade war ein voller Erfolg â sie wurde mit dem Lied nicht nur âSpitzenreiterinâ (- das gelang ihr nicht mal mit Conny Kramer -), sondern gewann in der Sendung vom 22. November 1975 gegen den spĂ€teren Skatweltmeister WILLI KNACK aus Dortmund beim Skat.
Damit war der Imagewechsel weg von der ProtestsĂ€ngerin hin zur modernen emanzipierten Frau perfekt (böse Zungen sagen âvon der Protestjule zur Schlagermausâ), wobei sie heute auf dem Cover wohl keine âKippeâ mehr im Mund haben wĂŒrde (politisch korrekte Menschen haben sich darĂŒber aufgeregt, dass JULIANE WERDING nach ihrem âAnti-Drogen-Songâ sich nun mit Zigarette ablichten lieĂ).
Die gleichnamige LP, auf der auch die letzten Singles verkoppelt wurden, platzierte sich auch erfolgreich in den damaligen Album-Charts.
Noch mal von vorne angefangen…
Das emanzipierte Lied im fröhlichen Sound hat JULIANE WERDING nicht ohne Grund aufgenommen. Mit Blick auf ihren Conny-Kramer-Song Ă€uĂerte sie: âWenn man in so starkem MaĂe wie ich mit einem einzigen Lied identifiziert wird, muss man praktisch noch ein zweites Mal anfangen.“ – Diese Bestrebung kann als erfolgreich angesehen werden.
Nachdem âFrauenversteherâ GUNTER GABRIEL seinem SchĂŒtzling JULIANE WERDING einen tollen Hit auf den Leib schrieb â er war ja im Sprechgesang der âWenn Du denkstâ-Single höchstpersönlich zu hören (âWart nur ab, Baby â morgen kommt die ganz groĂe Revancheâ; in der ZDF-Hitparade ĂŒbernahm Moderator DIETER THOMAS HECK diese Aufgabe), lag nahe, dass er auch die nĂ€chste Single schrieb â auch das gelang sehr erfolgreich.
So viel Engagement und Erfolg musste belohnt werden – erneut schaffte sie es, von den Bravo-Lesern als beliebteste SĂ€ngerin gewĂ€hlt zu werden, wofĂŒr sie den âGoldenen Otto“ gewann. AuĂerdem gab’s diesmal sogar den RTL-Löwen in Silber.
Diesmal funktioniert auch der „Folge-Hit“
Mit dem erneut Country-angehauchten âMan muss das Leben eben nehmen wie das Leben eben istâ gelang ein weiterer Top-Hit, wenngleich Germanisten â Ă€hnlich wie beim âWenn Du denkstâ-Song â bei solchen Texten gewaltige Stirnrunzeln ergebenâŠ.. DafĂŒr war die Werbung der Plattenfirma genial: âDer Kerl macht’s und sie bringt’s: Juliane und Gunter – seine tolle Schreibe, ihre tolle Stimme“ – genial!
Dritter Song mit GUNTER GABRIEL „durchwachsen“
Bei der nĂ€chsten Single, zu der auch eine gleichnamige LP veröffentlicht wurde, handelt es sich um âKomm und hilf mir durch die Einsamkeit der Nachtâ. Den Song schrieb erneut GUNTER GABRIEL â er behandelte mit dem Song ein Thema, mit dem er sich wohl auskennt â eine Geliebte wĂŒnscht einen verheirateten Mann telefonisch zu sich â dieser kann aber angesichts seiner anwesenden Gattin nicht âoffenâ telefonieren. Damals gab’s halt noch nicht What’s App und Facebook… –
Das war fĂŒr die 70er Jahre dann wohl doch etwas zu unmoralisch, so dass ein Auftritt in HECKs Hitparade diesmal nicht ermöglicht wurde. Mit dem Titel war sie genau eine Woche in den Charts â es war ihr ĂŒber mehrere Jahre hinweg letzter (relativer) Hitparaden-Erfolg.
Ungewöhnlich ist ĂŒbrigens, dass die in dem Schlager angesprochene Problematik mal nicht aus mĂ€nnlicher Sicht beschrieben wird (allein zwei UDO-JĂRGENS-Songs gibt es zu diesem Thema: âDonnerstagâ und âGaby wartet im Parkâ â aber auch ROLAND KAISERs âManchmal möchte ich schon mit Dirâ geht in die Richtung), sondern aus Sicht der Geliebten.
Trennung von GUNTER GABRIEL im Streit
Nach der dritten GUNTER-GABRIEL-Single fĂŒr JULIANE WERDING wurde die Zusammenarbeit recht abrupt beendet, und der Grund war NICHT âdrei mal dabei – bitte nicht wiederwĂ€hlen“!
In seinem Buch beschreibt GUNTER GABRIEL vielmehr, dass er sich mit der damaligen (gemeinsamen) Plattenfirma Hansa ĂŒberworfen habe, als er herausfand, dass JULIANE WERDING einen deutlich besser dotierten Vertrag mit der Berliner Firma abgeschlossen hatte als er selber, was er wohl nicht in Ordnung fand â jedenfalls sollte es keine weitere Single mehr geben, allerdings gelang auch kein weiterer Hit von JULIANE WERDING mehr bei der Hansa.
Wenig hilfreich war damals, dass JULIANE ihren damaligen LebensgefĂ€hrten, den acht Jahre Ă€lteren Bundesbahnbeamten und Fahrdienstleiter ROLF BONGARTZ mit ihrem Management beauftragt hatte, was wenig erfolgreich war. (Er hatte damals seinen sicheren Job bei der Bundesbahn gekĂŒndigt).
Nachlassender Erfolg ohne GUNTER GABRIEL
Man ging fortan wieder zum alten Rezept ĂŒber, internationale Erfolge zu covern, den Text steuerte der reaktivierte Hans-Ulrich Weigel bei: âDa staunste was!?â war die deutsche Version des Songs âHowzatâ der Australischen Band âSHERBETâ. Textdichter ULLI WEIGEL griff den von GUNTER GABRIEL beschrittenen Emanzen-Weg weiter: Juliane gibt ihrem Freund in dem Lied den Laufpass â sie gibt eben nicht mehr das (O-Ton) âfriedliche Schafâ.
Trotz PrÀsenz in der ZDF-Hitparade vom Februar 1977 konnten die (mÀnnlichen?) Fans dem Song wohl nicht viel abgewinnen. Auch privat ging JULIANE damals eine neue Beziehung ein und kam mit TOBI PFLUG zusammen.
Neuer Produzent: TONY HENDRK
Im Jahr 1977 wechselte JULIANE WERDING den Produzenten â PETER MEISEL gab den Staffelstab an TONY HENDRIK und seine Frau KARIN HARTMANN, spĂ€tere GrĂŒnder des âCoconut“-Labels, weiter. Die erste Single war der vom neuen Produzententeam geschriebene Song âOh Mann oh Mann, wo hat der Mann nur seine Augenâ? â Das Single-Cover erinnert vom Design stark an JULIANEs âWenn Du denkstâ-Song.
Auch inhaltlich hĂ€tte der Song von GUNTER GABRIEL sein können, allerdings war der kommerzielle Erfolg bei weitem nicht so groĂ wie der von ihrem 1975er Hit, obwohl das Thema erneut originell war: der Karriere-Mann vergisst vor lauter AktivitĂ€t seine Frau, die sich ihrerseits wiederum freut, dass auf den Nachbarn Meier âVerlassâ ist. Parallel zur Single erschien auch eine von HENDRIK / HARTMANN produzierte LP âOh Mann oh MannâŠâ.
Textdichterin JULIANE WERDING
Auch 1978 produzierte TONY HENDRIK JULIANE WERDING und versuchte es mal wieder mit einer Cover-Version: aus âYELLOW DOGS’â âJust One More Nightâ wurde âNur noch eine Nachtâ â erstmals trat JULIANE WERDING als Co-Autorin (hier Textdichterin) in Erscheinung. Das Lied aus der 1978er LP ââŠein Schritt weiterâ kam nicht wirklich an.
Auf dem Album findet sich auch JULIANE WERDINGs wohl einzige englischsprachige Nummer: Sie schrieb den Song „Alaska“, den sie mit ihrem Freund TOBI PFLUG auf dem Album im Duett enisang.
Ein weiterer unbeschwerter Song aus diesem Album wurde im Sommer 1978 ausgekoppelt â erneut trat ULLI WEIGEL bei âPostfach auf der grĂŒnen Wieseâ in Erscheinung, wieder handelte es sich um einen adaptierten Titel â diesmal wurde der rockige FLEETWOOD-MAC–Hit âDonât Stopâ eingedeutscht.
Drogensong kommt nicht immer an
FĂŒr damalige VerhĂ€ltnisse ungewöhnlich: Ein dritter Song wurde aus â..ein Schritt weiterâ ausgekoppelt. Der von vielen Kritikern gelobte, aber kommerziell desaströs gefloppte Song âHotel Royalâ, komponiert von TONY HENDRIK und wieder von ULLI WEIGEL getextet, konnte nicht ĂŒberzeugen – erneut ging es dort um Drogen, aber auch um Prostitution – fĂŒr damalige VerhĂ€ltnisse schwere Schlagerkost.
Spannend: Produzent TONY HENDRIK brachte den Song 1980 mit anderem (eigenen) Text in einer Version von WOLFGANG PETRY, dem er quasi zum Durchbruch verholfen hatte, auf den Markt (âUnd Sandra weint“) â als B-Seite der recht bekannten Single âMein Zuhausâ. A propos âMein Zuhausâ â das wechselte im Jahr 1978 â JULIANE WERDING zog mit ihrem Freund nach MĂŒnchen-Giesing.
WOLFGANG HOFER textet fĂŒr JULIANE
Aller guten Dinge sind.. â in dem Fall vier â eine weitere Single aus ihrem damals aktuellen Album veröffentlichte Juliane 1979: âKlappe auf â Klappe zuâ. Diese Single ist aus mehreren GrĂŒnden interessant â erstmals kann der geneigte Fan auf dem Single-Cover Juliane mit Zöpfen bewundern â ein erstaunlicher Look fĂŒr eine Frau, die zuvor eher auf den Emanzipations-Zug gesprungen ist. Aber auch die Songautoren haben es in sich:
WOLFGANG HOFER ist genau der WOLFGANG, der selbst mit âTrödler Abrahamâ in Deutschland einen Riesen-Hit hatte und ĂŒber Jahrzehnte hinweg einer der wichtigsten Textdichter fĂŒr UDO JĂRGENS war (u. a. âMit 66 Jahrenâ). Komponist âANDREAS KRAUSE“ hatte gerade als âANDY MARTINâ seinen Song âSouth Of the Borderâ veröffentlicht â spĂ€ter wurde er als âANDREAS MARTINâ sehr bekannt.
Genutzt hat es alles nichts, auch der Tratsch-Song âKlappe auf â Klappe zuâ kam nicht in die Hitlisten â damit war die langjĂ€hrige Hansa-Ăra beendet, und Juliane wechselte die Plattenfirma. Zur Freude vieler Fans wurde JULIANE WERDINGs âFrĂŒhwerkâ im Rahmen der Ariola-âOriginal Album Classicsâ neu aufgelegt â ihre fĂŒnf Hansa Studio-Alben wurden erneut veröffentlicht – tolle Sache!
Wechsel zu EMI Electrola
Mit dem neuen Jahrzehnt (1980) ging JULIANE WERDING zur Kölner EMI Electrola, wo sie das fĂŒr ihre VerhĂ€ltnisse rockige Album âTraumlandâ produzierte. Die erste Single daraus war âGroĂstadtlichterâ, die deutsche Version des ALIDES-HIDDING-Songs âHollywood Sevenâ, der in den Niederlanden recht populĂ€r war; ALIDES HIDDING war spĂ€ter auch Mitglied der recht bekannten Band âTIME BANDITSâ.
Im Jahr 1976 wurde das Lied von JON ENGLISH bereits in Australien veröffentlicht und war dort ein Top-20-Hit. â In der deutschen, von MICHAEL KUNZE getexteten Version geht es um ein MĂ€dchen vom Land, das sich in der GroĂstadt nicht wirklich zurecht findet. Mit allen Mitteln wird die Dramatik des Themas beackert, ein imposantes Saxofonsolo und JULIANEs teils zittrige Stimme unterstreichen das Scheitern der Landpomeranze in der groĂen weiten Welt. â Genutzt hat es nichts, es wurde kein Hit, auch das Album fiel beim Publikum durch.
STYX-Cover kommt nicht an
1981 wurde die âNon-Album-Singleâ âNiemand hat Zeitâ veröffentlicht â erneut schrieb MICHAEL KUNZE den Text zu einem Coversong â diesmal wurde der STYX-Titel âToo Much Time On My Handsâ eingedeutscht. In der deutschen Version besingt JULIANE WERDING das sensible Thema, dass Eltern sich fĂŒr ihre Kinder zu wenig Zeit nehmen. WĂ€hrend das Original in Kanada und in den USA ein Top-10-Hit wurde, konnte sich die deutsche Version nicht in den Verkaufshitparaden etablieren.
Ausbildung zur PR-Frau, musikalische Pause
In einer MĂŒnchner Agentur begann Juliane 1982 eine Ausbildung zur PR-Frau, die sie abschloss und anschlieĂend in dem Bereich (neben ihrer Karriere) bis 1985 tĂ€tig war. Im gleichen Jahr veröffentlichte sie ihre dritte und letzte Single bei der EMI: âEs geht auch ohne Dichâ, die deutsche Version von ELAINE PAIGES âIf You Donât Want My Loveâ. Erneut war MICHAEL KUNZE der Textdichter â er beschrieb die Schwierigkeit, nach einer Trennung einen Neuanfang zu schaffen.
Alle bei der EMI erschienenen Lieder wurden auf der im Rahmen der âOriginaleâ-Reihe erschienenen CD âTraumlandâ auf CD veröfffentlicht.
Comeback mit „Nacht voll Schatten“
1983Â war es wieder MICHAEL KUNZE, der einen deutschen Text zu einem internationalen Hit fĂŒr Juliane fand: Aus Mike Oldfields âMoonlight Shadowâ wurde âNacht voll Schattenâ. Mit ihrem neuen Produzenten HARALD STEINHAUER und bei der neuen Plattenfirma WEA hatte Juliane wohl den richtigen Griff gemacht: Der Song wurde ein echter Verkaufsschlager.
Erstmals nach langen Jahren erreichte sie auch wieder Platz 1 der ZDF-Hitparade. Ihren Job in der PR-Agentur gab sie deshalb aber nicht auf â es blieb demnach bei sporadischen TV-Auftritten und Studio-Aufnahmen. Mit der SĂ€ngerin des Originals, MAGGIE RAILEY, ging JULIANE WERDING ĂŒbrigens viele Jahre spĂ€ter auf Tour.
Deutsche Version von „Moonlight Shadow“ – wie es dazu kam
Spannend ist es, wie es zu dieser Version kam: âDie Idee, ‚Moonlight Shadow‘ in deutscher Sprache aufzunehmen, stammte von Mambo-Chef JĂŒrgen ThĂŒrnau, und er sprach auch Virgin-Chef Udo Lange an. Doch der offizielle Weg schien nicht so gut zu funktionieren wie der inoffizielle. Juliane reiste nĂ€mlich einfach nach Berlin, weil sie wusste, dass Mike Oldfield da gerade ein Konzert gab.
In der WaldbĂŒhne schaffte sie es problemlos, ohne Eintrittskarte oder gar einen Backstagepass hinter die BĂŒhne und bis in die NĂ€he des groĂen Mike Oldfield zu kommen. Und ohne groĂes Drumherumreden fragte sie ihn, ob er etwas dagegen hĂ€tte, wenn sie seinen Titel mit einem deutschen Text aufnehmen wĂŒrde. Ihm blieb schlieĂlich nichts anderes ĂŒbrig, als ja zu sagen“. (Quelle: Musikmarkt vom 15. MĂ€rz 1984).
Mystische Texte kommen an
In der folgenden Zeit nahm sich JULIANE WERDING mystischer, geheimnisvoller Texte an â stets von HARALD STEINHAUER produziert und mit Texten von Dr. MICHAEL KUNZE. Erstmals in den 1980er Jahren wurde 1984 eine Original-Single (kein Cover) von diesem Team heraus gebracht: âGeh nicht in die Stadt (heut Nacht)â war trotz schwierigem Themas erfolgreich â der Lebenspartner JULIANEs kam aufgrund Perspektivlosigkeit auf die schiefe Bahn â ihr Appell: âGeh nicht in die Stadt!â wird von diesem aber nicht erhört. â
Der Song war so stark, dass die Schweizer SĂ€ngerin SUE SCHELL (die SUE von PETER, SUE & MARC) ihn auf Englisch aufnahm (âTwo Different Beatsâ) â leider weithin unbeachtet⊠– umso erfolgreicher war JULIANEs deutsche Version in den Niederlanden.
NIK KERSHAW bringt GlĂŒck
Im Sommer 1984 wurde es wohl mal wieder Zeit fĂŒr eine deutsche Cover-Version â NIK KERSHAW hatte seinerzeit einen Hit mit âWouldnât It Be Goodâ, in dem es um englische Innenpolitik (die von MARGRET THATCHER) ging â bei Juliane hieĂ es âSonne auf der Hautâ â erneut konnte sie damit die Charts entern. Erstmals wurde bei dieser Single, die erneut auch in den BeNeLux-LĂ€ndern erfolgreich war, MATS BJĂRKLUND als Coproduzent erwĂ€hnt.
WĂ€hrend Textdichter MICHAEL KUNZE sich bei âNacht voll Schattenâ inhaltlich noch am Original orientierte, hat er bei âSonne auf der Hautâ sein eigenes Thema gefunden â JULIANE WERDING beklagt darin die OberflĂ€chlichkeit eines attraktiven Anblicks, die oft zu Lasten des Charakters geht: âbraungebrannt und niemals ganz allein⊠doch innendrin ein Herz aus Steinâ.
Forennutzer âPinkPopĂlsKlingâ deckt mĂ€nnliches oberflĂ€chliches Denken da schonungslos auf â nicht gerade schmeichelhaft fĂŒr Frau WERDING: âTja, Juliane, es ist ein Naturgesetz, dass beim Kampf um einen Mann die Naturheilpraktikerin dem glamourösen Vamp unterliegt, also jammer nicht rum.â Die einen sagen so â die anderen so: Auch âSonne auf der Hautâ wurde ein Verkaufserfolg.
Bemerkenswertes Album
Ende 1984 erschien mit âOhne Angstâ die nach vier Jahren wieder erste LP, auf der die ersten drei WEA-Singles enthalten waren und als vierte Single âDrei Jahre langâ ausgekoppelt wurde â ein Song, der wie eine Fortsetzung der Vor-VorgĂ€ngersingle âGeh nicht in die Stadtâ angesehen werden kann: Offensichtlich hielt sich der fiktive Freund nicht an die Ansage, ânicht in die Stadt zu gehenâ und wanderte in den Bau â und zwar fĂŒr âDrei Jahre langâ.
Wieder schrieb MICHAEL KUNZE einen eindringlichen Text auf HARALD STEINHAUERs Komposition â der anspruchsvolle Schlager war auch kommerziell erfolgreich, es reichte fĂŒr eine gute Top-30-Position.
Interessant: Einige Protagonisten der Neuen deutschen Welle schrieben einige der Songs auf ihrer Comeback-LP, so schrieben FRIEDEL GERATSCH (GEIER STURZFLUG), HARRY GUTOWSKI (Songautor von FRL. MENKE) und GUNTMAR FEUERSTEIN (STRANDJUNGS) den einen oder anderen Song der Platte.
âLohn der Angstâ war die fĂŒnfte und letzte Auskopplung aus JULIANEs Comeback-Album âOhne Angstâ. Erneut ist sie in Sorge, um das, was ihr Freund so nachts treibt, wobei MICHAEL KUNZE im Text offen lĂ€sst, was genau so besorgniserregend ist â vielleicht ein (illegales?) Autorennen? FĂŒr den groĂen Erfolg ihrer letzten Lieder erhielt JULIANE WERDING 1985 aus den HĂ€nden von DIETER THOMAS HECK die erste von insgesamt fĂŒnf Goldenen Stimmgabeln ĂŒberreicht.
Ausbildung als Heilpraktikerin
Der Musikjahrgang 1985 war fĂŒr Juliane damit abgeschlossen â und ebenso ihre TĂ€tigkeit in der Public Relations-Branche. Stattdessen begann sie eine Ausbildung als Heilpraktikerin. WĂ€hrend ihrer Zeit in der PR Agentur hatte sie nĂ€mlich die Aufgabe, medizinische Artikel in eine verstĂ€ndliche Sprache zu bringen – dabei kam sie immer tiefer in medizinische Themen und beschloss, das als kĂŒnftige berufliche Perspektive in Angriff zu nehmen.
Mega-Seller „Sehnsucht ist unheilbar“
1986 erschien das ĂŒberaus erfolgreiche Album âSehnsucht ist unheilbarâ. Die LP hielt sich weit ĂŒber ein Jahr in den Longplay-Charts und wurde mit âPlatinâ und sogar âTriple Goldâ Â ausgezeichnet, was um so bemerkenswerter ist, als es die erste Langspielplatte Julianes seit ĂŒber 10 Jahren war, die die Hitparaden stĂŒrmte. Auch die erste von HARALD STEINHAUER komponierte und produzierte und von MICHAEL KUNZE getextete Single war ĂŒberaus erfolgreich:
âStimmen im Windâ kam nicht nur in die Top-20 der Verkaufscharts, sondern wurde von den Zuschauern der ZDF-Hitparade sogar zum âHit des Jahresâ gewĂ€hlt. SpĂ€testens mit diesem Lied hat sie das Rezept fĂŒr die kommenden Jahre gefunden â mystisch-geheimnisvoll wird dem geneigten Hörer ans Herz gelegt, selbst die Texte zu interpretieren â geht es um den Verlust der groĂen Liebe (der von âSusanâ)?
Geht es generell um den Sinn des Lebens â oder um Liebeskummer? Oder ist âSusanâ schizophren, weil sie Stimmen hört? Kurzum: âWas will uns der Dichter damit sagen?â Oder muss âSusanâ âSuzanneâ geschrieben werden wegen des Bezugs zum gleichnamigen LEONARD-COHEN–Song? â Genau DAS war wohl damals JULIANEs Erfolgsgeheimnis, dass diese Frage jeder fĂŒr sich beantworten musste bzw. durfte.
Der Titelsong aus ihrer Erfolgs-CD, âSehnsucht ist unheilbarâ, wurde als zweite Single ausgekoppelt â erneut ist es geheimnisvoll, was genau der Song ausdrĂŒcken will â vermutlich der Wunsch nach dem Unerreichbaren bzw. die Unzufriedenheit mit dem, was man hat angesichts dessen, was man gerne hĂ€tte als reifere Frau, die gerne wieder jung sein möchte. – Immerhin reichte es erneut auch fĂŒr die Single fĂŒr einen Top-30-Song.
Single-Auskopplung „WĂŒrfelspiel“ Riesenhit
Auch die dritte 1986er Single, âDas WĂŒrfelspielâ, wurde ein groĂer Erfolg â diesmal etwas esoterisch angehaucht mit einem schönen Saxofonsolo und dem gewohnt mystischen Text: JULIANE WERDING wartet darin auf einen Zug und verfĂ€llt wie in Trance in der Wartehalle einem WĂŒrfelspiel mit einem Ă€lteren Mann, verpasst einen Zug – wĂ€re sie eingestiegen, wĂ€re sie verunglĂŒckt, weil der Zug einen schweren Unfall hatte – erneut dachte sich MICHAEL KUNZE die Story aus.
Auch „Jenseits der Nacht“ ein groĂer Erfolg
Mit ihrem 1987er Platin-Album âJenseits der Nachtâ, fĂŒr das sogar an exponierter Stelle in der Bild-Zeitung damals Werbung geschaltet wurde, erreichte Juliane die Top-10 der Album-Charts in Deutschland. Und auch die erste Single-Auskopplung schlug ein: âVielleicht irgendwannâ wurde mit dem bewĂ€hrten Team eingespielt (STEINHAUER / KUNZE). Der Identifikationsfaktor war in dem Lied, in dem es um die TrĂ€ume und SehnsĂŒchte einer Frau geht, die von ihrem Partner sitzen gelassen wurde, offensichtlich erneut groĂ.
Privates GlĂŒck: Sohn GABRIEL kommt zur Welt
Die beiden anderen Singles aus JULIANEs Erfolgsalbum (âWahre LĂŒgenâ und âTrĂ€nen im Ozeanâ) konnten sich nicht in den Verkaufshitparaden platzieren. DafĂŒr landete JULIANE WERDING einen anderen Hit – im August 1987 kam Sohn Gunter – ÀÀÀÀh, Sohn GABRIEL zur Welt.
FĂŒr ihre groĂen Erfolge 1987 wurde sie als erfolgreichste KĂŒnstlerin des Jahres mit der âBerolinaâ ausgezeichnet (VorgĂ€ngerin des spĂ€teren âEchosâ). Erneut erhielt sie in jenem Jahr auĂerdem die Goldene Stimmgabel.
Auch „Tarot“ kommt an
Im Herbst 1988 brachte Juliane mit âTarotâ eine weitere ĂŒberaus erfolgreiche CD (erneut Goldene Schallplatte) heraus. Die erste Single âStarke GefĂŒhleâ lĂ€sst wieder Interpretationsspielraum â was mag damit gemeint sein?: âHerzen, die brennen, erschreckt kein Verbotâ und âSie warf ihre Ăngste hin â um sich zu ergebenâ.. – Das mystische Erfolgsrezept zog weiter, JULIANE WERDING landete erneut einen Top-40-Hit â in Zeiten, in denen ansonsten kaum ein deutschsprachiger Interpret in den Single-Charts eine Chance hatte.
AnschlieĂend wurde der Titelsong âTarotâ ausgekoppelt â nach wie vor war JULIANE ja auf dem âesoterischenâ Trip â diesmal behandelte sie das Thema Eifersucht in mystischer Form. Ein Hit wurde ebenso wenig daraus wie die dritte Single aus dem Album â erneut ging es bei âNebelmondâ recht mystisch zu, wobei dieser Song nach lĂ€ngerer Zeit mal von einem anderen Autoren-Team geschrieben wurde, nĂ€mlich von DIETMAR KAWOHL und JOHANN DAANSEN.
Premiere bei „Vier gegen Willy“
Angeblich finden sich in letzterem Song inhaltlich Parallelen zu GOETHEs Erlkönig, wobei bei GOETHE das Kind und bei JULIANE die Frau starb â bleibt zu sagen: âGoethe war gutâ â fĂŒr solche Texte muss man wirklich eine esoterische Antenne haben. Passenderweise stellte JULIANE WERDING ihren Song in einer Sendung vor, die kulturellen AnsprĂŒchen nun wirklich immer genĂŒgte â sie war am 25.02.1989 bei der von MIKE KRĂGER moderierten Show âVier gegen Willyâ mit dem Song zu GastâŠ
Best Of mit vielen Hits
Ende der 80er Jahre hatte Juliane nicht nur erfolgreich ihre Heilpraktiker-Ausbildung abgeschlossen â nein, sie brachte auch eine âBest Ofâ-CD bei WEA heraus: âStationen â ihre gröĂten Erfolgeâ kam genau nach dem Wochenende des Mauerfalls in die Charts und wurde ein Top-20-Erfolg. Darauf enthalten war auch eine neue Single: âWie weit ist Eden?â. Die Single mit der Sehnsucht nach dem Paradies konnte sich kurz in den Single-Charts platzieren.
Privates GlĂŒck
Auch privat lief es rund fĂŒr JULIANE WERDING: Im Sommer 1989 heiratete sie ihren Lebenspartner SEBASTIAN, kurze Zeit spĂ€ter kam Töchterchen CHARIS MARIA zur Welt. Die Ehe hielt leider nicht lange – bereits 1991 wurde das Paar wieder geschieden.
1990: Neues Produzententeam, schicksalhafte Begegnung
1990 war es dann wieder Zeit fĂŒr ein komplett neues Album. Mit neuem Produzententeam (UDO ARNDT und Ex-Spliff-Keyboarder REINHOLD HEIL) gelang erneut der Sprung in die Top-10 der Longplay-Charts. Erstmals war damals auch JULIANEs damaliger (Noch-)Mann SEBASTIAN GRUBEN an der Produktion beteiligt – er schrieb den Song âStraĂen ohne Ende“.
Pikant: Ausgerechnet wĂ€hrend der Aufnahmen zu diesem Album, âZeit fĂŒr Engelâ, lernte sie ihren spĂ€teren neuen Mann, den Musiker ANDREAS BĂRTELS, kennen. Der komponierte auch gleich den Titelsong, der auch als Single veröffentlicht wurde. Das im von MICHAEL KUNZE getexteten Song angesprochene Thema Suizid war dann wohl doch etwas zu schwere Kost fĂŒr die Hitparaden.
In die Single-Charts kam ein andrer Song aus dem Album: âDer Himmel schweigtâ. Komponiert wurde der Song unter anderem von GERD GRABOWSKI alias G. G. ANDERSON. In dem Lied geht es um eine SĂ€ngerin und ihr Schicksal. Zeilen wie âAls sie 17 war, war sie beinahâ ein Starâ deuten darauf hin, dass der Song biografische ZĂŒge enthalten könnte.
Neues Standbein Buchautorin
1990 ging Juliane auch unter die Buchautoren â gemeinsam mit WERNER STUMPF schrieb sie das Buch âMit ganzer Kraft gesundâ, in dem es um Naturmedizin und Entspannungsverfahren geht.
Neuer Produzent ARMAND VOLKER
Im November 1991 wurde es wieder Zeit fĂŒr eine neue CD, diesmal produziert von ARMAND VOLKER (MĂNCHENER FREIHEIT) â auch âZeit, nach Avalon zu gehenâ konnte sich erfolgreich in den deutschen Album-Charts platzieren. Die erste Singleauskopplung daraus, âAvalonâ, textete JULIANE WERDING höchstselbst, komponiert wurde der Song von ihrem neuen LebensgefĂ€hrten ANDREAS BĂRTELS. Wieder mal ein esoterisch angehauchtes Lied, das viel Interpretationsspielraum lĂ€sstâŠ.
Ein Song ĂŒber Prostitution?
Die zweite Single aus dem Album ist erneut âschwere Kostâ; es gibt wirklich kaum ein Thema, das JULIANE WERDING bis dato nicht angepackt hatte. In âRote Schuhââ scheint es um Prostitution zu gehen, wobei die Verklausulierung der Werdingschen Worte natĂŒrlich wie ĂŒblich Interpretationsspielraum lĂ€sst. Erneut erhielt sie 1991 die Goldene Stimmgabel.
NĂ€chstes Album in Eigenregie
1992 trat JULIANE WERDING erstmals als (Co-)Produzentin ihrer neuen CD in Erscheinung  â gemeinsam mit ihrem LebensgefĂ€hrten ANDREAS BĂRTELS und MATS BJĂRKLUND wurde âSie weiĂ, was sie willâ produziert; den Song schrieb JULIANE WERDING auch mi ANDREAS BĂRTELS â es wurde ein veritabler Hit.
Zu gewinnen: Duett mit JULIANE WERDING
Bei der von SABRINA LALLINGER-FOX 1993 moderierten ZDF-Samstagabend-Show âTraumjobâ  gab es u. a. ein Duett mit Juliane Werding zu gewinnen. Eine Bewerberin namens ULRIKE SAUERLAND machte das Rennen und nahm mit JULIANE den Song âNadzaâ auf. Der Clou: Der Song wurde ânurâ als B-Seite veröffentlicht. Der Song âAns Meer zurĂŒckâ aus dem Album âSie weiĂ, was sie willâ wurde wohl als hitparadentauglicher angesehen â leider zu Unrecht, wobei ein Hintergrund sein könnte, dass die Quoten der ZDF-Show desaströs waren.
Wiedergeburt als Schlagerthema
Mit âGeister ĂŒber Afrikaâ griff Interpretin und Textdichterin JULIANE WERDING wieder ein heiĂes Eisen auf â es geht hier um Wiedergeburt und um die Erinnerung an ein frĂŒheres Leben â auch vor dem Thema Reinkarnation machte JULIANE nicht Halt. Oder drehen sich die Worte um Sekten? Wieder mal bleibt dem Zuhörer Interpretationsspielraum. Mit der Ethnopop-Nummer âGeister ĂŒber Afrikaâ ging es erneut in die Verkaufs-Charts.
Mal wieder ein Cover
Nach langer Zeit veröffentlichte JULIANE WERDING im Herbst 1994 mal wieder die deutsche Coverversion eines internationalen Hits: Aus ROY ORBISONs âYou Got Itâ wurde bei JULIANE âDu schaffst esâ. Sowohl die Single als auch die gleichnamige CD enterten erneut die Verkaufshitparaden.
Erste Deutschland-Tournee
Die zweite Auskopplung aus diesem Album schaffte es in Belgien und den Niederlanden in die Hitparaden â in Deutschland hingegen nicht: Gemeinsam mit MAGGIE REILLEY und VICTOR LAZLO interpretierte JULIANE WERDING den Song âEngel wie Duâ. Mit den beiden Gesangskolleginnen ging sie damals auch erstmals(!) auf Deutschland-Tournee, die âFreundinnen“ genannt wurde.
Die dritte Single aus ihrem 1994er Album, âSinglesâ, sorgte fĂŒr eine Ăberraschung â ausnahmsweise ist der Text nicht mystisch, esoterisch und verklausuliert â nein, es geht klar um das Single-Leben.
Letzter Singlehit
Im Herbst 1995 erschien wieder ein Werding Album: âAlles okayâ. Mit der gleichnamigen Single war sie letztmals in den Single-Verkaufscharts prĂ€sent, der Song wurde produziert, komponiert und getextet von Juliane und Andreas BĂ€rtels. Die Plattenfirma schrieb damals dazu:
âDie Zeit war reif fĂŒr diese Single⊠JULIANE WERDING prĂ€sentiert sich mit diesem Statement souverĂ€n und mitreiĂend melodisch. Alles okay wurde im FrĂŒhling 1995 komplett live und ohne produktionstechnische Kapriolen eingespielt. ANDREAS BĂRTELS, JULIANE WERDING und ihre rein akustisch besetzte Band verlieĂen sich ganz und gar auf die QualitĂ€t der Komposition sowie ein gitarrenorientiertes Arrangement. Dazu lĂ€sst eine lyrische Traumreise ĂŒber eine imaginĂ€re Himmelsautobahn Fiktion und Wirklichkeit miteinander verschmelzen.â
Als zweite Single aus dem Album wurde Anfang 1996 âGib niemals auf!â ausgewĂ€hlt â die Hymne daran, an sich selbst zu glauben, war nicht sonderlich erfolgreich. Vielleicht war der âTschakka! Du schaffst es!â-Song inhaltlich zu nah an ihrer kurz zuvor erschienenen deutschen Version von âYou Got Itâ.
Platz 1 der ZDF-Hitparade
Nach einer Pause kam im Herbst 1997 wieder ein Album, das es erneut in die Top-50 der Album-Charts schaffte: âLand der langsamen Zeitâ. Als erste Single daraus erschien âWeiĂt Du, wer ich bin?â â Der Song kam insbesondere bei der ZDF-Hitparade sehr gut an â Juliane erreichte damit einen ersten Platz und durfte insgesamt gleich vier Mal mit ihrem Titel in Berlin vorstellig werden. Erneut geht es um Reinkarnation, wieder mal weht ein Hauch von Esoterik durch den ansonsten modern produzierten Song.
Als Promo-Single (in verkĂŒrzter Radio-Version) wurde das CD-TitelstĂŒck âLand der langsamen Zeitâ, das im ENYA-Stil daherkommt, veröffentlicht.
Die dritte Single de CD war die New-Age-Power-Ballade âEhendu Namanduâ. Intention des Liedes war wohl, die Ausbeutung der natĂŒrlichen Ressourcen anzuprangern. Die Plattenfirma schreibt zum Song: âEhendu Namandu ist ein Wort aus einer der zahlreichen Indianersprachen, das frei ĂŒbersetzt ungefĂ€hr so viel bedeutet wie das âKyrie Eleisonâ (âHerr, errette uns!â). In âEhendu Namduâ setzt Juliane Werding sich mit dem Raubbau des Menschen an der Natur und damit auch an seiner eigenen Lebensgrundlage auseinanderâ.
1998 weniger esoterisch als sonst
Nicht ganz so esoterisch, sondern ganz lebensnah wurde es 1998 mit der nĂ€chsten Single: âMĂ€nner kommen und gehenâ aus dem letzten WEA-Album âSIEâ. Die MĂ€nner mĂŒssen jetzt stark sein: Aussagen wie âWenn Du einen triffst, dann schlaf nicht gleich mit ihmâ sind einigen triebgeplagten Herren sicher ein Dorn im Auge.
Im Januar 1998 ging Juliane auf groĂe erfolgreiche Deutschland-Tour, im Oktober des Jahres erhielt sie erneut die Goldene Stimmgabel ĂŒberreicht.
FĂŒr die ARD-Serie âDrei mit Herzâ steuerte JULIANE WERDING den auf ihrer âSIEâ-CD enthaltenen Song âAlles kann passierenâ bei, der auf Single ausgekoppelt wurde.
Duett mit HOWARD JONES
Ein Titel aus ihrem letzten Studio-WEA-Album war auch âI Rememberâ. Den hat sie auch im Duett mit HOWARD JONES gesungen, der Song wurde auch als Single ausgekoppelt und war Bestandteil von ihrer âBest Ofâ-CD âDer Weg 1972 â 1999â. Â Darauf enthalten war auch eine neue Version ihres Klassikers in neuer Version: âConny Kramer 2000â.
WEA-Ăra nach 15 Jahren beendet
Die 15 Jahre andauernde Zusammenarbeit mit der WEA war damit beendet, und es wurde mit Polydor ein neuer Vertrag abgeschlossen. Dort wurde zunĂ€chst eine Promo-Maxi-CD veröffentlicht. Der Titel war spĂ€ter auch Namensgeber der Longplay-CD. ANDREAS BĂRTELS, von dem sie sich kurz zuvor trennte, schrieb den Song âEs gibt kein ZurĂŒckâ Ob ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Tatbestand der Trennung und dem Song-Inhalt besteht (Frau bringt ihren Ehemann um und haut mit dem Geld ab) â darĂŒber kann man trefflich spekulieren.
Im Sommer des Jahres wurde mal wieder eine Cover-Version veröffentlicht â der renommierte Produzent DIETER FALK produzierte die deutsche Version des MARQUE-Songs âOne To Make Her Happyâ â JULIANE WERDING textete darauf âDaisyâ.
CD-Verschiebung wird transparent begrĂŒndet
Schon damals gab es ĂŒbrigens Verschiebungen von geplanten TontrĂ€ger-Veröffentlichungen – Julianes Polydor-CD war betroffen. Im Gegensatz zu heute wurden damals die Fans mit ins Boot genommen und um VerstĂ€ndnis geworben.
Julianes damalige Managerin BIRGIT GIBSON lieĂ verlautbaren:
im Klartext der Markt ist derzeit „tot“. Viele Sendungen werden ĂŒber die Sommermonate nicht produziert, der Handel ordert nicht ohne die nötige MedienunterstĂŒtzung , und, und und
– das war zwar unbequem, aber wenigstens ehrlich, auch wenn die Terminverschiebungen damals mit viel UnverstĂ€ndnis aufgenommen wurden und mit einer eher unterdurchschnittlichen Charts-Notiz quittiert wurden.
Neues Buch mit neuem LebensgefÀhrten
In dieser Zeit veröffentlichte Juliane Werding ein weiteres Buch – âSagen Sie mal, Herr Jesus“. Gemeinsam mit ihrem neuen LebensgefĂ€hrten UWE BIRNSTEIN fĂŒhrte sie fiktive Interviews mit Persönlichkeiten aus der Bibel. 2003 erschien davon sogar ein zweiter Teil. – Und ein weiteres Buch erfreute die Fans der SĂ€ngerin JULIANE WERDING: Nach fast 30 Jahren erschien erstmals seit knapp 30 Jahren wieder ein 460 Seiten umfassendes Songbuch mit vielen ihrer Texte 1972 bis 2001.
Sie absolvierte damals ach einen Schauspielkurs und spielte sogar eine Rolle im TheaterstĂŒck „Die Vagina-Monologe“ von EVE ENSLER. Im MĂŒnchner Metropol-Theater wurde das StĂŒck 2000 und 2002 aufgefĂŒhrt.
2002 erneut auf Tour
Im FrĂŒhjahr 2002 ging Juliane dann auch zur Freude ihrer Fans wieder auf mehrmonatige Deutschland-Tour, bei der sie neben Liedern ihrer aktuellen Tour auch viele ihrer Klassiker vortrug.
Nachdem die Polydor 2002 JULIANEs Album wieder vom Markt nahm (manchmal ist man von der ProfessionalitĂ€t der Plattenfirmen schon sehr beeindruckt), wurde verstĂ€ndlicherweise der Vertrag mit dieser Plattenfirma nicht verlĂ€ngert. Wobei auch JULIANE WERDINGs frĂŒhere Plattenfirma in der Zeit âgroĂes Kino“ bot. Bei der NeuankĂŒndigung der Best Of-CD âNur das Beste“ wurde u. a. der Song âAm Tag, als Johnny(!) Kramer starb“ angekĂŒndigt – ohne Worte…
HARALD STEINHAUER kehrt als Produzent zurĂŒck
Im Sommer 2003 wurde ein Vertrag mit Artists & Acts in MĂŒnchen unterzeichnet und eine erneute Zusammenarbeit mit HARALD STEINHAUER vereinbart, allerdings sollte es noch bis zum Sommer 2004 dauern, bis die nĂ€chste CD erschien namens âDie Welt danach“ erschien – produziert von HARALD STEINHAUER und FRANKIE CHINASKY, wobei JULIANE WERDING diesmal alle Texte selber verfasste.
Die im Handel erhĂ€ltliche Vorab-Single âLass es geschehen“ prĂ€sentierte sie in der von JĂRG PILAWA prĂ€sentierten ARD-Show âDeutschlands gröĂte Hits“. Parallel wurde auch JULIANE WERDINGs erste DVD (âIn Concert“ beinhaltet u. a. einen Konzertmitschnitt vom Berliner Friedrichstadtpalast) veröffentlicht.
Wer zweideutige Hintergedanken bei der Schlagzeile âLass es geschehen“ hat, wird enttĂ€uscht – Juliane Ă€uĂerte sich wie folgt zu ihrer neuen Single:
âMan muss lernen zu erkennen, welche Situationen und Dinge sich Ă€ndern lassen und was man einfach hinnehmen muss. Es gibt Ereignisse in jedem Leben, fĂŒr die wir keine ErklĂ€rung finden, sie erscheinen uns nicht gerecht, und doch muss jeder mit den Konsequenzen leben. … Wichtig ist, die Kraft zu entwickeln, ĂŒber sich selbst hinauszuwachsen, ĂŒber seinen Schatten zu springen, sich selber zurĂŒckzunehmen und Dinge, die unverĂ€nderbar sind, eben einfach hinzunehmen, geschehen zu lassen, manchmal nur, um sie ertrĂ€glicher zu machen. Lass es geschehen!“
Abstimmung im Internet – anno 2004
FĂŒr die Auswahl der nĂ€chsten Single ging Juliane 2004 ungewöhnliche Wege – die Fans durften im Internet abstimmen, welcher Song als zweite Single ausgekoppelt werden sollte – diese entschieden sich fĂŒr den Titelsong âDie Welt danach“ mit 1.078 Stimmen. Spannend: Auf der Handels-Single wurden zwei komplett unterschiedliche Versionen mit unterschiedlichen Texten veröffentlicht. –
Guter Kompromiss: Weil auch âNur Sterne“ immerhin 850 FĂŒrsprachen erhielt, wurde der Song als dritte Single ausgekoppelt. Spannend an der Aktion: Die Wahl lief ĂŒber E-Mail-Nachricht, so dass es nicht darum ging, wer am hĂ€ufigsten einen Button anklickte. Erneut ein Lied aus dem Leben: Vor die Wahl gestellt zwischen LoyalitĂ€t zu ihrer besten Freundin und dem GefĂŒhl des Verliebtseins, entscheidet sich JULIANE WERDING schweren Herzens fĂŒr ihre Freundin.
2005 wieder auf Tour
Erneut wurde die neue CD zum Anlass genommen, auf Tour zu gehen – im Januar 2005 begab sich Juliane wieder eine Deutschland-Tournee, wo sie erneut basisdemokratische Wege ging: Ihre Konzert-Fans durften entscheiden, welches Lied als vierte (und letzte) Single ihres aktuellen Albums erscheinen sollte. Mit 461 Stimmen lag âVergibst Du mir?“ denkbar knapp vor âEngel an Deiner Seite“ (454 Stimmen). – Schwere Kost: In dem Lied geht es um eine Mutter, die ihr ungewolltes Kind zur Adoption gegeben hat nach vielen Jahren wiedersieht.
Zum âguten Schluss“ des Jahres 2005 heiratete Juliane ihren LebensgefĂ€hrten UWE BIRNSTEIN.
Re-Release des ersten Albums
Nachdem bei Ebay Julianes erste Langspielplatte bei Ebay fĂŒr unglaubliche 50.000 EUR verkauft wurde (man muss da allerdings auch gaaanz fest dran glauben), entschied sich ihre alte Plattenfirma Hansa (Ariola) Anfang 2006 zur Freude vieler Fans, ihr Erstlingswerk âIn tiefer Trauer“ als Re-Release auf CD zu veröffentlichen.
Album zum 35-jĂ€hrigen BĂŒhnenjubilĂ€um
Im FrĂŒhjahr 2006 erschien dann auch die zweite CD Julianes bei ihrer Plattenfirma DA Music: âSehnsucher“ – das Album zum 35-jĂ€hrigen BĂŒhnenjubilĂ€um. Die CD wurde vom gleichen Team produziert wie die VorgĂ€nger-Scheibe âDie Welt danach“. Kurz darauf wurde auch ein Buch veröffentlicht: âSehnsucher – sieben Wege, mit der Sehnsucht zu leben.“
Als erste Single aus dem neuen Album wurde vorab im Februar âVergiss nicht, dass Du lebst“ ausgekoppelt. In typischer JULIANE-WERDING-Manier versuchte die SĂ€ngerin bei dieser Gitarren-Pop-Nummer ihre Zuhörer davon zu ĂŒberzeugen, an das zu denken, worauf es im Leben ankommt – eben nicht auf Arbeit und Alltag.
Das ganze in eine Geschichte von einem Wissenschaftler zu verpacken, der in seinem Labor experimentiert – darauf muss man erst mal kommen… Als zweiter Track der Single ist darauf ĂŒbrigens der von ihr geschriebene Song âKleine MĂ€nner“, den sie kurz darauf auch ins Live-Programm genommen hatte, ohne dass er es auf das Album geschafft hĂ€tte.
Am 2. Juni 2006 erschien die zweite Single aus dem Album: âZusammen„. In dem Lied setzt sich ein Traummann direkt aus ihren TrĂ€umen sich in ihr Auto – wenn’s doch immer so einfach wĂ€re.. Bemerkenswert: Es handelte sich dabei um eine Promo-Single, auf Wunsch konnten die Fans die Maxi-CD aber auch ĂŒber Juliane Werdings Internet-Seite bestellen – da konnte man als UDO-JĂRGENS-Fan JULIANE WERDING zu ihrem Umfeld nur gratulieren – schade, dass so etwas nicht generell eine SelbstverstĂ€ndlichkeit war…
Als dritte Single wurde âFĂŒr immer“ ausgekoppelt – die Nummer schaffte es zur Nummer eins der damaligen Radio-âDeutsch-Rock“-Charts; vielleicht half dabei auch, dass am Schluss der Nummer ein Sprecher etwas in gĂ€llischer Sprache erzĂ€hlte. Die letzte Auskopplung aus dem Album war âMystify Your Life“.
2006 noch mal eine ungewöhnliche Tour
Wie schon bei ihren letzten TontrĂ€ger-Veröffentlichungen gab es im Herbst 2006 erneut eine Tour zur CD – diesmal mit Liedern, die zuvor nie auf Tour gespielt wurden, wie Manager CHRISTOPH GASSMANN im Vorfeld versprach..
Erste Live-CD
Das Konzert in Halle (SteintorvarietĂ©) wurde mitgeschnitten und im FrĂŒhjahr 2007 als Live-CD veröffentlicht. Ihre siebte Tour mit achtköpfiger Band war die erste, die es auf CD schaffte, wobei einige Fans sich wunderten, dass Juliane ihren Mitmusikern bei gleich mehreren Songs Gelegenheit gab, selbst als SĂ€nger tĂ€tig zu werden, so dass nicht alle der Songs auf ihrer CD auch wirklich von Juliane selber gesungen wurden.
Andrerseits sagt JULIANE WERDING ihre Songs in teils epischer Breite auf der CD an, das wurde NICHT herausgeschnitten – erneut denkt man als UDO-JĂRGENS-Fan kopfschĂŒttelnd daran, dass so etwas selbst bei dessen letztem Live-Konzert nicht möglich gemacht wurde und brutal die Ansagen rausgeschnitten wurden – klasse, dass JULIANE WERDING und ihr Umfeld es anders handhabten!
Neues Buh und Hörbuch
Im Oktober 2007 war es wieder Zeit fĂŒr ein neues Buch – erneut mit ihrem Mann UWE BILSTEIN verfasst, ging es abermals um fiktive Interviews mit Protagonisten der Bibel – diesmal aber unter reiĂerischem Titel: âHuren – Heuchler – Heilige“. (Das Buch erschien in stark gekĂŒrzter Fassung ĂŒbrigens auch als Hörbuch). Vielleicht wĂ€re dieser Buchtitel wĂ€re wohl angemessen, wenn JULIANE WERDING ein Buch ĂŒber die Schlagerbranche geschrieben hĂ€tte.
2008: Neues Album, neue Tour
Anfang 2008 wurde vom inzwischen etablierten Team eine dritte CD namens âRuhe vor dem Sturm“ produziert ; die CD schrammte knapp an den Top-20 der Album-Charts vorbei. Vorab erschien mal wieder eine mystisch angehauchte Single: âHaus ĂŒber’m Meer„. Es geht darin um eine Frau, die einen ihren ehemaligen Partner in dessen âHaus ĂŒber’m Meer“ besucht. Dieser hat sie enttĂ€uscht – aber JULIANE WERDING nimmt seine Entschuldigung nicht an – mal wieder ein Text aus dem Leben..
Auch die âRuhe vor dem Sturm“-CD wurde 2008 im Rahmen einer kleinen Deutschland-Tour vorgestellt.
Mit âUnsichtbar“ wurde eine zweite Radio-Promo-Single aus ihrem Erfolgs-Album ausgekoppelt.
UnspektakulĂ€rer kompletter konsequenter RĂŒckzug ins Privatleben
Nach 1989 und 1999 veröffentlichte Julianes Plattenfirma DA-Records 2009 wieder eine âBest Of“-CD – diesmal unter dem Namen âNur Sterne – das Beste 2004 bis 2009″. Auch diese CD erreichte wieder kurz die Bestsellerlisten, obwohl damit keine groĂen TV-Auftritte einhergingen. Der Hintergrund ist klar: JULIANE WERDING eröffnete eine Praxis als Heilpraktikerin und zog sich recht unspektakulĂ€r ins Privatleben zurĂŒck. Seither tritt sie nicht mehr als SĂ€ngerin auf, ihre TontrĂ€ger sind aber immer noch beliebt.
2010 veröffentlichte DA Music eine spannende Doppel-CD namens FundstĂŒcke, auf der seltene Maxi-Versionen und B-Seiten veröffentlicht wurden – die Fans hat es sicher gefreut.
Im Laufe ihrer Karriere hat sich JULIANE WERDING immer wieder gewandelt, griff viele Themen auf und sah sich weniger als SchlagersÀngerin und mehr als GeschichtenerzÀhlerin. Vor einigen Jahren gab es einen wohl sehr treffenden Seitenhieb auf eine Sangeskollegin, die zwar sicher weit mehr kommerziellen Erfolg hat als sie, aber dennoch hat die Aussage ihre Berechtigung. JULIANE WERDING meinte damals:
In erster Linie möchte ich Geschichten erzĂ€hlen, die unterhalten oder zum Nachdenken anregen. Ich sehe mich da in der Tradition der Barden und MinnesĂ€nger, die Mythen und Neuigkeiten in Liedform ĂŒberliefert haben. Mir kommt es auf den Inhalt an. Ich könnte nicht in endlosen Variationen davon singen, dass ich mich verliebt habe oder tausendmal betrogen wurde. Dazu bietet die deutsche Sprache viel zu viele Ausdrucksmöglichkeiten, um sich darauf zu beschrĂ€nken.“
Es bleibt noch immer zu hoffen, dass JULIANE WERDING fĂŒr ein Weilchen wieder ins Rampenlicht tritt, um vielleicht das eine oder andere neue Lied vorzustellen oder gar (kurz) auf Tour zu gehen – so lange kann die Praxis ja Betriebsferien machen – die Fans wĂŒrde es freuen. Bis dahin kann man der vielseitigen SĂ€ngerin nur alles Gute wĂŒnschen. Mit diesem ellenlangen Artikel gratulieren wir der bemerkenswerten KĂŒnstlerin herzlich zum 65. Geburtstag.
Folge uns:
Man muss den Schlagerprofis zu einer weiteren ausfĂŒhrlichen Biografie zu einer deutschen MusikkĂŒnstlerin gratulieren. Es gibt ja andere Schlagerportale wo eher in Art der Klatsch und Tratsch-Presse berichtet wird. Es ist ĂŒbrigens Wahnsinn das Juliane Werding schon 65 Jahre alt ist. Man sieht sie immer noch mit ihrem „WĂŒrfelspiel“ auf der BĂŒhne stehen.
Martin
Es gibt nur eine Handvoll SÀngerinnen, die wirklich Texte singen können die in die Tiefe gehen, und Juliane Werding gehört dazu!
Sie war eine groĂartige SĂ€ngerin und ich bedauere es sehr, dass sie nicht mehr auf der BĂŒhne steht!
An Juliane Werding sollten sich Fischer und Berg mal ein Beispiel nehmen…. denn es muss nicht immer dieser Kommerz- ScheiĂ sein, es geht auch anders!